Zahlreiche Konjunkturdaten und eine Flut an Unternehmensberichten dürften die Anleger am deutschen Aktienmarkt in der neuen Woche auf Trab halten. Börsianer rechnen damit, dass sich der Dax auch nach seiner Oktober-Rally langsam weiter nach oben arbeiten wird. "Viele institutionelle Anleger sitzen auf hohen Geldbeständen und dürften versuchen, diese noch bis zum Jahresende am Aktienmarkt unterzubringen", sagte Frank Geilfuß vom Bankhaus Löbbecke. Im Oktober legte der Dax rund zwölf Prozent zu. An der Wall Street ging es beim Dow-Jones-Index 8,5 Prozent bergauf.

Vor allem den Dax befeuerte zuletzt, dass EZB-Chef Mario Draghi kürzlich eine mögliche Ausweitung der lockeren Geldpolitik im Euro-Raum ins Spiel gebracht hatte. Diese Position bekräftigte Draghi am Wochenende: Die EZB sei bereit, notfalls alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Inflation anzuschieben, sagte er der italienischen Zeitung "Il Sole 24 Ore" vom Samstag. Zudem freuten sich Anleger über die vorerst anhaltende Niedrigzinspolitik in den USA, da die Fed frühestens im Dezember die erste Straffung seit fast zehn Jahren wagen will. Am Mittwoch beließen die Notenbanker den Schlüsselsatz noch bei null bis 0,25 Prozent.

ANLEGER WARTEN MIT SPANNUNG AUF US-ARBEITSMARKTBERICHT



Bedingung für die Zinswende ist allerdings, dass die Konjunktur in den USA kräftig genug ist. Wie es um die Wirtschaft bestellt ist, zeigen in der neuen Woche unter anderem der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe am Montag und die Arbeitsmarktdaten für Oktober am Freitag. Hier sei nach zwei schwächeren Monaten mit einer besseren Entwicklung zu rechnen, prognostizieren die Analysten der Helaba. Experten erwarten laut einer Reuters-Umfrage im Schnitt ein Plus von 178.000 nach 142.000 neuen Stellen im September.

Im Euro-Raum geben die Einkaufsmanagerindizes am Montag und Mittwoch sowie die Erzeugerpreise am Mittwoch Einblick in die konjunkturelle Verfassung der Währungsunion. Und auch das Thema China verlieren die Anleger nicht aus den Augen, da hier die Einkaufsmanagerindizes für Industrie und Dienstleistungen auf der Agenda stehen. Das Wirtschaftswachstum in der Volksrepublik könnte in diesem Jahr auf das langsamste Tempo seit 25 Jahren absinken und erstmals unter sieben Prozent liegen.

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WIRD VONOVIA DIE DEUTSCHE WOHNEN SCHLUCKEN?



Ebenfalls im Fokus steht die Bilanzsaison. Zu Wochenbeginn gibt die Commerzbank Einblick in ihre Bücher. "Gerade nach dem Zahlenwerk der Deutschen Bank wird der Fokus verstärkt auf den anderen Finanztitel liegen", sagt Andreas Lipkow, Marktstratege beim Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. Deutschlands größtes Geldhaus verbuchte im abgelaufenen Quartal unterm Strich einen Verlust von sechs Milliarden Euro. Die Anleger müssen in diesem und nächsten Jahr nun auf eine Dividende verzichten, zudem plant die Bank den zweitgrößten Jobabbau ihrer Geschichte.

Für Gesprächsstoff sollten auch die Quartalsberichte von BMW und Vonovia sorgen (jeweils am Dienstag). Der Autobauer hat nach Einschätzung von Analysten im dritten Quartal in der Autosparte weniger verdient. Bei Vonovia dürfte für Anleger im Fokus stehen, wie es mit der feindlichen Übernahme von Deutsche Wohnen weitergeht. Vonovia will die Nummer zwei der Branche für 14 Milliarden Euro schlucken. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn lehnte einen Zusammenschluss zuletzt ab.

Ein Auge werden die Investoren zudem auf die Zahlenwerke der Deutschen Telekom (Donnerstag), der Allianz (Freitag) und auf zahlreiche Berichte aus der zweiten Reihe werfen. Dazu gehören unter anderem Evonik, Hannover Rück (beide Mittwoch), Lanxess und Rheinmetall (beide Donnerstag).

Mit Spannung dürften Investoren auch auf den geplanten Börsengang der Container-Reederei Hapag-Lloyd warten. Weil nicht genügend Investoren zugegriffen hatten, musste das Unternehmen mit dem Preis heruntergehen. Die Nummer vier auf dem Weltmarkt senkte die Preisspanne für ihre Aktien auf 20 bis 22 Euro. Die Erstnotiz ist für Freitag geplant.

Reuters