"Dax auf Rekordstand." "Dow Jones klettert auf neues Allzeithoch." Diese Schlagzeilen hat es 2017 mehrmals gegeben. Kurstreiber im laufenden Jahr seien mitunter die guten Konjunkturdaten gewesen, sagt Marco Herrmann von der Fiduka Vermögensverwaltung am Samstag in München. "2017 war für die Bären nichts zu holen." Es sei ein gutes Jahr gewesen, obwohl US-Präsident Donald Trump seine Wahlversprechen - Investitionen in Infrastruktur, Steuersenkungen - nicht eingehalten hat, und die US-Notenbank Fed zwei mal die Leitzinsen angehoben hat.

Gute Aussichten für die Börsen



"Steigende Zinsen bedeuten nicht gleich fallende Aktienkurse," sagt Herrmann. Treibende Kraft für einen weiteren Aufwärtstrend seien die Gewinne der Unternehmen. Die jüngsten Bilanzen, davon viele Ergebnisse über den Erwartungen, gaben den Indizes weiteren Auftrieb. "Die Rallye an den europäischen Aktienmärkten steht auf fundamentalen Füßen." Durch die gute Konjunktur erwartet er auch weiter gute Gewinne. "Eine Rezessionsgefahr möchten wir in den nächsten zwölf bis 18 Monaten definitiv ausschließen."

Doch sind Aktien - vor allem aus den USA - nicht längst viel zu hoch bewertet? "Schnäppchen gibt es nicht mehr," sagt er. Teuer seien die amerikanischen Papiere grundsätzlich wegen der Technologie-Werte. Im kommenden Jahr dürften die US-Aktien aber durch die Erwartungen auf Steuersenkungen weiter gestützt werden. Seine Empfehung: Anleger sollten aber nur auf einzelne, ausgewählte Papiere setzen.

Für deutsche und europäische Unternehmen erwartet er steigende Gewinne - das dürfte dann auch den Papieren weiteren Schub geben. "Und Aktien aus Schwellenländern haben Nachholpotential." Unverzichtbar sei eine möglichst breite Streuung der Anlagen, betont er.

Zieht die Fed die Zinszügel an?



Herrmann erwartet nicht, dass die Zeit der Niedrigzinsen bald vorbei ist. Grund dafür sei die hohe Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Privatpersonen weltweit. "Ein sprunghafter Zinsanstieg hätte unvorhersehbare Folgen für die Stabilität des Finanzsystems."

Die Fed dürfte 2018 die Zinsen zwei oder drei mal moderat anheben, schätzt er. Die Reduktion der Bilanzsumme der US-Notenbank werde sich nicht besonders auf die Märkte auswirken. Von dem neuen Fed-Chef Jerome Powell erwartet er die gleiche Politik wie von seiner Vorgängerin Janet Yellen.

Die Reduktion der Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) und politische Unsicherheiten - der Katalonien-Konflikt, Wahlen in Italien, schwierige Brexit-Verhandlungen - dürften eine "Flucht in sichere Häfen" ausläsen. Die Renditen am Bondmarkt werden dadurch etwas steigen, sagt er. Herrmann rechnet mit maximal einem Prozent bei Bundesanleihen und drei Prozent bei 10-jährigen US-Staatsanleihen.



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Wie geht es beim Euro weiter?



Im laufenden Jahr ist der Eurokurs stark gestiegen. Herrmann spricht von einer "Renaissance". "Nun fehlen dem Euro für eine weitere Aufwertung die nötigen Impulse."

Es würden zudem der Katalonien-Konflikt und die Wahlen in Italien belasten. Die geplante Steuerreform dürfte dem US-Dollar weiteren Auftrieb geben. Der Anlagestratege sieht die Gemeinschaftswährung bei 1,10 bis 1,20 Dollar.

Kein Bitcoin-Fan



Die Kryptowährung Bitcoin sieht Herrmann skeptisch. "Das ist eine Spekulationsblase, hinter der nur die Gier der Anleger steckt." Er empfiehlt, die Finger davon zu lassen.

Den Vorteil, den Bitcoin-Liebhaber immer wieder anführen - die Unabhängigkeit von Institutionen wie Notenbanken - sieht er nicht. "Über die Abspaltungen hat nur eine Gruppe von Anonymen entschieden."