FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen sind am Dienstag deutlich unter Druck geraten. Am Markt wurden Äußerungen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) und solide Konjunkturdaten als Grund genannt. Am Mittag fiel der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
EZB-Direktorin Isabel Schnabel wies in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg auf steigende Inflationsrisiken hin. Zwar sei nach wie vor von einer Rückbildung der derzeit hohen Inflation auszugehen. Es gebe aber Zweifel, wie schnell und in welchem Ausmaß die Teuerung wieder falle. Damit nährt sich Schnabel der Position vieler Ökonomen an, die der EZB-These einer bald und rasch fallenden Inflationsrate zunehmend widersprechen.
Zinsauftrieb kam auch von soliden Konjunkturdaten. Die Unternehmensstimmung hellte sich laut Markit-Einkaufsmanagerindex im November überraschend auf. Der beschleunigte Wirtschaftsaufschwung habe die pessimistischen Erwartungen der Ökonomen Lügen gestraft, kommentierte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Dennoch scheine es unvermeidlich, dass die Eurozone im vierten Quartal einen Wachstumsknick verzeichne. "Vor allem die wieder steigenden Infektionszahlen dürften im Dezember zu weiteren Störungen und Geschäftseinbußen führen."
Für Belastung am Anleihemarkt sorgt schon seit einiger Zeit die US-Geldpolitik. Am Montag nominierte US-Präsident Joe Biden den aktuellen Notenbank-Chef Jerome Powell für eine zweite Amtszeit. Dies wurde an den Märkten als Zeichen der Kontinuität aufgenommen. Darüber hinaus verdichten sich die Hinweise auf eine schnellere geldpolitische Straffung durch die US-Notenbank Fed. Mit Raphael Bostic hat bereits der dritte Zentralbanker innerhalb kurzer Zeit eine raschere Rückführung der immensen Fed-Wertpapierkäufe ins Spiel gebracht./bgf/stk
Quelle: dpa-Afx