In Erwartung einer behutsamen Straffung der Geldpolitik in den USA haben Anleger am Donnerstag bei Aktien zugegriffen. Aus dem jüngsten Protokoll der Fed-Zinssitzung schlossen die Investoren, dass es die US-Notenbank mit der erwarteten Zinsanhebung nicht eilig hat. Dax und EuroStoxx50 legten rund ein Prozent auf 9613 und 3060 Zähler zu. Experten rechnen erst für die Jahresmitte mit einer Zinserhöhung in den USA. Es wäre die erste nach sechs Jahren ultralockerer Geldpolitik, die die Aktienmärkte weltweit nach oben getrieben hat.

Die Anleger seien erleichtert, dass die Zentralbanken die Wirtschaft erst einmal weiter unterstützten und Deflationsgefahren bekämpften, sagt Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black. Vor allem in der Euro-Zone gibt es derzeit Sorgen vor einem Preisverfall auf breiter Front. Im Dezember sanken die Lebenshaltungskosten zum Vorjahr um 0,2 Prozent. Im Falle einer Deflation konsumieren Verbraucher weniger, weil sie erwarten, Produkte bald noch billiger zu bekommen. Unternehmen verdienen in der Folge auch weniger und kürzen ihre Investitionen - es entsteht eine Abwärtsspirale, die nur schwer zu stoppen ist und der Wirtschaft zusetzt.

Einige Marktbeobachter gehen daher davon aus, dass die EZB nun auf ihrer geldpolitischen Sitzung am 22. Januar weitere unkonventionelle Maßnahmen wie den Aufkauf von Staatsanleihen beschließen könnte, um einer solchen Gefahr entgegenzuwirken. Der Euro fiel wegen der Aussicht auf eine Lockerung der Geldpolitik auf 1,1779 Dollar und markierte damit den tiefsten Stand seit mehr als neun Jahren.

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ÖLPREIS NACH JÜNGSTEM PREISSTURZ KAUM VERÄNDERT

Im Fokus stand neben den Zentralbanken auch der seit Monaten fallende Ölpreis. Die Sorten Brent und WTI waren zuletzt erstmals seit Frühjahr 2009 unter die Marke von 50 Dollar je Fass gefallen. Ein Überangebot bei zugleich schwächelnder Nachfrage setzt den Preisen zu, seit Juni haben sie sich mehr als halbiert. Anleger sehen darin ein Zeichen für die schwächelnde Weltwirtschaft. Am Mittwoch notierten Brent und WTI kaum verändert bei 51,15 und 48,65 Dollar je Fass.

Unter den Einzelwerten standen SAP im Fokus, die sich als Dax-Schlusslicht um 1,6 Prozent verbilligten. Händlern zufolge gibt es Spekulationen über eine vorgezogene Veröffentlichung des Geschäftszahlen, die eigentlich für den 20. Januar angesetzt sind. "Der Handel ist sehr nervös. Es werden schwache Zahlen und ein schwacher Ausblick erwartet", sagt ein Börsianer. Die UBS hatte SAP am Morgen auf "Neutral" von "Buy" heruntergenommen.

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BAYER UND BASF AUF ERHOLUNGSKURS

Auf der Gewinnerseite standen Bayer und BASF mit einem Plus von jeweils rund zwei Prozent weit oben. Die Aktien hatten in den vergangenen fünf Handelstagen vier und fünf Prozent verloren.

Im MDax schob eine Kaufempfehlung Bilfinger an: Die Aktien des Bau- und Dienstleistungskonzern, die 2014 gut 42 an Wert eingebüßt hatten, rückten um 3,2 Prozent vor. Die Analysten des Bankhaus Lampe werteten den Verkauf des Tiefbau-Geschäfts an den Schweizer Branchenführer Implenia positiv. Sie stuften die Titel hoch auf "Buy" von "Hold".

Reuters