Der bestbezahlte DAX-Chef liefert derzeit die markigsten Sprüche: "Wir gewinnen rasch Marktanteile und übertreffen ziemlich leicht unsere schärfsten Konkurrenten", freute sich SAP-Lenker Bill McDermott bei der Vorlage der Quartalsbilanz.

Nach unerwartet starken Zahlen hoben die Walldorfer auch gleich die Jahresziele für Umsatz und Ergebnis an. Gleichwohl spürt auch das wertvollste deutsche Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 109 Milliarden Euro heftigen Gegenwind von der Währungsseite.

Enttäuschte Erwartungen



Damit steht SAP nicht allein. Rund ein Drittel der DAX-Konzerne hat seit Wochenbeginn die Quartalszahlen vorgelegt. Während etwa Volkswagen und Daimler unterm Strich solide Ergebnisse boten und teilweise sogar die Prognosen anhoben, enttäuschten andere Konzerne wie Deutsche Bank (Seite 34) oder Lufthansa. Der Zulieferer Conti hatte bereits in der Vorwoche auch aufgrund von Währungseffekten eine Gewinnwarnung herausgegeben - und wurde an der Börse heftig abgestraft.

"Gemessen an den Erwartungen hat die Mehrheit der Unternehmen bislang enttäuscht", zieht Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer eine erste Zwischenbilanz. "Das liegt insbesondere auch am Euro, der im Durchschnitt des ersten Quartals 15 Prozent höher notierte als im Vorjahreszeitraum."

Doch nicht nur Währungseffekte machen den Konzernen zu schaffen. Vor allem die US-Handelspolitik und Signale konjunktureller Eintrübung lassen die Unternehmen vorsichtiger werden. Der Ifo-Geschäftsklima-Index fiel im April den fünften Monat in Folge. "Die Hochstimmung in den deutschen Chef-etagen verfliegt", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. "Die Wirtschaft nimmt Tempo raus." Als Folge der US-Handelspolitik sank auch der Ifo-Exporterwartungsindex im April zum fünften Mal in Folge.

Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer rechnet deshalb in den kommenden Monaten mit einer Seitwärtsbewegung der Aktienkurse unter starken Schwankungen. "Der Markt hat in den kommenden Monaten eine Menge zu verdauen, zumal der Handelsstreit zwischen den USA und China noch nicht geschlichtet ist", warnt Krämer. "Zulegen dürfte der Markt erst, wenn sich Frühindikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima gegen Jahresende wieder erholen und klar wird, dass es sich nur um eine Konjunkturdelle, nicht aber um den Beginn einer Rezession handelt."

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Gewinnkorrekturen

Hinzu kommt, dass sich die Eintrübung offenbar noch nicht richtig in den Gewinnerwartungen der Analysten für 2018 widerspiegelt. Mit sechs bis acht Prozent erwartet der Durchschnitt der Analysten noch immer relativ kräftiges Gewinnwachstum. "Für das gesamte Jahr 2018 zeichnet sich nur noch ein Gewinnwachstum von zwei bis vier Prozent ab", glaubt Krämer. "Weitere Abwärtsrevisionen sind wahrscheinlich."

Für M. M.-Warburg-Analyst Carsten Klude kommt es jetzt darauf an, welche Ausblicke die anderen DAX-Unternehmen noch geben. "Erst dann kann man abschätzen, inwieweit die Gesamtjahreserwartungen erreicht werden könnten." Klude wiederum geht davon aus, dass der US-Dollar in nächster Zeit wieder aufwerten wird - was insbesondere den deutschen Exporteuren neuen Auftrieb geben könnte.