Angaben zu KGV, Dividendenrendite oder Aktienperformance zählen zu den klassischen Bewertungskriterien. Doch es gibt noch weitere Signalgeber, ob die Geschäfte in einem Unternehmen gut laufen. Dazu zählt die Mitarbeiterentwicklung. Ein klassischer Wachstumsindikator. Je besser die Aussichten sind, desto mehr Personal wird benötigt. Und bei Bertrandt ist das Wachstumstempo zweifellos hoch. Ende September vergangenes Jahres standen bei den Schwaben rund 10.800 Mitarbeiter in Lohn und Brot, doppelt so viele wie im Geschäftsjahr 2008/09. Aktuell sind rund 1100 offene Stellen ausgeschrieben, die Nachfrage ist immens. Mehr als 5000 Bewerbungen gehen pro Monat ein. Ein starkes Zeichen vom Arbeitsmarkt.

Der schwäbische Automobilzulieferer hat auch allen Grund, verstärkt in die Zukunft zu investieren. Alternative Antriebssysteme, Leichtbauweise, verbrauchsärmere und umweltfreundliche Mobilität, Sicherheit sowie Komfort und der stark steigende Einsatz von Elektronik in den Fahrzeugen sind zentrale Themen in der Autobranche in der Gegenwart und der Zukunft.

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Auf die richtigen Trends gesetzt

Fest steht schon jetzt: Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung werden bei den großen Autoherstellern auch weiter sehr hoch bleiben. Nach einer Studie der Boston Consulting Group sind die Forschungsausgaben der 14 innovativsten Autokonzerne seit 2009 im Durchschnitt um acht Prozent jährlich gestiegen - eine deutliche Steigerung zu den Vorjahren. Gegenüber anderen Branchen brauchen die Fahrzeughersteller keinen Vergleich scheuen. Unter den 50 innovativsten Unternehmen tummeln sich 14 Autohersteller. In Deutschland, wo Bertrandt rund 90 Prozent seiner Umsätze erzielt, lagen die Forschungsausgaben 2013 mit über 23 Mrd. Euro auf einem Rekordwert. Tendenz klar steigend. Sehr zur Freude der Baden-Württemberger, die in diesen Bereichen ein jahrelanges Know-how vorweisen können und bereits stark im Markt vertreten sind. Zu den Kunden zählen bekannte Namen wie Airbus, Audi, BMW, Continental, Ford, Mercedes-Benz, Porsche, Renault, Siemens oder Volkswagen.

Inzwischen zeichnet sich aber auch ein Trend hin zu einer steigenden Auslagerung der Forschungs- und Entwicklungs-Wertschöpfung bei den Autoherstellern ab. Zuletzt haben sich die Schwaben darauf konzentriert, diverse Testaktivitäten von den Kunden zu übernehmen. Der deutlich höhere Investitionsaufwand ist nur auf den ersten Blick negativ. Denn zugleich erhält Bertrandt einen besseren Einblick auf die Bedürfnisse der Kunden als im Standardgeschäft. Positiv zu werten ist auch der deutlich geringere Wettbewerb, denn kleineren Anbietern fehlt die nötige Finanzkraft. Nicht zu unterschätzen für künftige Aufträge ist natürlich der engere Kontakt zum Kunden und die daraus entstehende größere Abhängigkeit zu Bertrandt. Die Analysten vom Bankhaus Lampe gehen davon aus, dass mit den Testaktivitäten inzwischen bis zu 20 Prozent der Umsätze erzielt werden.

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Multimedia im Auto

Bertrandt spielen zugleich die immer restriktiveren Emissionsvorschriften auf den einzelnen Märkten in die Karten. So führen die steigenden Kraftstoffpreise zwangsläufig zu einer Optimierung des Verbrauchs und damit der Emission. Aber auch die zunehmende Modellvielfalt führt zu einem erhöhten Entwicklungsbedarf. Prognosen von Bertrandt zufolge dürfte die Anzahl an neuen Modellen von 231 in 2011 auf rund 323 im Jahr 2017 steigen - ohne Berücksichtigung von Facelifts und Sondervarianten.

Nicht nur auf der IAA im vergangenen Jahr, sondern auch in der Zukunft dürfte aber vor allem auch das Thema Vernetzung eine zunehmend größere Rolle spielen. Infotainment und Multimedia, Fahrerassistenzsysteme sowie Echtzeit-Informationssysteme sind bereits jetzt Realität und werden kontinuierlich ausgebaut. Eine Zukunftsvision ist sicherlich noch das autonome Fahren - noch. Auch hier ist Bertrandt bereits mit an Bord und bietet Kunden "b.on" an - ein Produkt, das die komplexen Datenströme managt.

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Neuer Aufwärtsschwung in Sicht

Absolut überzeugend fällt auch der Blick in den Rückspiegel aus. Im Dezember präsentierte der Konzern die Zahlen für das Geschäftsjahr 2012 / 13. Während die Umsätze stärker als erwartet um 10,3 Prozent auf 782 Mio. Euro kletterten, legte das Betriebsergebnis um gut acht Prozent auf 81,2 Mio. Euro zu. Vor allem bei der Ebit-Marge kann Bertrandt punkten. Während der Mittelwert in der Branche bei rund 8 Prozent liegt, lieferte das SDAX-Unternehmen für das abgelaufene Geschäftsjahr eine operative Marge von 10,4 Prozent ab. Wichtig zu wissen: Besonders das vierte Quartal entwickelte sich sehr positiv, die Dynamik nimmt also zu und weckt viel Fantasie für die kommenden Berichte. Das Umsatzwachstum betrug im abgelaufenen Semester 10,9 Prozent nach 10,1 Prozent in den ersten neun Monaten. Aber auch unter dem Strich sieht es gut aus, die Ebit-Marge kletterte deutlich von 9,8 Prozent auf 12 Prozent. Grünes Licht gibt es auch für die Finanzen, ganz so wie man es von einem schwäbischen Konzern erwartet. Mit einer Eigenkapitalquote von knapp 59 Prozent zählt Bertrandt zu den substanzstarken Unternehmen der Branche. Aktionäre sollen an der guten Geschäftsentwicklung teilhaben und erhalten eine um 10 Prozent erhöhte Dividende von 2,20 Euro. Seit 2009 erhöhte Bertrandt bisher jedes Jahr die Dividende, für das neue Geschäftsjahr rechnet Börse Online mit 2,50 Euro. Der Aktienkurs befindet sich bereits seit Jahren im Steigflug. Vor rund fünf Jahren gab es die Papiere noch für 14 Euro (siehe Chart), aktuell steht der Kurs rund 700 Prozent höher und markierte zuletzt wöchentlich neue Rekordhochs. Luft nach oben ist noch vorhanden, die Kursziele der Analysten liegen bei 135 Euro.

Vor allem nach den starken Zahlen für das vierte Quartal könnten sich einige Expertenschätzungen als zu konservativ erweisen. Unterstellt wurde bisher ein recht starker Preisdruck in der Branche, der aber zumindest im vergangenen Quartal geringer ausfiel als erwartet. Mittelfristig sollte unter dem Strich besonders auch wegen dem Ausbau des Geschäfts mit Testaktivitäten mehr übrig bleiben, hier ist mit positiven Effekten auf die viel beachtete Ebit-Marge zu rechnen. Am 17. Februar werden die Zahlen für das Auftaktquartal 2013/14 erwartet. Das Bankhaus Lampe rechnet mit einem Umsatzwachstum von 11 Prozent auf 204 Mio. Euro.