Gaspreis? Richtung Rekordhoch. Strompreis? Auf Rekordhoch. Ölpreis? Könnte ebenfalls alte Rekorde testen. Die großen Ölnationen des Verbundes Opec+ haben heute beschlossen, ihr Förderziel nach den Erhöhungen der vergangenen Monate wieder zu senken. Die Ölpreise reagieren schulbuchmäßig: Brent- und WTI-Öl verteuern sich zeitweilig um rund vier Prozent.

Die gemeinsame Tagesproduktion für den Oktober werde um 100.000 Barrel reduziert, hieß es am Nachmittag nach einer Online-Sitzung der Ölminister aus rund 20 Ländern. Damit wird die jüngste Produktionsausweitung der von Saudi-Arabien und Russland dominierten Opec+ rückgängig gemacht. Beobachter hatten überwiegend mit einer stabilen Förderung gerechnet. Das künftig leicht verringerte Angebot ließ die Ölpreise direkt steigen. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 96,55 US-Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg auf gut 90 Dollar.

Brent Crude Oil - FOB (Nordsee) (ISIN: FTREFF000001)

Unterstützung für die Ölpreise kam auch von den wieder stark gestiegenen Erdgas-Preisen. Der Staatskonzern Gazprom lässt alle Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nun bis auf Weiteres ruhen – angeblich wegen technischer Probleme.

Experte Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC weist auf die Gefahr weiterer Turbulenzen bei den Erdgas-Preisen hin. Wegen der Diskussion um den Energiepreis-Deckel sei die Zahl der offenen Kontrakte – ein Indikator für das Handelsvolumen an Derivatemärkten – in den vergangenen Tagen gesunken. "Damit könnte die Fähigkeit der Energiehändler und Stromerzeuger geschmälert worden sein, sich gegen den erneuten Preisanstieg abzusichern oder aus bestehenden Positionen auszusteigen." Sollten Anleger die durch den aktuellen Anstieg fällige nachträgliche Sicherheitsleistungen an die Börse nicht leisten können, droht die Zwangsauflösung von Geschäften. "Das könnte zu unkontrollierten und von den tatsächlichen Verhältnissen zwischen Gasangebot und -nachfrage losgelösten Preissteigerungen führen", so Stanzl laut Reuters.

Rohöl kann Erdgas in einigen Produktionsbereichen ersetzen. Ein höherer Bedarf bei gleichzeitig rückläufigem Angebot lässt die Preise steigen. Auch Heizöl hat sich am Montag wieder leicht verteuert, nachdem es in der vergangenen Woche zu einer kleinen Entspannung kam.

Die Preisaufschläge zum Wochenstart folgen auf zum Teil deutliche Abschläge in der vergangenen Woche. Als Hauptgrund dafür gelten die trüben Konjunkturaussichten und die entsprechend schwach erwartete Nachfrage nach Erdöl, Benzin und Diesel. 

So deuten die am Vormittag veröffentlichen Einkaufsmanager-Indizes aus der Eurozone und Großbritannien auf eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung hin. Zudem lastet der entschlossene Inflationskampf vieler Zentralbanken auf den Ölpreisen, da die vielerorts höheren Zinsen auf die Stimmung an den Finanz- und Rohstoffmärkten drücken.