FRANKFURT (dpa-AFX) - Starke Beschäftigungsdaten aus den USA haben am Donnerstag den Abwärtstrend am deutschen Aktienmarkt deutlich beschleunigt. Der Dax
Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda sprach von einem weiteren schweren Schlag für die Hoffnungen auf eine länger anhaltende Zinspause der US-Notenbank Fed. Sollte eine weitere Zinsanhebung Ende Juli nicht ohnehin schon festgestanden haben, dann sei dies jetzt wohl der Fall. Auch die unerwartet deutliche Stimmungsaufhellung im US-Dienstleistungssektor dürfte es der Fed erleichtern, ihre Geldpolitik weiter zu straffen, ergänzten die Experten der Landesbank Helaba. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) stehen die Zeichen ebenfalls auf weiter steigende Leitzinsen.
Der Kurssturz drücke massiv auf die Stimmung, meint Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Per saldo haben Anleger seit zwei Monaten mit Dax-Aktien kein Geld mehr verdient. Da nehmen Frust und Enttäuschung im Moment schnell zu. Gerade im Umfeld hoher Zinsen sind ertragslose Zeiten auf der Aktienseite für viele nur schwer auszuhalten."
Zudem hat sich das charttechnische Bild für den deutschen Leitindex deutlich eingetrübt. Nach dem jüngsten Fall unter die 21- und 50-Tage-Linien für den kurz- bis mittelfristigen Trend durchbrach er mit den heutigen Verlusten auch die exponentielle 100-Tage-Linie, die als wichtiger Indikator für die mittel- bis längerfristige Kursentwicklung gilt.
In Europa hatten die Anleger ebenfalls wenig Grund zur Freude. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
In der US-Privatwirtschaft waren im Juni laut dem Dienstleister ADP mehr als doppelt so viel neue Stellen geschaffen worden wie von Beobachtern erwartet. Die Daten gelten als erste Orientierung vor dem offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung an diesem Freitag, der wiederum ein wichtiger Faktor für den weiteren Fed-Zinskurs ist. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen zwar etwas weniger stark als prognostiziert. Doch dafür wurde die Zahl für die vorangegangene Woche etwas nach unten revidiert.
Der ADP-Bericht sei zwar oft kein besonders aussagekräftiger Indikator für den offiziellen Arbeitsmarktbericht, räumte Oanda-Experte Erlam ein. Aber die aktuellen Daten seien einfach zu stark, um sie ignorieren zu können.
Für die Fed ist der Arbeitsmarkt ein Sorgenfaktor, denn die robuste Beschäftigungslage und steigende Löhne heizen die von ihr bekämpfte Inflation weiter an. Die US-Währungshüter hatten wie erwartet bereits mit dem am Mittwochabend veröffentlichten Sitzungsprotokoll weitere Zinsanhebungen nach der jüngsten Pause signalisiert.
Zu den größten Verlierern an deutschen Aktienmarkt zählten am Donnerstag die besonders zinssensiblen Immobilienwerte: Vonovia
Viele Anleger nahmen auch Gewinne bei gut gelaufenen Titeln mit. Die Anteile am Sportartikelhersteller Adidas
Beim Baustoffkonzern Heidelberg Materials
Ansonsten sorgten Quartalsberichte für Kursausschläge. Der Online-Apotheke Redcare Pharmacy
Gerresheimer
Im SDax punktete Südzucker
Dagegen brachen die Papiere von Index-Schlusslicht Suse
Der Euro
Am Anleihenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,51 Prozent am Vortag auf 2,60 Prozent. Der Rentenindex Rex
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-Afx