Positive Nachrichten über die Kapitalausstattung südeuropäischer Banken, aber auch neue Fusionsspekulationen haben die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank zum Wochenstart angetrieben. Vor allem die Commerzbank steht diese Woche im Fokus: Das Geldhaus legt am Donnerstag seine Jahresbilanz und die Zahlen zum vierten Quartal vor. Im Schnitt rechnen Analysten damit, dass die Bank ihren Überschuss auf über 800 (2017: 156) Millionen Euro verfünffachen kann - und auch beim Abbau ihrer Bilanzrisiken weiter Fortschritte gemacht hat. Den Aktionären winkt für das abgelaufene Jahr 2018 eine Dividende von 20 Cent je Aktie. Es wäre erst die zweite Dividendenzahlung seit Beginn der Finanzkrise 2008.

"Die Commerzbank ist strategisch richtig aufgestellt, und sie baut mit ihrer aggressiven Privatkundenstrategie ihren Marktanteil konsequent aus", erläutert Philipp Häßler, Analyst bei der Investmentbank Pareto Securities. So hat sich die Bank bereits 2016 vorgenommen, bis 2020 rund zwei Millionen zusätzliche Privatkunden zu gewinnen. Bis Ende 2018 war eine Million geschafft.

Das Firmenkundengeschäft könnte allerdings durch einen Konjunktureinbruch weiter unter Druck geraten, warnt Häßler. Umgekehrt könne die Bank mit ihrem Privat- und Firmenkundenfokus auf lange Sicht deutlicher stärker von einer Zinswende profitieren als etwa die Deutsche Bank.

Sowohl Commerzbank wie Deutsche Bank waren in den vergangenen Wochen immer wieder Gegenstand von Fusionsspekulationen, die vor allem durch das Berliner Finanzministerium angetrieben wurden. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) verfolgt eine immer aktivere Industriepolitik: Mit der Zusammenlegung der beiden Banken soll ein "europäischer Champion" geschaffen werden. Allerdings sind beide Häuser derzeit mit ihrem eigenen Umbau noch voll beschäftigt. Ein nationaler Zusammenschluss ergäbe wohl auch nur dann betriebswirtschaftlich Sinn, wenn anschließend über massiven Stellenabbau Kostenfortschritte erzielt würden.

"Im Gegensatz zur Deutschen Bank ist die Commerzbank das klassische Übernahmeziel", glaubt Pareto-Analyst Häßler, der dabei aber nicht an einen nationalen Schulterschluss, sondern eher an grenzüberschreitende Lösungen glaubt. "Anders als bei der Deutschen Bank ist bei der Commerzbank eine Übernahme durch ein anderes europäisches Institut, etwa BNP Paribas, Unicredit oder Santander, grundsätzlich vorstellbar." Diese Geldhäuser sind nicht nur in einer überwiegend stabileren Verfassung als die Deutsche Bank. Sie könnten die Frankfurter wohl auch mit geringeren Reibungsverlusten in den eigenen strategischen Ansatz integrieren.

Auch bei der Commerzbank hat das Berliner Finanzministerium allerdings noch ein Wörtchen mitzureden: Der Bund ist mit 15,6 Prozent noch immer größter Einzelaktionär der Commerzbank. Immer wieder wird ein Ausstieg des Staates bei dem Geldhaus gefordert. Ein für den Steuerzahler kostenneutraler Ausstieg wäre allerdings erst ab einem Kursniveau von rund 20 Euro je Aktie möglich.