Bei der Startup-Schmiede Rocket Internet läuft es nicht rund. Im dritten Quartal verlangsamte sich das Wachstum der zwölf größten Beteiligungen, wie das Berliner Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Zudem machen die Jungfirmen, zu denen unter anderem der Kochbox-Anbieter HelloFresh, der Essenslieferdienst Delivery Hero sowie die Möbelhändler Westwing und Home24 gehören, weiterhin Verluste. Allein bei HelloFresh, das erst kürzlich überraschend seinen Börsengang auf die lange Bank schob, und Delivery Hero fiel von Januar bis September zusammen ein bereinigter Betriebsverlust (Ebitda) von 122 Millionen Euro an. Rockets Geschäft - das Gründen von Startups nach dem Fließbandprinzip - verschlingt viel Geld. Bisher hat der Konzern noch keine Antwort darauf gegeben, wie dieses wieder eingespielt werden kann.

Entsprechend steht die im Entry Standard notierte Aktie seit dem Debüt im Oktober 2014 unter Druck. Am Mittwoch gab das Papier um rund drei Prozent auf 28,25 Euro nach und lag damit mehr als 30 Prozent unter dem Ausgabepreis von 42,50 Euro.

WECHSEL AN AUFSICHTSRATSSPITZE



Laut einem Insider soll es jüngst Streit im Aufsichtsrat über die künftige Rocket-Strategie gegeben haben. Dem "Manager Magazin" zufolge blockierte der schwedische Rocket-Investor Kinnevik den Börsengang von HelloFresh. Ein Rocket-Sprecher dementierte dies. Fakt ist, dass Kinnevik-Chef Lorenzo Grabau seinen Posten an der Spitze des Aufsichtsrats aufgibt und von dem früheren ProSiebenSat.1 -Manager Marcus Englert ersetzt wird. Englert gilt als enger Vertrauter von Firmenchef Oliver Samwer. Dieser versicherte am Mittwoch, dass sich Rocket auf dem richtigen Weg befinde. Im kommenden Jahr würde eine "große Zahl der Startups signifikante Fortschritte bei der Profitabilität machen", kündigte Samwer an. Zugleich hielt er an dem im September ausgegebenen Ziel fest, in den nächsten 18 Monaten eins der Rocket-Startups an die Börse zu führen. Er könne nur nicht sagen, ob dies HelloFresh sein werde.

WACHSTUM VERLANGSAMT SICH



Das Bruttowarenvolumen ("GMV") der größten zwölf Rocket-Beteiligungen stieg von Januar bis September um 120 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro. Dies ist die Summe, die die Händler durch Verkäufe über ihre Internetseite eingespielt haben. Im ersten Quartal hatte das Plus noch bei 217 Prozent und in den ersten sechs Monaten bei 142 Prozent gelegen. Den Wert des Firmenportfolios bezifferte Rocket selbst mit 6,1 Milliarden Euro. Im dritten Quartal habe sich diese Summe wegen fehlender Finanzierungsrunden, die zu einer Neubewertung führen könnten, kaum bewegt.

Reuters