(neu: Aussage von Vorstandschef Sewing zur graduellen Renditesteigerung bis 2028, Schlusskurs)
FRANKFURT/LONDON (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank
An der Börse wurden die Neuigkeiten vom frühen Nachmittag nur kurz mit einem Kurssprung belohnt. Am Abend ging die Deutsche-Bank-Aktie mit einem Kursverlust von 3,3 Prozent auf 30,82 Euro aus dem Handel und gehörte damit zu den schwächsten Titeln im Dax
Für den Analysten Joseph Dickerson vom Investmenthaus Jefferies stellt sich die Frage, welche internen Hebel die Bank tatsächlich betätigen kann, um die Profitabilität zu steigern und das Verhältnis von Kosten zu Erträgen weiter zu senken. Ein möglicher Rückenwind von staatlicher Seite sollte dabei außer Acht gelassen werden, zumal die Wachstumsprognosen für Deutschland für 2026 schon nach unten korrigiert würden.
Sewing und sein Team bauen für den geplanten Gewinnanstieg vor allem auf höhere Einnahmen und eine "konsequente Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI)". Eine stärkere Automatisierung samt KI-Einsatz soll den Anstieg der Kosten bremsen. Sewing sieht erhebliches Potenzial, das angepeilte Renditeniveau "sogar zu übertreffen".
So sollen die gesamten Erträge der Bank binnen drei Jahren von etwa 32 Milliarden auf etwa 37 Milliarden Euro steigen. Zugleich plant der Vorstand weitere Kostensenkungen von etwa 2 Milliarden Euro brutto, damit die Erträge weiterhin schneller steigen als die Kosten des Instituts.
Dennoch dürften die zinsunabhängigen Aufwendungen der Bank bis 2028 nach Berechnungen des Vorstands im Schnitt um zwei Prozent pro Jahr auf rund 22 Milliarden Euro steigen. Am Ende sollen die Kosten der Bank aber nur noch weniger als 60 Prozent der Erträge aufzehren. Für das laufende Jahr hat sich das Management lediglich weniger als 65 Prozent zum Ziel gesetzt.
Mit seinen neuen Zielen zeigt sich der Vorstand ehrgeiziger als von Analysten erwartet. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Branchenexperten rechnen für 2028 im Schnitt bislang nur mit Erträgen von knapp 35 Milliarden Euro. Davon dürften die Kosten fast 63 Prozent aufzehren. Bei der Rendite auf das materielle Eigenkapital erwarten sie für 2028 bisher kaum mehr als für das laufende Jahr.
Der Vorstand ist deutlich optimistischer und stellt außerdem schon früher höhere Dividenden in Aussicht. Ab dem Jahr 2026 sollen 60 Prozent des auf die Anteilseigner entfallenden Gewinns an die Aktionäre fließen. Bisher liegt diese Quote bei 50 Prozent. Zudem sieht die Bank Potenzial, überschüssiges Kapital für zusätzliche Ausschüttungen zu nutzen.
Um die Erträge nach oben zu treiben, will die Deutsche Bank Kapital in Geschäftsfelder umschichten, von denen sie sich eine höhere Wertschöpfung verspricht. "Ab 2026 werden wir gezielt in wertschaffende Bereiche investieren", sagte der designierte Finanzvorstand Raja Akram.
Vorstandschef Sewing hatte die Führung des größten deutschen Geldhauses im Jahr 2018 in einer langen und tiefen Krise übernommen. Mit dem Abbau zigtausender Stellen und einer starken Verkleinerung der hauseigenen Investmentbank brachte er den Dax-Konzern wieder auf Gewinn- und Wachstumskurs.
Dies gelang nicht ohne Holpern. Im Jahr 2022 erreichte er sein mittelfristiges Renditeziel von damals 8 Prozent nur dank eines milliardenschweren Steuereffekts. Danach ging es wieder ein Stück abwärts. An sein für 2025 gesetztes Renditeziel von 10 Prozent wollten Analysten lange nicht glauben. Inzwischen scheint die Bank aber auf gutem Weg, dieses Ziel zu erreichen.
Auch die Fondstochter DWS
Quelle: dpa-Afx