Am 1. Juli werden die Renten in Deutschland angepasst. Aber für viele Ruheständler enttäuschend: Die Rentenerhöhung bleibt hinter der Inflation zurück. Was Rentner jetzt tun können.

Die diesjährige Rentenerhöhung zum 1. Juli bleibt für viele Ruheständler hinter der erwarteten allgemeinen Preissteigerung zurück. Die Renten würden im Westen um 4,39 Prozent und im Osten um 5,86 Prozent angehoben, teilte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Montag mit. Im Westen ist dies die dritthöchste Anhebung seit der Wiedervereinigung 1990. Auch im Osten fiel die Erhöhung nur selten noch höher aus. Für einen großen Teil der über 21 Millionen Rentner und Rentnerinnen könnten die Anhebungen unter dem Strich dennoch einen Kaufkraftverlust bedeuten. Wirtschaftsforschungsinstitute sagten zuletzt für dieses Jahr eine Inflation zwischen 5,4 und 6,2 Prozent voraus.

Für die Rente eines Durchschnittsverdieners mit 45 Beitragsjahren bedeuten die Erhöhungen monatlich im Westen rund 71 Euro und im Osten gut 93 Euro mehr. Die Renten folgen der Lohnentwicklung. Bereits im vorigen Jahr war die Rentenanpassung trotz einer Rekorderhöhung um 5,35 Prozent im Westen und um 6,12 Prozent im Osten unterhalb der Teuerungsrate geblieben. Diese betrug für das Gesamtjahr 2022 laut Statistikamt 6,9 Prozent.

Das können Rentner jetzt tun

Weil die Rentensteigerung 2023 wohl geringer ausfällt als gedacht, müssen Rentner mit einem Kaufkraftverlust rechnen. Wie hoch dieser schlussendlich ausfällt, das hängt mit der persönlichen Inflationsrate zusammen. Rentner, die über keine Rücklagen verfügen, werden wohl sparen und ihre Geld zusammenhalten müssen. 

Ruheständler, die etwas Geld angespart haben, können dahingegen von den gestiegenen Zinsen auf dem Tagesgeld und Festgeld profitieren. Wer neben einem Notgroschen für dringende Ausgaben noch Geld übrig hat, der legt dies auf dem Tagesgeldkonto oder dem Festgeldkonto an. Im BÖRSE ONLINE Tagesgeld-Vergleich finden Sie aktuell Zinsen von bis zu 2,5 Prozent. Und im BÖRSE ONLINE Festgeld-Vergleich gibt es bis zu 2,9 Prozent Zinsen pro Jahr.

Und weil die Inflation aktuell größer ist als die Rentenerhöhung 2023, so können Anleger auch etwas Geld an der Börse anlegen. Aktuell ist diese zwar von Schwankungen geprägt, doch wer etwas Geld neben dem Notgroschen und neben der Anlage auf dem Tagesgeld- oder Festgeldkonto hat, der kann in ein breit gestreutes Produkt auf die Weltwirtschaft setzen. Keinesfalls sollte es aber zu riskant sein, denn das Geld soll ja für die Rente bleiben und gegebenenfalls den einen oder anderen Prozentpunkt an Rendite abwerfen.

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Bundesminister Heil: Rentenanpassung Ost-West wird ein Jahr früher erreicht

Ein Jahr früher als geplant wird mit der Rentenanpassung bereits in diesem Jahr die Angleichung der Rentenwerte im Osten an Westdeutschland erreicht, weil die Löhne im Osten stärker aufholten. Ein Beitragsjahr beschert einem Rentner oder einer Rentnerin mit einem Durschnittsverdienst dann gleichermaßen 37,60 Euro pro Beitragsjahr. Derzeit liegt der Rentenwert mit 36,02 Euro noch etwas höher als im Osten mit 35,52 Euro.

"Diese Erhöhungen sind möglich, weil der Arbeitsmarkt in guter Verfassung ist und die Löhne steigen", erklärte Heil. "Ich freue mich besonders, dass die Rentenangleichung Ost aufgrund der positiven Entwicklung ein Jahr früher erreicht wird."

Der SPD-Politiker kündigte an, er wolle das gesetzliche Rentenniveau von mindestens 48 Prozent eines Durchschnittslohns über 2025 hinaus festschreiben. Das entsprechende Rentenpaket, das auch Details der von Finanzminister Christian Lindner (FDP) forcierten Aktienrente regeln soll, steht aber noch aus.

Die Rentenanpassung bleibe aktuell hinter der Inflation zurück, räumte das Ministerium ein. Aber das sei nur eine Momentaufnahme. Der Rentenwert sei im Jahresschnitt in den zehn Jahren seit 2012 im Westen um 26 Prozent und im Osten um 40 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum seien die Preise um 20 Prozent gestiegen. Neu abgeschlossene Tarifverträge sähen derzeit "beachtliche Lohnerhöhungen" vor. Diese schlügen sich in der Rentenanpassung zum 1. Juli nächsten Jahres nieder.

(Mit Material von Reuters)