FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am Dienstag in einem schwachen Börsenumfeld unter Druck geraten. Am frühen Nachmittag büßte der deutsche Leitindex 1,18 Prozent auf 23.846 Punkte ein. Damit entpuppte sich der freundliche Wochenstart nach der vorangegangenen Schwächephase als Strohfeuer. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor 1,40 Prozent auf 29.418 Punkte, und für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,9 Prozent bergab.

Schon am Montag war der Dax an der für den kurzfristigen Trend wichtigen 21-Tage-Linie abgeprallt und hatte nur einen Teil seiner Gewinne ins Ziel gerettet. Nun drückten neue Nachrichten aus China auf die Stimmung. Im Streit um den niederländischen Chip-Hersteller Nexperia kritisierte China die Regierung in Den Haag erneut scharf.

Hintergrund des Konflikts ist die Entscheidung der niederländischen Regierung von Ende September, Nexperia wegen Bedenken gegenüber der chinesischen Muttergesellschaft Wingtech unter staatliche Kontrolle zu stellen. Kurz darauf hatte Peking Exportbeschränkungen für bestimmte Nexperia-Chips verhängt, die auch europäische Autohersteller treffen. Zuletzt hatte Peking angekündigt, unter bestimmten Voraussetzungen wieder Ausnahmen für Nexperia-Exporte zuzulassen.

Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners verwies darauf, dass Warnungen wegen der hohen Bewertungen an den Aktienmärkten und einer möglichen Korrektur lauter würden. "An Asiens Börsen ist die Nervosität förmlich greifbar", kommentierte der Experte die Kursverluste in Tokio, Shanghai und Seoul. Auch in den USA, wo sich nach dem durchwachsenen Wochenauftakt ebenfalls ein Kursrückgang abzeichnet, wächst den Experten von Index-Radar zufolge die Skepsis. Die Aufwärtsbewegung des marktbreiten S&P 500 werde von immer weniger Titeln wie den Schwergewichten Apple und Nvidia getragen, welche das Gesamtbild verzerrten.

Nach einem ruhigen Wochenauftakt legten am Dienstag zahlreiche deutsche Unternehmen ihre Quartalszahlen und Ausblicke vor. Für die Aktien von Dax-Schlusslicht Fresenius Medical Care (FMC) ging es um 6,8 Prozent bergab. Der Dialyseanbieter übertraf zwar trotz des weiter mauen US-Geschäfts die Erwartungen. JPMorgan-Analyst David Adlington hatte indes schon vorab gewarnt, eine positive Kursreaktion könnte sich wegen der Erwartung weiterer Anteilsplatzierungen von Fresenius schnell verflüchtigen. Zudem seien die Aktien seit Anfang September deutlich besser gelaufen als die des US-Konkurrenten Davita .

Beim Bausoftware-Hersteller Nemetschek wogen für die Anleger die nur beibehaltenen Jahresziele und das geringe Wachstum der Mediensparte schwerer als positiv bewertete Quartalszahlen: Die freundlich gestarteten Aktien drehten schnell ins Minus und verloren zuletzt auf einem der hinteren MDax-Plätze 4,4 Prozent.

Norma zählte mit einem Kursrutsch von 5,8 Prozent zu den größten Verlierern im Nebenwerte-Index SDax . Die Umsätze des Autozulieferers und Verbindungstechnikanbieters hätten die Erwartungen verfehlt, schrieb Analyst Volker Bosse von der Baader Bank. Das habe Norma mit Blick auf das operative Ergebnis durch Flexibilität bei den Kosten nicht ganz ausgleichen können.

Bei Indexnachbar Schaeffler sorgte ein tieferer Rutsch in die Verlustzone für ein Minus von 4,8 Prozent. Der Auto- und Industriezulieferer musste vor allem wegen einer Softwareumstellung Wertminderungen vornehmen.

Dagegen drehte Nordex nach anfangs weiteren Gewinnmitnahmen ins Plus und notierte zuletzt an der MDax-Spitze 2,2 Prozent höher. Die nach dem dritten Quartal erhöhte operative Margenprognose des Windturbinenherstellers sei ein potenzieller positiver Impuls für das vierte Quartal, schrieb Analyst Leon Mühlenbruch von MWB Research.

Elmos -Titel setzten sich mit plus 10,7 Prozent unangefochten an die SDax-Spitze. Der Halbeiterkonzern überzeugte die Anleger mit einem angehobenen Ziel für den freien Barmittelzufluss (FCF)./gl/mis

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx