Gold hat sich seit Beginn der Krise für Anleger mehr oder weniger als Enttäuschung entpuppt. Der angebliche “Inflationsschutz” hat aber noch mehr Probleme ins Haus stehen, mit einer noch höheren Inflation und steigenden Zinsen. Ist das der nächste Kurssturz für Gold? Von Johann Werther

Denkbar schlechte Makrolage

Am Dienstag stürzten die vermeldeten Inflationsdaten die Märkte wieder einmal in die Tiefe. Nachdem die bisherigen Zinsschritte der FED nun als nicht stark genug angesehen werden, um dieser Teuerungsrate Herr zu werden, wird immer öfter der Jumbo Zinsschritt von 100 Basispunkten gefordert. Die FED-Futures weisen auch bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von 37 Prozent darauf hin, dass ein solcher gewaltiger Zinsschritt Anlegern bevorstehen wird.

Während bei Wachstumsunternehmen, die bekanntlich besonders zinssensibel sind, die Steigerung durch einen Absturz der Nasdaq um über fünf Prozent schon eingepreist worden scheint, verlor Gold deutlich weniger und scheint das nächste Schwein auf der Schlachtbank der FED zu sein.

Letzte Unterstützung

Nicht umsonst taumelt Gold charttechnisch gerade seiner letzten Unterstützungslinie bei 1681 Dollar entgegen, die, sollte sie fallen, den Weg frei für einen Abwärtstrend bis zum Coronatief macht. Auf dem Weg zum jetzigen Punkt hat das Edelmetall schon einige Unterstützungen durchbrochen und ist mehr und mehr in einem Abwärtstrend hineingeraten, der je nach Betrachtungsweise schon 6 bzw. 12 Monate anhält.

Ein plötzlicher Ausbruch aus diesem Trend ist auch nicht zu erwarten, selbst wenn die FED die Zinsen nur um 75 Basispunkte anheben sollte, da in einem solchen Szenario weniger die Zinsen, sondern die Inflation dem Edelmetall zu schaffen machen könnte. Einzige Möglichkeit eines kurzfristigen Aufwärtstrends wäre wohl ein Short-Squeeze wie wir ihn in den letzten Tagen bei Silber gesehen haben, welches allerdings deutlich mehr Anwendung als Industriemetall findet und deswegen keine eins zu eins Korrelation zu Gold mehr hat.

Fazit: Short gehen oder Füße stillhalten

Wer jetzt allerdings Gold im Portfolio hat, muss es sicher nicht schreiend verkaufen. Langfristige Investoren dürfen sich wie üblich von den aktuellen Verwerfungen des Marktes nicht beeinflussen lassen, sondern wie André Kostolany es schon sagte, “Schlaftabletten nehmen” und die Positionen am besten vorerst vergessen.

Doch für kurzfristig orientierte Anleger bietet sich hier eine sehr interessante Chance, das Edelmetall zu shorten. Zwischen Gold und dem FED-Future dürfte deswegen in kürzerer Zeit eine Korrelation bestehen und die letztliche Entscheidung der Notenbank könnte den Preis bis auf Corona-Niveau drücken. Ziel ist also die Unterstützung bei 1500 Dollar. Als Stopp können sich Anleger knapp über dem Widerstand von 1746 Dollar positionieren, an welchem Gold zuletzt abgeprallt ist.