NEW YORK (dpa-AFX) - An der Wall Street könnte die jüngste Gewinnserie am Mittwoch zu Ende gehen. Schwache Wirtschaftsdaten und viele negative Reaktionen auf Quartalsberichte gaben dem zuletzt wieder größer gewordenen Optimismus der Anleger einen Dämpfer. Allerdings konnten die Indizes ihre anfangs noch deftigen Verluste bis zuletzt deutlich reduzieren.
Nach zuletzt sechs Gewinntagen fiel der Leitindex Dow Jones Industrial zwei Stunden vor Schluss um 0,36 Prozent auf 40.383,34 Punkte, nachdem er am Tagestief fast zwei Prozent verloren hatte. Das Minus für April beläuft sich auf fast vier Prozent. Der marktbreite S&P 500 gab am Mittwoch zuletzt noch um 0,67 Prozent auf 5.523,53 Punkte ab.
Besonders deutliche Verluste hatte es vor den Resultaten von Microsoft und Meta , die nach Börsenschluss erwartet werden, zum Auftakt im Technologiebereich gegeben. Ein Medienbericht, wonach die US-Regierung eine Änderung der Chip-Exportregeln prüfe, trübte bei KI-Aktien wie Nvidia zusätzlich das Bild. Der Nasdaq 100 verlor zuletzt 0,81 Prozent auf 19.387,08 Zähler. Im Verlauf hatte er um bis zu 2,7 Prozent nachgegeben.
Die Privatwirtschaft in den USA hat im April deutlich weniger Arbeitsplätze geschaffen als erwartet und das Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Quartal geschrumpft. Für Marktbeobachter Thomas Gitzel von der VP Bank ist dies für den neuen US-Präsidenten Donald Trump ein denkbar schlechter Einstand. Er sprach von Rezessionsängsten in Anbetracht der hitzigen Zolldebatte. "Ob es dazu kommt, bleibt noch abzuwarten. Was sich jedoch ableiten lässt, ist eine empfindliche Abkühlung der Wirtschaft", schrieb er.
An der Nasdaq fielen die Aktien aus dem Kreise der "Magnificent 7", also der sieben großen Tech-Riesen, um bis zu 4,4 Prozent. Apple waren in dieser Gruppe auf Vortagsniveau eine Ausnahme, während die jüngste Erholung bei dem Elektroautobauer Tesla einen Rückschlag bekam. Bei Microsoft betrug das Minus vor dem Quartalsbericht 0,9 Prozent und bei Meta 2,6 Prozent.
Bei Nvidia ging es außerdem um 1,7 Prozent nach unten. Marktteilnehmer verwiesen auf einen Medienbericht, demzufolge in den USA die aktuelle Einteilung der Exportregeln für KI-Chips in Länderzonen zugunsten von individuellen Regelungen abgeschafft werden könnte. Der Bernstein-Analyst Stacy Rasgon urteilte, dies würde die Situation deutlich verschlechtern.
KI-Aktien gerieten nach zuletzt gutem Lauf allgemein wieder unter Druck. So sackten die Papiere des App-Entwicklungsdienstleisters Applovin um 6,3 Prozent ab. Bekannt für KI ist auch der Datenzentren-Spezialist Super Micro Computer , dessen Kurs um 14 Prozent abstürzte, nachdem vorläufige Geschäftszahlen unter den Schätzungen lagen.
Auch beim Social-Media-Unternehmen Snap mussten Anleger mit minus 14 Prozent einen heftigen Kursrutsch hinnehmen. Laut dem RBC-Analysten Brad Erickson kam es hier nicht gut an, dass für das laufende zweite Quartal wegen des konjunkturellen Gegenwinds kein Umsatzziel genannt wurde.
First Solar sackten um zehn Prozent ab. Das Solarunternehmen hatte mit Verweis auf die Zollsituation seine Gewinnprognose gekappt. Vom Analysehaus Jefferies wurde daraufhin die bisherige Kaufempfehlung für die Papiere zurückgenommen.
Starbucks verloren außerdem fast sechs Prozent, nachdem die Kaffeehauskette im vergangenen Quartal beim Umsatz mit einem Rückgang die Erwartungen verfehlt hatte. Belastend wirkte auch eine daraufhin gestrichene Kaufempfehlung der Investmentbank Goldman Sachs.
Im Dow verloren Caterpillar nach freundlichem Auftakt 1 Prozent. Der Hersteller schwerer Baumaschinen rechnet in diesem Jahr mit etwas weniger Umsatz, sollten Importzölle fortdauern und die Wirtschaft in eine Rezession übergehen. Im ersten Quartal hieß es, habe der Umsatz die Erwartungen verfehlt, bei der Marge aber übertroffen.
Seagate waren mit einem Anstieg um 8,7 Prozent eine große Ausnahme. Der Hersteller von Festplattenspeichern übertraf mit seiner Gewinnprognose für das laufende Quartal deutlich die Markterwartungen./tih/he
Quelle: dpa-Afx