Konkret im Visier haben die Ermittler zudem einen weiteren hochrangigen Porsche-Manager und einen ehemaligen Mitarbeiter. Vorstandschef Oliver Blume, der künftig auch für die Produktion des gesamten VW-Konzerns verantwortlich zeichnet, ist zwei Insidern zufolge aber nicht darunter.

An zehn Standorten bei der Porsche AG in Stuttgart und der Konzernschwester Audi in Ingolstadt rückten insgesamt 33 Staatsanwälte aus Stuttgart und München und rund 160 Polizisten aus den Landeskriminalämtern Bayern und Baden-Württemberg an, wie die Ermittler erklärten. Porsche bestätigte, dass sie dort Unterlagen gesichtet und auch sichergestellt hätten. Der Sportwagenbauer bezieht seine Diesel-Motoren für Modelle wie den Gelände-Sportwagen Cayenne und den Viertürer Panamera von Audi, Porsche selbst baut traditionell keine Diesel-Aggregate. In mehreren Porsche-Modellen stecken damit Audi-Motoren, die Stickoxid-Grenzwerte nur auf dem Prüfstand und nicht auf der Straße einhalten.

ERSTMALS KONKRETER VERDACHT GEGEN AKTIVEN VORSTAND



Gegen welches der sieben Vorstandsmitglieder sich die Ermittlungen bei Porsche richten, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Es ist aber das erste aktive Mitglied der obersten Führungsebene eines Autobauers, das von den Strafverfolgern persönlich des Betruges mit Abgaswerten beschuldigt wird. Bisher hatten sie nur ehemalige Vorstandsmitglieder und Manager unterhalb der obersten Führungsebene als Gegenstand ihrer Ermittlungen identifiziert.

Bei Audi ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft nicht nur gegen Ex-Vorstände und Ingenieure, sondern auch in Vorstands-Kreisen, allerdings hat sie sich bisher keinen bestimmten Top-Manager herausgegriffen. Die Ermittlungen laufen gegen "unbekannt". Binnen eines Jahres wurde Audi vier Mal durchkämmt, zuletzt Ende Februar. Insgesamt gibt es dort 17 Beschuldigte. Als einziger davon sitzt der frühere Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz in München in Untersuchungshaft, der zuvor bei Audi und VW unterhalb des Vorstands die Motorenentwicklung geleitet hatte.

Auch Porsche haben die Strafverfolger im Dieselskandal schon länger im Visier. Erste Ermittlungen wurden im Sommer 2017 bekannt. Volkswagen hatte die Abgasmanipulationen im September 2015 zugegeben, seither ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig. Das Bundesverkehrsministerium hatte im Juli 2017 ein Zulassungsverbot für den Porsche Cayenne verhängt. Porsche hatte zuvor wegen der Manipulationsvorwürfe von sich aus den kleineren Geländewagen Macan zurückgerufen. Der Panamera ist seit Sommer 2017 nicht mehr in der Diesel-Version zu bestellen.

BESONDERS SAUBER ODER NICHT?



Nicht nur gegen den VW-Konzern und seine Töchter Audi und Porsche, sondern auch gegen Daimler, BMW und den Zulieferer Bosch wird wegen möglichen Betrugs mit Abgaswerten ermittelt. Daimler war im vergangenen Mai Ziel einer bundesweiten Razzia der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Auch ihr Verdacht: Betrug mit manipulierter Abgasnachbehandlung sowie strafbare Werbung mit "besonders sauberen" Dieselmotoren. Mit einer Entscheidung, ob sie Anklage erheben oder nicht, rechnen die Staatsanwälte in Stuttgart und Braunschweig in diesem Jahr nicht.

Der Autobauer BMW steht erst seit kurzem am Pranger. Die Staatsanwaltschaft geht dem Anfangsverdacht nach, auch die Münchner hätten bei Dieselautos den Abgas-Ausstoß per Software manipuliert und damit betrogen. Im März hatten rund 100 Beamte die Zentrale in München und das Motorenwerk im österreichischen Steyr durchforstet. Dabei hatte Konzernchef Harald Krüger stets betont, bei BMW sei die Diesel-Abgasreinigung nicht manipuliert worden. Daran hält er auch fest. Der Einbau einer Software, die die Abgasreinigung bei 11.400 Autos abschaltet, sei ein Versehen gewesen - zumal sie auch auf dem Motoren-Prüfstand reagiere, also nicht zum Mogeln tauge.

rtr