Die laufende Berichtssaison zeigt es deutlich: Weltweit nehmen die Sorgen vor einer abkühlenden Weltwirtschaft zu, viele Firmen haben ihre Gewinnprognosen bereits nach unten genommen. Dividendenkürzungen sind meist die Folge - für Anleger eine schmerzhafte Entwicklung in Zeiten niedriger Zinsen. Umso mehr rücken daher Aktien von Unternehmen in den Fokus, die bereits seit vielen Jahren mit einer verlässlichen und überdurchschnittlich hohen Dividendenrendite punkten. Zu diesen Ausnahmetalenten zählt die Allianz.

Stabilität als Kaufargument



Bereits fünfmal in Folge sind Anleger zuletzt in den Genuss einer höheren Ausschüttung gekommen, das durchschnittliche Dividendenwachstum p.a. liegt bei neun Prozent. An diese erfreuliche Tradition will Europas größter Versicherer anknüpfen, für 2018 wird ein Anstieg um elf Prozent von acht auf 8,90 Euro je Aktie erwartet (Hauptversammlung am 8. Mai). Und auch in Zukunft müssen Anleger sich wenig Sorgen machen: Die Dividendenquote soll bei 50 Prozent bleiben, selbst schlechtere Ergebnisse sollen nicht zu geringeren Ausschüttungen führen.

Auf Basis des aktuellen Kurses liegt die Rendite somit bei knapp fünf Prozent und wird im Blue-Chip-Segment nur von wenigen Werten wie BMW, Daimler und Covestro übertroffen. In den vergangenen zwölf Monaten büßten die drei Werte allerdings auch um 20 bis 45 Prozent ein, während die Allianz-Aktie nahezu unverändert steht. Damit bietet der Versicherungsriese einen wesentlich besseren Mix aus Dividendenrendite und Kursentwicklung.

Ein Grund für die Outperformance ist das Aktienrückkaufprogramm: Zwischen Februar 2017 und September 2018 wurden Anteile im Volumen von sechs Mrd. Euro zurückgekauft. Schon bald könnte die Ankündigung eines neuen Aktienrückkaufprogramms folgen.

Verbesserte Skalierbarkeit



Die Allianz-Aktie bietet aber nicht nur aus Dividendensicht interessante Perspektiven. Richtig Freude könnte in den nächsten Jahren auch die neue Strategie "Simplicity wins" entfachen: Radikale Vereinfachung, Digitalisierung und Internationalisierung von Produkten und Prozessen stehen hier im Fokus. Sollte das Megaprojekt erfolgreich verlaufen, wird künftig das bisher recht lokale Massengeschäft auf einer einheitlichen Plattform international angeboten. Die Allianz könnte somit ihre schon jetzt bestehenden Größenvorteile viel stärker grenzüberschreitend ausspielen und so die Rendite vorantreiben. Auch wenn der Erfolg noch fraglich ist, sieht Konzernlenker Oliver Bäte das Gewinnwachstum pro Jahr bis 2021 bei bis zu fünf Prozent.

Vor diesem Hintergrund überrascht auch die im Vergleich zum Gesamtmarkt deutlich bessere charttechnische Lage nicht. Bereits seit Sommer 2017 läuft der Kurs in einer breiten Spanne zwischen 170 und 205 Euro. Anders als der DAX steht die Allianz-Aktie am 200-Tage-Durchschnitt, der Mittelwert läuft seitwärts. Die nächsten Hürden lauern bei 190 und um 200 Euro, auf der Südseite liegen Nachkaufzonen bei 180 und 170 Euro.



Aber natürlich sollten auch die Risiken im Blick bleiben. Verschärft sich der konjunkturelle Abschwung in Europa und mehren sich die Hinweise für eine neue Schuldenkrise, dürfte der Finanzsektor überdurchschnittlich leiden. Insbesondere das hohe Exposure in Italien und der Bestand an Bankpapieren wäre dann kritisch zu sehen. Deutlich fallende Zinsen drücken zudem die Profitabilität im Versicherungsgeschäft. Im Segment Schaden/Unfall ist das Risiko von (unerwarteten) Katastrophenschäden zu beachten. Das Rekordhoch aus 2000 bei 441 Euro bleibt natürlich vorerst außer Reichweite, unsere Zielmarke liegt bei 230 Euro. Nach unten bietet sich eine Absicherung bei 165 oder 159 Euro an.

Empfehlung der Redaktion



Unter dem Strich stellt die Allianz-Aktie ein Basisinvestment dar, das einen guten Mix aus überdurchschnittlicher Dividendenrendite und Kursfantasie bietet. Zugleich sichert die solide Kapitalausstattung ab, Übernahmen sind so möglich und eröffnen Wachstumsperspektiven.

In den vergangenen Monaten sind die Gewinnschätzungen für 2019 und 2020 weiter gestiegen und liegen aktuell bei 19 und 20,21 Euro. Daraus errechnet sich ein KGV von 9,7 und 9,1 - beide Werte liegen im Bereich des 10-Jahres-Durchschnitts. Für das vierte Quartal rechnet der Markt mit einem Ergebnis von 4,05 Euro je Aktie sowie 17,54 Euro für das Gesamtjahr. Am Freitag werden die genauen Zahlen erwartet.

Autor: Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse.
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