Vor genau 30 Jahren musste die britische Notenbank die eigene Währung abwerten. Der US-amerikanische Investor George Soros hatte genau das vorausgesehen – und verdiente innerhalb weniger Stunden geschätzt eine Milliarde Pfund. Wie er das gemacht hat? Eigentlich ganz einfach. Wenn man weiß, wie. Von Felix Petruschke
Mit geliehenem Geld wettete George Soros gegen das britische Pfund. Großbritannien war damals Mitglied im ERM, einem europäischen Wechselkursmechanismus, der die Schwankungen zwischen Pfund, D-Mark, Francs und Lira begrenzen sollte. Das System hatte jedoch Schwächen, weil schon damals die Bonität der Länder sehr unterschiedlich war. 1992 war es nun so, dass das britische Pfund deutlich zu hoch notierte. Um nicht aus dem ERM zu fliegen, durfte die britische Notenbank den Kurs aber nicht unter eine bestimmte Grenze sinken lassen. Soros erkannte das und setzte mit vielen Millionen auf fallende Kurse. Anschließend musste er „nur“ noch warten bis natürliche Marktkräfte den ERM zerreißen oder der britischen Notenbank die Devisen ausgehen.
„Die Märkte sind ständig in einem Zustand der Unsicherheit und des Wandels, und Geld wird verdient, indem das Offensichtliche abgezinst und auf das Unerwartete gesetzt wird.“
Am 16. September 1992, dem „Black Wednesday“, war es dann so weit: die britische Notenbank musste den Wechselkurs freigeben, und das Pfund verlor massiv an Wert. Soros gilt seither als der Mann, der die Bank von England bezwang. Aus dieser Zeit stammt auch ein Zitat des legendären Investors, das noch immer gültig ist: „Die Märkte sind ständig in einem Zustand der Unsicherheit und des Wandels, und Geld wird verdient, indem das Offensichtliche abgezinst und auf das Unerwartete gesetzt wird.“ Das Unerwartete könnte heute eine Wette gegen Italien sein.
Den nach den anstehenden Wahlen am 25. September fürchten viele ein politisches Chaos – mit Folgen für die Zahlungsfähigkeit des stark verschuldeten Mittelmeerlandes. Bereits im August wetteten Hedgefonds mit insgesamt 39 Milliarden Dollar gegen Italien. So viel wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Ob ihre Wette aufgeht, ist aber fraglich, mehr denn je wird es auf das Verhalten der Europäischen Zentralbank ankommen. Eine todsichere Spekulation, wie die Wette von Soros gegen das Pfund, ist eine Italien-Wette deshalb nicht. Details und Hintergründe finden Sie in der neuen Ausgabe von €uro (ab Mittwoch am Kiosk).