Es gibt Kursentwicklungen, die sind so abstrus, dass es schon wieder unterhaltsam ist. Ein besonders hübsches Beispiel ist Cynk Technology. Monatelang dümpelte die Aktie bei 6 Cents vor sich hin. Doch Mitte Juni war es mit der Ruhe urplötzlich vorbei. Binnen Wochenfrist kletterte das außerbörslich gehandelte Papier (OTC) auf 4,27 Dollar - ein Kursplus von 5957 Prozent.

Am 10. Juli hatte sich der Kurs abermals verdoppelt und dann brannten bei Anlegern alle Sicherungen durch: In gerade mal 24 Stunden trieben wild gewordene Zocker Cynk auf 21,50 Dollar und den Börsenwert damit auf rund sechs Milliarden Dollar. Gegenüber dem Kurs von Mitte Mai entsprach das einem Kursplus von über 30.000 (in Worten: dreissigtausend) Prozent.

Beobachter halten das - nun ja - für völlig gaga. Denn laut des im November veröffentlichten Zwischenberichts macht der Laden null Dollar Umsatz und zuletzt einen Verlust von 1,5 Millionen Dollar. Die Mitarbeiteranzahl liegt bei 1: Cynk’ Boss Marlon Sanchez, der auch 72 Prozent der Anteile hält, kümmert sich als Chief Financial Officer praktischerweise auch gleich um die Finanzen und ist sein eigener Sekretär.

Fragwürdiges Geschäftsmodell

In den USA ist die Diskussion um den Wert nun voll entbrannt. "Ein soziales Netzwerk ohne Mitglieder, aber einer Bewertung von sechs Milliarden Dollar", titelte das ehrwürdige Wall Street Journal. Und CNN Money rätselte gestern: "25.000 Prozent Kursplus und keiner weiß, warum".

Tatsächlich ist die ganze Sache mysteriös. Cynk betreibt eine soziale Website namens introbiz.com. Über www.site.introbiz.com können Nutzer angeblich Kontakt-Adressen Abertausender mehr oder weniger prominenter Personen kaufen, darunter auch von Hollywood-Stars. Wer 50 Dollar hinlegt, soll dann - Achtung, kein Witz - die Telefonnummer oder E-Mail-Adresse von Nicole Kidmann, Tom Cruise oder Johnny Depp bekommen.

Woher introbiz die Daten haben will, bleibt völlig im Dunkeln. Auch die Suche nach dem Firmensitz führt in eine Sackgasse. Angeblich verfügt Cynk über ein Büro im Apartment 400 des Matalon-Apartmenthauses in Belize City im zentralamerikanischen Zwergstaat Belize. Die US-Nachrichtenagentur hat nachrecherchiert. Ergebnis: Ein Apartment mit der Nummer 400 gibt es im Matalon gar nicht....

Totenkopf-Warnung

Auch der sonst für ihren Langmut bekannten OTC Markets Group ist die Sache inzwischen nicht mehr geheuer: Auf der Aktienseite zum Cynk-Kurs prangt ein Totenkopf am rechten Seitenrand. "Achtung, Warnung", heißt es in einem entsprechenden Textkasten für mögliche Aktienkäufer. Es gebe bei Cynk "begründete Sorgen" wegen "möglicher Spamattacken, fragwürdiger Aktienempfehlungen sowie möglicher Untersuchungen wegen Betrugsverdachts durch das Unternehmen oder Insider". Wer die Aktie tatsächlich hat, sollte sie schleunigst wieder los werden. Für alle anderen gilt: Nur gucken, nicht mitzocken!