FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Dienstag von den politischen Geschehnissen in Berlin eingeholt und belastet worden. CDU-Chef Friedrich Merz fiel am Vormittag bei der Kanzlerwahl im Bundestag im ersten Wahlgang durch. Das sorgte am Markt für erhebliche Unsicherheit, schließlich waren Merz' umfangreiche Investitionsvorhaben etwa in Verteidigung und Infrastruktur jüngst einer der zentralen Treiber für die starke Dax-Entwicklung bis auf ein Rekordhoch von 23.476 Punkten.
Dieses hatte der Dax am Dienstag mit zeitweise unter 22.900 Punkten aber zunächst aus den Augen verloren, ehe er am Nachmittag seine Verluste auf 0,71 Prozent eingrenzen konnte beim Stand von 23.180 Punkten. Der MDax für die mittelgroßen Unternehmen, der die deutsche Wirtschaft besser repräsentiert als der von global aufgestellten Unternehmen geprägte Dax, sank um 1,43 Prozent auf 29.194 Punkte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 gab um rund 0,6 Prozent nach.
Jan Holthusen, Leiter des Bereichs Research und Volkswirtschaft bei der DZ Bank, sieht in der zunächst gescheiterten Kanzlerabstimmung inmitten der Zoll-Wirren der USA und vor dem Hintergrund des andauernden Krieges Russlands gegen die Ukraine ein verheerendes Signal nach innen und nach außen. Es sei zu hoffen, dass eine zweite Abstimmung die erste korrigiere, schrieb Holthusen. Denn eine längere Hängepartie würde die zarten Wachstumshoffnungen schon wieder abwürgen. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Fraktionskreisen erfuhr, soll es noch an diesem Dienstag einen zweiten Wahlgang im Bundestag geben.
Neben den politischen Ereignissen stand am Dienstag am Markt die Berichtssaison im Fokus. Hier kamen die Zahlen des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care (FMC) letztlich gut an, die Papiere gewannen an der Dax-Spitze 4,6 Prozent. Die Aktien des Sportwagenbauers Porsche landeten mit minus 2,9 Prozent am Index-Ende nach einer pessimistischeren Einschätzung der Großbank Barclays.
Viele Unternehmenszahlen gab es auch aus der zweiten und dritten Börsenreihe, wo es den Softwareanbieter Teamviewer mit hohen Kursverlusten von 14,4 Prozent erwischte. Der größte Teil der Kurserholung seit dem Zolltief von Anfang April ist dahin. Hugo Boss konnten indes bei Anlegern mit Quartalszahlen punkten, die Titel des Modeherstellers gewannen an der MDax-Spitze 5,3 Prozent.
Im Nebenwerteindex SDax ging es für Aktien der Norma Group um 5,9 Prozent abwärts. Der Autozulieferer und Verbindungstechnikspezialist hatte nach einem erwarteten schwachen Quartal die Prognose bestätigt. Im operativen Geschäft sei aber gegenwärtig keine deutliche Verbesserung in Sicht, kommentierte die Baader Bank. Die Papiere des Spezialisten für Energie-Infrastruktur, Friedrich Vorwerk , setzten auf Platz eins im SDax ihre Rekordrally mit plus 7,5 Prozent fort./ajx/jha/
Quelle: dpa-Afx