Die boomende Nachfrage nach einem neuen Lungenmedikament gibt der Schweizer Biotechnologiefirma Actelion Rückenwind. Für das laufende Jahr hob der Konzern am Donnerstag seine Prognose an. Das Unternehmen aus Allschwil nahe Basel erwartet nun zu konstanten Wechselkursen einen Anstieg des bereinigten Betriebsgewinns im hohen statt im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Zu Jahresbeginn kam Actelion hier bereits auf ein Plus von acht Prozent auf 249 Millionen Franken und erfüllte damit die Analystenerwartungen. An der Börse lockte die optimistischere Prognose Käufer an: Die Actelion-Aktie legte zeitweise gut zwei Prozent zu.

Europas größtes Biotech-Unternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung von Medikamenten gegen Lungenhochdruck (PAH), bei dem die Patienten unter einer stark eingeschränkten Leistungsfähigkeit und Kreislaufproblemen leiden. Der jahrelang wichtigste Umsatzbringer war das Mittel Tracleer, das nach dem Ende des Patentschutzes aber der Konkurrenz durch günstigere Nachahmermedikamente ausgesetzt ist. Im ersten Quartal schrumpfte der Umsatz mit der Arznei währungsbereinigt um 18 Prozent auf 290 Millionen Franken - das ist knapp die Hälfte des gesamten Produktumsatzes von 589 Millionen. Die Einbußen kompensiert Actelion unter anderem mit dem Tracleer-Nachfolger Opsumit, der bereits in über 30 Ländern erhältlich ist.

Ergänzt wird die Therapie seit kurzem durch das Mittel Uptravi, das in den USA erst seit Jahresbeginn am Markt ist. In Europa hofft Actelion auf eine Zulassung in den kommenden Monaten. "Uptravi hatte einen exzellenten Start, der alle Erwartungen bei weitem übertraf", sagte Firmenchef Jean-Paul Clozel, der einer der Gründer des Unternehmens ist. Actelion erzielte damit bereits 35 Millionen Franken Umsatz.

Die Analysten der Zürcher Kantonalbank erklärten, damit habe der Konzern auch die optimistischsten Erwartungen übertroffen. Zudem seien die Erlöse bei Tracleer weniger stark zurückgegangen als befürchtet. "Actelion ist bekannt dafür, im Lauf des Jahres den Ausblick zu erhöhen, aber so früh im Jahr hätten wir dies nicht erwartet."

MEHR DIVIDENDE?



Mit dem zu erwartenden Gewinnzuwachs könnten die Aktionäre auch auf eine höhere Dividende hoffen, sagte Konzernchef Clozel der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich würde mich nicht darauf festnageln lassen - aber natürlich, wenn die Gewinne steigen, sollten wir, denke ich, unsere Aktionäre besser daran teilhaben lassen." Für 2015 will Actelion 1,50 Franken je Aktie ausschütten.

Wegen seiner breit gestreuten Aktionärsstruktur gilt die Firma in der Branche als potenzieller Übernahmekandidat. Dies sei im Moment jedoch kein Thema, sagte Clozel. "Es hat absolut kein Angebot gegeben." Auch selbst plane Actelion keine größeren Zukäufen in Milliardenhöhe. Kleinere Übernahmen seien jedoch möglich.

Reuters