Im Dezember haben Prognosen für das nächste Jahr traditionell Hochkonjunktur. Weil Gold und Silber in diesem Jahr besonders stark performten, fragen sich viele Investoren, ob sich deren Rekordfahrt 2026 fortsetzen wird.

In diesem Jahr gehörten Gold und Silber mit Wertsteigerungen von bislang 61 bzw. 102 Prozent zweifellos zu den Top-Anlageklassen. Kaufargumente gab es en masse, wobei Investoren – insbesondere im ETF-Sektor – zweifellos eine besonders wichtige Rolle gespielt haben. Bei Gold verstärkte die anhaltende Kauflaune zahlreicher Notenbanken das positive Marktsentiment, während bei dessen „kleinen Bruder“ Silber diverse Wachstumsbranchen durch ihre Nachfrage den Preis zusätzlich nach oben getrieben haben. Berichte über Lieferengpässe bei Gold und Silber sorgten für zusätzliches Interesse. Im Frühjahr floss viel Gold – bedingt durch Trumps Zoll-Chaos – aus Europa in Richtung USA ab, im Oktober wurde hingegen über massive Silbertransporte in Richtung London berichtet. Dies lässt vor allem einen Schluss zu: Beide Edelmetalle profitieren von ihrem Ruf als „sicherer Hafen in stürmischen Zeiten“.

Die Wenn-Dann-Szenarien des WGC

Am gestrigen Donnerstag veröffentlichte der World Gold Council (WGC) – ein Zusammenschluss der globalen Goldminenindustrie – seinen Ausblick für 2026 unter dem wenig konkreten Titel: Push ahead or pull back (Weiter vorwärts oder Rückschlag). Der WGC arbeitet bei seinem Ausblick mit verschiedenen Wenn-Dann-Szenarien. Dabei geht er davon aus, dass die Entwicklung des Goldpreises weiterhin durch anhaltende geowirtschaftliche Unsicherheit geprägt sein wird. Der Goldpreis werde auch in Zukunft die makroökonomischen Konsenserwartungen widerspiegeln und könnte in einer Seitwärtsrange bleiben, falls die aktuellen Bedingungen fortbestehen.

Doch wie dieses Jahr gezeigt habe, sei auch 2026 wieder mit Überraschungen zu rechnen. Sollte bspw. das Wirtschaftswachstum nachlassen und die Zinsen weiter sinken, könnte Gold moderat zulegen. In einem stärkeren Abschwung, der von wachsenden globalen Risiken begleitet wird, könnte Gold dann sogar deutlich besser abschneiden. Umgekehrt würde ein erfolgreiches Ergebnis der politischen Maßnahmen der Trump-Regierung das Wirtschaftswachstum beschleunigen und geopolitische Risiken reduzieren, was zu höheren Zinsen und einem stärkeren US-Dollar führen würde – mit entsprechendem Abwärtspotenzial für den Goldpreis.

Als weitere potenzielle Einflussfaktoren nennt der WGC die Goldnachfrage der Zentralbanken und Trends im Goldrecycling. Diese könnten den Markt zusätzlich beeinflussen. Am wichtigsten wird jedoch Golds Rolle als Portfoliodiversifikator und Quelle der Stabilität in einem Umfeld anhaltender Marktvolatilität gesehen. Obwohl der WGC die Interessen der Goldminenindustrie vertritt und von ihm somit kein Gold-Bashing zu erwarten ist, sollten Anleger dessen Expertise unbedingt berücksichtigen. In einer Welt, in der Schocks und Überraschungen zunehmend zur Norm werden, bleibt Golds Fähigkeit, zu diversifizieren und Abwärtsrisiken abzufedern, so wichtig wie eh und je. Massive Verkaufsargumente dürften somit auch 2026 eher nicht auftreten.

Im BO Stabile Werte Index sind Positionen mit Bezug zu Gold enthalten

Gold (ISIN: XC0009655157)

Was Silber kaufenswert macht

Bei Silber dürften folgende Aspekte für dessen Kauf sprechen. Silber hat in diesem Jahr zwar neue Rekordhochs markiert, da sich der Goldpreis jedoch seit einigen Jahren auf Rekordfahrt befindet, hat Silber in diesem Punkt noch einiges aufzuholen. Derzeit deutet wenig darauf hin, dass sich der Nachfrageboom unter Investoren oder in der Industrie ins Gegenteil verkehren könnte. Trump hat im November Silber auf die Liste kritischer Mineralien gesetzt, was dessen Lieferketten im kommenden Jahr negativ beeinträchtigen könnte. Ohnehin übertrifft laut Silver Institute die globale Silbernachfrage das entsprechende Angebot seit einigen Jahren, was tendenziell für eine weitere Verteuerung spricht, zumal der hohe Goldpreis nicht nur in der Schmuckindustrie, sondern auch unter Investoren zu einem Substitutionseffekt geführt hat. Viele können sich Gold schlicht und einfach nicht leisten und setzen deshalb auf das um den Faktor 73 günstigere Silber.

Fazit: Wer in Gold und Silber bereits stark investiert ist, kann beide Edelmetalle als „haltenswert“ einstufen, während Anleger mit niedrigem Gold- bzw. Silberanteil eher zukaufen sollten.

Silber (WKN: 965310)

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