BÖRSE ONLINE: Herr Panitzki, bei FinLab scheint es zu brummen. Sie konnten vor Kurzem eine Kapitalerhöhung über knapp sechs Millionen Euro geräuschlos platzieren, operativ gab es ebenfalls viele positive Nachrichten.
Kai Panitzki: In der Tat sind wir operativ sehr zufrieden und unsere Aktionäre teilen den Optimismus. Unsere Kapitalerhöhung war stark überzeichnet, jetzt sollte bald auch der Kurs den Erfolg widerspiegeln.

Aber die FinLab-Aktie notiert doch bereits leicht über ihrem inneren Wert, dem sogenannten Net Asset Value (NAV). Das ist bei Beteiligungsgesellschaften eine sehr gute Bewertung.


FinLab ist mit einer klassischen Beteiligungsgesellschaft nicht vergleichbar. Wir veröffentlichen zwar einen NAV, weil in der Tat ein Teil unseres Geschäftsmodells die Anlage des eigenen Kapitals in aussichtsreiche Fintech-Unternehmen ist und wir unseren Aktionären bestmögliche Transparenz geben wollen. Darüber hinaus verfügen wir aber über ein sehr starkes Asset-Management-Geschäft, welches nachhaltig Umsätze generiert und hochprofitabel ist. Das rechtfertigt unseres Erachtens eine deutliche Bewertung über dem reinen NAV. Und der NAV, so viel kann ich verraten, sollte aufgrund der exzellenten Performance unseres Portfolios noch dazu zum nächsten Stichtag auch deutlich ansteigen.

Wie hoch ist aktuell das verwaltete Vermögen von FinLab?


Aktuell haben wir Assets im Wert von rund 400 Millionen Euro unter Verwaltung. Das mag im Vergleich zu klassischen Vermögensverwaltern nach wenig klingen, ist aber vor allem sehr stabiles und damit hochmargiges Vermögen von Privatanlegern bei unserem Dachfondsmanager Patriarch. Bei Heliad, einer von uns gemanagten börsennotierten Beteiligungsgesellschaft, handelt es sich sogar um Kapital, das gar nicht abfließen kann. Insbesondere das Asset-Management wollen wir in den nächsten zwölf bis 18 Monaten stark ausbauen. Im Fokus steht dabei der Start eines auf Fintech-Unternehmen fokussierten Venture-Capital-Fonds, der zusammen mit unserem eigenen Kapital parallel investieren soll.

Welche Strategie wird der Fonds verfolgen? Worin wird er sich von anderen Venture-Capital-Fonds-unterscheiden?


Der deutsche und europäische Fintech-Markt befindet sich in einer sehr interessanten Phase. Zum einen wird eine gewisse Konsolidierung einsetzen, zum anderen etablieren sich jetzt die ersten wirklich erfolgreichen Modelle. Diese schaffen die Basis für das oft propagierte neue digitale Ökosystem der Finanzbranche. Mit dem Fonds wollen wir diese Chancen nutzen.

Was können Ihre Aktionäre für die nächsten Quartale erwarten?


Wir wollen zwei oder drei Neuinvestments tätigen. Außerdem sollten einige Portfoliounternehmen neue Finanzierungsrunden oder sogar einen Exit vermelden können, was unseren NAV weiter anheben würde.

Um die besten Firmen buhlen viele Investoren. Warum sollte ein Unternehmer sich für eine Finanzierung durch FinLab entscheiden?


Ein Unternehmer sollte sich für eine Finanzierung durch FinLab entscheiden, weil wir das beste Ökosystem im Markt bieten - und zwar mit Abstand. Wir bringen deutlich mehr mit als nur Kapital. So haben wir zum Beispiel mit Flatex - deren Muttergesellschaft Fintech Group mehrheitlich die gleichen Kernaktionäre hat wie FinLab - einen der größten deutschen Onlinebroker im Verbund. Mit dessen Hilfe können wir B2C-Geschäftsmodelle schnell und ohne großen Marketingaufwand in den Markt bringen. Mit der biw Bank, ebenfalls eine Tochter der Fintech Group, verfügen wir über eine Vollbanklizenz in der Gruppe. Last but not least halten unsere Kernaktionäre weitere signifikante Assets im Financial-Services-Bereich, die je nach Geschäftsmodell starke Synergieeffekte bei unseren Portfoliounternehmen erzeugen können.

Auf welchem Kursniveau sehen Sie die FinLab-Aktie fair bewertet?


Den fairen Wert der FinLab-Aktie sehen wir definitiv deutlich über dem NAV. Ich denke, die Kursziele der Analysten Hauck & Aufhäuser, Montega und GBC, die zwischen 18 und 19,20 Euro liegen, sind eine gute Richtgröße.