Blut ist ein ganz besonderer Stoff - und es ist der Rohstoff für das Kerngeschäft von Biotest. Genauer gesagt ist es dessen flüssiger Teil, das Blutplasma, woraus die im SDAX gelistete Firma Immunglobuline und Gerinnungsfaktoren entwickelt. Diese Eiweiße stimulieren die Blutbildung oder werden zur Behandlung von Infektionskrankheiten eingesetzt. Zu den Verkaufsschlagern der Gesellschaft zählt etwa Intratect, ein Antikörper gegen Immundefekte bei den B- und T-Zellen, den weißen Blutkörperchen.

Mit dem Stammgeschäft ist Biotest gut unterwegs. Nach vorläuigen Zahlen stieg der Umsatz 2013 um fast 14 Prozent auf gut 500 Millionen Euro. Vor allem in den USA und in Asien brummt das Geschäft, hohe Wachstumsraten ließen den Vorsteuergewinn um fast ein Drittel auf rund 48 Millionen Euro steigen. Die Aussichten sind vielversprechend: Branchenexperten erwarten für die kommenden Jahre ein Wachstum des Marktes für Plasmaproteine von jährlich sechs bis acht Prozent.

Die Gewinnmargen des Unternehmens mit Sitz im hessischen Dreieich sollen in Zukunft deutlich steigen. Zuletzt schmälerten die Investitionen in den Ausbau der Produktionskapazitäten die Gewinne im Plasmageschäft. Allerdings wird die Saat erst in den kommenden Jahren aufgehen. "Die höheren Kapitalkosten machen sich im Sinne einer Ergebnis- und Umsatzsteigerung erst ab 2019 positiv bemerkbar", erläutert Analyst Thomas Wieprecht von der Mainfirst Bank.

Vorstandschef Gregor Schulz will durch die Erweiterungen den Abstand zu Branchengrößen wie CSL, Baxter oder Grifols verringern. Die Konkurrenten spielen dank ihrer Produktionskapazitäten größere Skaleneffekte aus, was sich mit operativen Margen von 30 Prozent auszahlt. Bislang ist Biotest mit drei Prozent globalem Anteil bei zuletzt elf Prozent operativer Marge eine noch recht kleine Nummer.

Doch Schulz hat große Pläne, die er voraussichtlich am kommenden Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz bestätigen wird: Bis 2020 will Biotest beim Umsatz die Milliardenmarke knacken. Möglich sollen dies neue Plasmaprodukte machen, etwa Civicir aus aufgereinigtem Plasma, mit dessen Zulassung bis 2016 gerechnet wird. Dieses Präparat zur Vorbeugung von Hepatitis C soll jährliche Spitzenumsätze von 200 Millionen US-Dollar einspielen.

Große Hoffnungen setzt Biotest auch auf Albumin, das beispielsweise bei schweren Verbrennungen oder chronischen Erkrankungen der Leber zum Einsatz kommt. Eine Schlüsselrolle spielen hier neue Märkte wie China, wo Schulz bis zur Jahresmitte die Zulassung von Albumin erwartet. Mit der chinesischen Pharmafirma Wanbang hat Biotest einen lokalen Vertriebspartner an Bord.

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Mehr Wert durch Medikamente

In Zukunft soll auch das zweite Geschäftsfeld mit Biotherapeutika zunehmend zum Erfolg beitragen. Biotest betreibt hier eine eigene Medikamentenentwicklung auf Basis von Antikörpern.

Das Unternehmen hat bereits einige Wirkstoffe in der fortgeschrittenen klinischen Entwicklung. Tregalizumab, der am weitesten fortgeschrittene Kandidat, wurde bereits an den US-Pharmakonzern Abbvie auslizenziert. Derzeit durchläuft der Antikörper die Wirksamkeitsstudien gegen rheumatoide Arthritis. Bis Anfang 2015 wird sich Abbvie entscheiden, ob es die klinische Endphase III starten wird - was für Biotest eine Meilensteinzahlung im zweistelligen Millionenbereich bedeuten würde. Schafft das Präparat die Zulassung, könnte es durchaus Milliardenerlöse erzielen.

Ein solcher Geldregen ist auch bei BT062 möglich. Nach guten Wirksamkeitsdaten gegen eine besonders aggressive Form von Leukämie wird die Substanz auch gegen andere Krebsarten getestet. Wie beim Rheumamittel sucht Biotest-Vorstand Schulz auch hier einen Pharmapartner für die gemeinsame Entwicklung und Vermarktung. "Weil der Vertrieb dieses Produkts über Spezialkliniken erfolgt, halten sich unsere Personalkosten in Grenzen", beruhigt Schulz einstweilen die Anleger.

Auf lange Sicht ließe sich auch mit einem separaten Börsenlisting der Arzneimittelsparte ein deutlich höherer Unternehmenswert generieren. Doch darauf will Vorstandschef Schulz noch nicht eingehen. Zumal die Gründerfamilie Schleusner, die weiterhin die Mehrheit am Unternehmen hält, das letzte Wort haben wird.

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