WIEN (dpa-AFX) - Die Aussicht auf ein Handelsabkommen zwischen den USA und der EU hat der Wiener Börse am Donnerstag weiteren Antrieb gegeben. Zum Handelsende stand der ATX 1,22 Prozent im Plus bei 4.565,99 Punkten. Damit überwand der heimische Leitindex ein weiteres Zwischenhoch und stieg auf den höchsten Stand seit November 2007. Der ATX Prime gewann 1,16 Prozent auf 2.293,03 Zähler.

Ein ähnliches Bild gab das europäische Umfeld ab. Die Anleger hoffen, dass in den Verhandlungen im Zollstreit zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA bald eine Einigung gefunden wird. Berichten zufolge würden sich die USA und die EU aktuell bezüglich eines Abkommens über Zölle von 15 Prozent annähern. Parallel dazu hat sich die EU jedoch auf eine milliardenschwere Liste mit möglichen Gegenzöllen verständigt, die in Kraft treten sollen, sollte es bis zum 7. August keine Verhandlungslösung geben.

Inzwischen hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins unverändert belassen. Die Entscheidung war so erwartet worden und bewegte die Aktienkurse kaum. Jedoch wurden die Erwartungen auf eine weitere Zinssenkung im September am Markt nach Aussagen aus der Notenbank etwas zurückgeschraubt. Zuvor hatten bereits Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone den Aktienmärkten keine größeren Impulse gegeben.

Unterstützt wurde der ATX von den festeren Bankwerten. RBI, Erste Group und BAWAG legten jeweils zwischen 0,4 und 4,1 Prozent zu. Für gute Stimmung in der Branche sorgten Zahlen der Deutschen Bank und der französischen BNP Paribas. Auch Telekom Austria profitierten von einem freundlichen Branchenumfeld und erholten sich um 2,7 Prozent.

Unter den Nebenwerten gaben die AMAG und Zumtobel Einblick in ihre Bücher. Die AMAG-Aktien schlossen trotz eines klaren Gewinnrückgangs nur 0,4 Prozent leichter. Belastet wurde das Ergebnis laut Unternehmen insbesondere durch gestiegene Energie- und Personalkosten sowie die seit Juni erhöhten US-Einfuhrzölle auf Aluminium. Michael Marschallinger von der Erste Group zufolge liegen die Ergebnisse jedoch im Rahmen beziehungsweise sogar über den Konsensschätzungen.

Zumtobel habe inzwischen ein weiteres schwaches Quartal und ein insgesamt enttäuschendes Jahr hinter sich, so Marschallinger zu den Zahlen des Leuchtenkonzerns. Enttäuschend sei auch der Ausblick. Die Vorarlberger erwarten 2025/26 einen Umsatzrückgang im einstelligen Prozentbereich. Die Zumtobel-Papiere büßten 1,9 Prozent ein.

Mit plus 4,7 Prozent ganz oben standen wie bereits am Vortag die Titel von Frequentis. In der Spitze waren es sogar rund neun Prozent nach oben gegangen. Die Papiere profitieren bereits seit Monaten von den Aufrüstungsfantasien an den europäischen Aktienmärkten. Mit einem Zuwachs von 108 Prozent im laufenden Jahr haben sie mittlerweile jene der Strabag als Spitzenwert im prime market überholt.

Agrana stiegen um 0,9 Prozent auf 11,75 Euro. Die Analysten der Erste Group haben ihr Kursziel für die Aktien von 11,8 auf 12,5 Euro angehoben. Das Anlagevotum "Hold" wurde von Analystin Vladimira Urbankova bestätigt. Die Ergebnisse des ersten Quartals 2025/26 zeigen, dass Agrana weiterhin mit starkem Gegenwind zu kämpfen hat, hieß es in der aktuellen Studie./spa/sto/APA/nas

Quelle: dpa-Afx