Zu Recht blicken die Anleger mit Argusaugen auf Italien. Die neue Rechts-Links- Anarcho-Regierung plant höhere Sozialausgaben, Steuersenkungen und ein Zurückdrehen der Rentenreform. Eine Explosion der Schulden wird die Folge sein - und die Rückkehr der Eurokrise auch. Wer rettet Italien?

Zu Pfingsten habe ich die am Dreikönigstag vom Vatikan herausgegebenen "Oeconomicae et pecuniariae quaestiones", die "Erwägungen zu einer ethischen Unterscheidung bezüglich einiger Aspekte des gegenwärtigen Finanzwirtschaftssystems" gelesen. Und ich habe mich geärgert. Das geht bei der falschen Grundthese los und endet bei lebensfremden Empfehlungen.

Zwar erkennt die katholische Kirche an, dass der wirtschaftliche Wohlstand in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts "in einem nie gekannten Ausmaß und Tempo zugenommen hat", sieht aber gleichzeitig ein Problem darin, dass im selben Zeitraum die Ungleichheiten zwischen den Ländern und innerhalb der Länder größer geworden sind. Einmal abgesehen davon, dass das fürdie meisten Länder nicht zutrifft, weiß man nicht so recht, was damit gesagt werden soll. Ist ein kommunistisches China, in dem in jedem Jahr Hunderttausende, manchmal Millionen Menschen wegen Missernten verhungern, einem kapitalistischen ohne Hungertote, indes mit riesigen Wohlstandsunterschieden, vorzuziehen?

Die Empfehlungen der Kurie stellen Spekulationen unter Generalverdacht und wollen das Kapital in Kreditunionen, Mikrokrediten, Hilfen für Entwicklungsländer und in der Förderung von Familien und lokalen Gemeinschaften verwendet wissen. Credit Default Swaps, also Kreditversicherungen, werden als "Wirtschaftskannibalismus" gebrandmarkt, und abseits jeder Produktkenntnis wird Anlageberatern genau gesagt, was moralisch vertretbar ist. Zu guter Letzt wird den Ländern, "die es sich leisten können, von ihren Forderungen abzusehen", geraten, auf die Rückzahlung von Schulden zu verzichten. Oje!