HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler hat im dritten Quartal unter dem Strich mehr Minus gemacht. Grund waren vor allem Wertminderungen infolge einer Softwareumstellung. So lag der Nettoverlust im dritten Quartal bei 287 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Schaeffler ebenfalls rote Zahlen verbucht, der Fehlbetrag war damals aber mit 45 Millionen Euro deutlich kleiner ausgefallen. Neben weiteren Kosten für den laufenden Stellenabbau in Europa nahm das Unternehmen diesmal vor allem Wertminderungen für die Umstellung der SAP -Betriebssoftware auf eine Cloudlösung in die Bücher. Die Aktie fiel nach dem guten Lauf der vergangenen Monate am Dienstag deutlich.

Am späten Vormittag rutschte das Papier zuletzt um 4,3 Prozent auf 6,76 Euro ab. Das Quartal sei im Tagesgeschäft so gut gelaufen wie bereits mit den Eckdaten mitgeteilt, schrieb Expertin Vanessa Jeffriess von der US-Investmentbank Jefferies. Im E-Mobilitätsbereich sei aber noch Arbeit zu tun. Nach neun Monaten liege die operative Marge mit minus 17,5 Prozent noch unter der für das Jahr angesteuerten Bandbreite von minus 17 bis minus 14 Prozent, schrieb die Analystin. Die Bewertung der Aktie im Branchenvergleich scheine anspruchsvoll, Schaeffler profitiere aber dabei auch vom Hype um humanoide Roboter.

Zahlen zum Tagesgeschäft hatten die Mittelfranken bereits in der vergangenen Woche vorgelegt. Das Management hob dabei auch die Jahresprognose für die Entwicklung der freien Finanzmittel an, nachdem diese sich im vergangenen Jahresviertel überraschend gut entwickelt hatten.

Der Umsatz ging im dritten Quartal den endgültigen Berechnungen zufolge um zwei Prozent auf 5,83 Milliarden Euro zurück, wie der SDax -Konzern in Herzogenaurach mitteilte. Das lag jedoch vorwiegend am schwachen US-Dollar - ohne Wechselkursveränderungen wäre der Erlös wie bereits bekannt um 1,3 Prozent gestiegen.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) legte um 28,1 Prozent auf 264 Millionen Euro zu gegenüber den pro-forma-Zahlen des Vorjahres. Dabei unterstellt Schaeffler, dass der übernommene Antriebsspezialist Vitesco damals bereits zum Konzern gezählt hätte. Die entsprechende operative Marge stieg wie in Aussicht gestellt um einen Prozentpunkt auf 4,5 Prozent.

Nach der Übernahme von Vitesco veräußert Schaeffler nun dessen Turbolader-Geschäft in China an einen lokalen Konkurrenten. Der Verkauf an ein chinesisches sei Teil der Strategie, all diejenigen Geschäfte abzustoßen, mit denen Schaeffler nicht unter den führenden drei Herstellern weltweit landen könne, sagte Vorstandschef Klaus Rosenfeld. Das Turbolader-Geschäft, mit dem Schaeffler bisher Kunden aus China und auch westliche Hersteller bedient hat, habe einen Umsatzbeitrag von rund 100 Millionen Euro geliefert.

Schaeffler will sich als Technologieunternehmen möglichst breit aufstellen. Dazu gehört auch die neu bekanntgegebene Partnerschaft mit dem Roboter-Spezialisten Nuera Robotics. Schaeffler will künftig Schlüsselkomponenten für Roboter liefern und gleichzeitig humanoide Roboter - also Maschinen, die in ihren Bewegungen sehr menschenähnlich sind - von Nuera in seinen Produktionsprozessen einsetzen. Der Auftrag hat Industriekreisen zufolge für Nuera einen Wert von insgesamt über 300 Millionen Euro.

Die Geschäfte von Schaeffler hatten sich zuletzt im Vergleich mit vielen anderen großen Unternehmen der Automobil- und Zulieferbranche vergleichsweise günstig entwickelt. Unter anderem das Geschäft mit E-Mobilität verzeichnete in den ersten neun Monaten Zuwächse, auch die Ersatzteilsparte entwickelte sich in dieser Zeit überwiegend positiv./men/dm/ols/tav/mis

Quelle: dpa-Afx