Weniger Kosten, mehr Rendite: Beim finnischen Konzern UPM Kymmene läuft das Geschäft auf Hochtouren. Nach dem Durchhänger vom Sommer 2017 hat der Aktienkurs wieder Fahrt aufgenommen und in diesem Jahr neue Allzeithochs erreicht. Damit honorieren die Börsianer, dass der europaweit größte Papierhersteller bei seinem 2013 eingeleiteten Konzernumbau eine ganze Menge richtig gemacht hat.

Das Comeback von UPM steht für den radikalen Wandel, den die gesamte Papierbranche durchläuft. Der Siegeszug der digitalen Medien und die zunehmende Konkurrenz von Billigproduzenten aus Asien oder Lateinamerika zwangen die Papierhersteller in Europa und den USA zum Umdenken. Branchengrößen wie UPM fuhren ihre Produktionskapazitäten herunter und senkten die Energie- und Arbeitskosten. Um sich vom Massenmarkt abzusetzen, erhöhten sie zugleich die Schlagzahl bei neuen Produkten: zum Beispiel Spezialpapier für den Digitaldruck, das nach neuesten ökologischen Standards hergestellt wird. Es ist recyclingfähig und biologisch abbaubar.

Die jüngsten Statistiken des europäischen Branchenverbands CEPI zeigen indes vor allem einen klaren Trend: Die starke Nachfrage nach Verpackungsmaterialien wird getrieben vom globalen Boom des Onlinehandels - Amazon und Co lassen grüßen. Zudem befeuert die global anziehende Konjunktur den Warenaustausch mit Industrie- und Konsumgütern.



Auf Seite 2: Üppige Dividenden





Üppige Dividenden



Papier- und Kartonagenhersteller, die richtig aufgestellt sind, zeichnen sich durch solide Renditen und nachhaltige Mittelzuflüsse aus, die sie als üppige Dividenden an die Aktionäre ausschütten. Anlageprofis wie Fondsmanager Kjell Morten Hjørnevik von der Fondsgesellschaft DNB setzen auf Unternehmen, die sich verstärkt auf Verpackungsmaterialien ausrichten und in ihrem Verbundsystem über eigene Rohstoffe wie Holz und Zellstoff verfügen: "Die jüngsten Preisanhebungen etwa für Zellstoffe setzen die Margen der Firmen unter Druck, die keine eigene Produktion haben", erläutert der Experte. UPM Kymmene und das finnisch-schwedische Unternehmen Stora Enso sind Selbstversorger beim Nachschub mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz - mit eigenen Waldflächen oder zu langfristigen Preisen garantierten Einschlagsrechten.



Allerdings hat die Branche ihre Eigenheiten. So können sich die einzelnen Produktgruppen in dem fragmentierten Markt unterschiedlich entwickeln. Das hängt in erster Linie mit den Preisen der einzelnen Produktkategorien zusammen - Kartons haben eben mit Hochglanzpapier wenig gemeinsam. Das kann zur Folge haben, dass das eine Unternehmen floriert, während das andere gerade Verluste schreibt.

Wachstumsstarke Nischen, wie sie etwa Mayr-Melnhof Karton bei Recyclingkartons besetzt, versprechen zwar steigende Renditen, sind aber auch größeren konjunkturellen Schwankungen unterworfen. "Endmärkte für Konsumgüterverpackungen sind ein solches Segment. Kleinere Firmen schaffen hier am ehesten höhere Margen, indem sie Produkte für einzelne Nischen wie Verpackungen für die Lebensmittelbranche entwickeln", sagt Michael Marschallinger, Analyst der Ersten Bank. Als konkretes Beispiel nennt er die von Mayr-Melnhof entwickelten Foodboards. Das sind Kartons mit Feuchtigkeitsschutz an den Innenseiten für den Transport von Lebensmitteln.

Unterdessen schaffen es die Österreicher dank strikter Kostendisziplin, die steigenden Preise bei Altpapier und Faserstoffen zu kompensieren. Zugleich sind die Produktionskapazitäten ausgelastet. So steigert der Hersteller von Schachteln und Recyclingkartons seine Margen. Darüber hinaus glänzt das praktisch schuldenfreie Unternehmen mit einer soliden Bilanz.

Ebenfalls auf eine Marktnische spezialisiert hat sich Essity: Die Schweden stellen Hygienepapiere her. In Deutschland ist das Unternehmen für seine Marken Tempo und Zewa bekannt. Die Firma entstand im Sommer 2017 aus der Abspaltung von ihrer Muttergesellschaft Svenska Cellulosa (SCA). Allerdings sind Essitys Wachstumsperspektiven auf dem aktuellen Kursniveau bereits gut bezahlt. SCA selbst hat die jahrelange Portfoliobereinigung zwar abgeschlossen, wartet allerdings noch auf einen neuen Wachstumsschub.

Das gilt auch für Kimberly-Clark. Die Margen der auf Hygieneartikel spezialisierten Amerikaner waren zuletzt rückläufig. Um das Wachstum wieder anzukurbeln, investiert das Unternehmen in neue Produkte. Das geht aber zulasten der Bilanz: Die Eigenkapitalquote lag zuletzt bei dürftigen vier Prozent.

Ein weiterer Kandidat für die Beobachtungsliste ist der Verpackungsmittelhersteller International Paper. Der US-Konzern verzeichnete zuletzt rückläufige Erlöse im Verpackungsgeschäft. Die Nettoverschuldung stieg weiter auf 11,2 Milliarden US-Dollar.

Bei Stora Enso hingegen macht sich die Diversifizierung in Papier, Verpackungsmaterialien, Zellstoffe, Pellets und Holz wieder mit anziehenden Gewinnen bezahlt. Im Vorjahr hatte das Unternehmen wegen Abschreibungen und Neubewertungen einen Durchhänger gehabt. Wie UPM Kymmene zeichnet sich Stora Enso durch eine hohe Dividendenrendite aus, bringt für 2019 aber im Verhältnis zur Bewertung die größeren Wachstumsimpulse mit.

Auf Seite 3: Auf einen Blick - Papierindustrie





Auf einen Blick - Papierindustrie



Den Papierherstellern machen einerseits die sinkenden Auflagen von Printmedien, grafischen Papieren und Katalogen zu schaffen. Andererseits steigt vor allem dank des zunehmenden Onlinehandels die Nachfrage nach Kartonagen und Verpackungspapieren.