Hätte, wäre, würde - im Zuge des drohenden Stopps von Gaslieferungen aus Russland werden Politiker, Experten und Medien nicht müde, auf die Versäumnisse der Vergangenheit hinzuweisen. Warum sich keine Mehrheit fand, die für eine breitere Basis an Erdgaslieferanten plädierte, anstatt sich in ein Abhängigkeitsverhältnis zu Russland zu begeben, wird wohl nicht mehr geklärt werden.
Immerhin nehmen verschiedene Institutionen
dies zum Anlass, auch andere
Handelsbeziehungen auf den Prüfstand
zu stellen. Gleich mehrfach schlugen
in den vergangenen Tagen Volkswirte
Alarm: Deutschland und Europa begäben
sich bei zahlreichen für Zukunftstechnologien
unverzichtbaren Rohstoffen
in eine neue Abhängigkeitsfalle.
"Dringender Handlungsbedarf für
krisensichere Lieferketten besteht bei
neun kritischen Mineralien. Hier sind
mehr Bezugsquellen
nötig, um die Lieferketten
widerstandsfähiger zu machen",
sagt Lisandra Flach, Leiterin des
Ifo-Zentrums
für Außenwirtschaft. Neben
Lithium seien besonders die sogenannten
seltenen Erden betroffen.
Wichtig sind diese Metalle für Elektromotoren,
Windturbinen, Photovoltaik,
Robotik, Batterien und Brennstoffzellen
- also letztlich für alle Technologien,
die für die Energiewende unverzichtbar
sind. Bei sieben der neun besonders
kritischen Rohstoffe ist der
Ifo-Studie zufolge China einer der größten
Anbieter am Weltmarkt, teilweise in
marktdominierender Position.
Heinz-Werner Rapp, Gründer und
Leiter des Cognitive Finance Institute
vom unabhängigen Investmenthaus
Feri, schlägt in dieselbe Kerbe: "In Europa
droht deshalb - zusätzlich zur aktuellen
Gaskrise - auch bei strategischen
Metallen eine brisante Rohstofffalle.
Hier ist das neue Dilemma: Je mehr
Europa versucht, sich durch alternative
Energien von russischem Erdgas zu lösen,
desto größere Abhängigkeiten entstehen
bei strategischen Metallen."
Neben China stammen viele Produzenten der begehrten Rohstoffe aus Australien und den USA. Wer sich als Anleger breit aufstellen will, schließlich dürften alle Lieferanten vom beschleunigten Umbau der europäischen Energiesysteme profitieren, kann mit dem VanEck Rare Earth and Strategic Metals ETF auf einen Aktienkorb mit 23 Rohstoffkonzernen setzen, die beim Abbau von Lithium und seltenen Erden führend sind. Die Titel werden entsprechend ihrer Marktkapitalisierung gewichtet, 38 Prozent des Portfolios entfallen auf australische, 35 Prozent auf chinesische und 14 Prozent auf US-Aktien. Die ETF-Gebühren betragen 0,59 Prozent pro Jahr. Wer das Risiko volatiler Rohstoffeinzeltitel nicht scheut, kann sich hingegen den Seltene-Erden-Spezialisten Lynas aus Australien ins Depot legen.