BÖRSE ONLINE: Seit 1.9. verlangen Sie mit Verweis auf das Niedrigzinsumfeld als eine der ersten deutschen Banken von Privatkunden Negativzinsen. Wie lief es an?


Josef Paul: Wir versuchen seit Jahresbeginn, unsere Liquidität durch Einbeziehung der Kunden mit größeren Sichteinlagen besser zu steuern. Schnell war klar, dass Minuszinsen kommen, bei uns eben als "Verwahr-Entgelt", das erst ab 100 000 Euro erhoben wird. Dabei sind wir nicht in die Breite gegangen, also ohne Sparguthaben, sondern ausschließlich auf Sichteinlagen bei Girokonten und Tagesgeld.

Wie haben die Kunden reagiert?


Unterschiedlich. Viele Kunden zeigten Verständnis. Gleichzeitig haben wir ihnen Anlagealternativen genannt oder sogar empfohlen, das Geld auf bestehende Konten bei anderen Banken zu verteilen.

Wie viele der anfangs 139 Kunden sind jetzt noch vom "Verwahr-Entgelt" betroffen?


Nach der ersten Abrechnung im September zahlten weniger als 30 Personen das Entgelt. Viele Kunden sind wach geworden und haben ihr Anlageverhalten geändert.

Wie hat das Branchenumfeld reagiert?


Kollegen haben nachgefragt, wie wir die Einführung technisch umgesetzt haben. Jetzt fragen einige, wie es sich auf Bilanz und Kundenbeziehungen auswirkt. Es hat unsere Liquiditätssteuerung verbessert. Auch andere Banken müssen die Kosten durch die Negativzinsen refinanzieren. Sie werden es weitergeben. Für das Breitengeschäft, also Sparer und Kleinanleger, werden Negativzinsen wohl nicht kommen.

War Ihnen klar, was Sie damit auslösten?


Ich war sehr überrascht von den medialen Reaktionen. Wir haben Monate vorher mit den Kunden gesprochen, alles lief ruhig. Wir haben unsere Kunden sechs Wochen vor der Öffentlichkeit informiert.