Wenn es ums Geschäft geht, denkt Alibaba-Chef Jack Ma lieber unbescheiden. In den nächsten Jahren, ließ der studierte Englisch-Lehrer seine Zuhörer auf dem World Economic Forum in Davos unlängst wissen, "wollen wir unsere Plattform massiv ausbauen und die Kundenzahl auf 2 Millionen Menschen versechsfachen", sagte Ma. Bis zum Jahr 2025 soll Alibaba den Umsatz auf 470 Milliarden Dollar steigern und damit mehr erlösen als der Einzelhandelsgigant Wal Mart. Das ist reichlich ambitioniert. Für das laufende Jahr erwarten Analysten beim chinesischen Internet-Pionier einen Umsatz von umgerechnet etwa 13 Milliarden Dollar.
Aber Bange machen gilt nicht. Bislang, betont etwa Alibaba-Vizechef und Großaktionär Joe Tsai gebetsmühlenartig, erreiche man gerade mal die Hälfte der Chinesen mit Internetzugang und kaum ein Viertel der Gesamtbevölkerung.
Und dann ist da ja noch die große weite Welt. Eines Tages, sagte Ma unlängst in Davos, könne ein norwegischer oder Schweizer Händler über Alibaba seine Produkte nach Argentinien verkaufen. "Zusammen können wir eine eWTO bauen", warb Ma für seine Vision einer weltweiten Plattform für die Alibaba-gestützte Welthandelsorganisation.
Auf Seite 2: Die Analystenprognosen
Was die Analysten erwarten
Bis Mas rosarote Zukunftsvision Wirklichkeit wird, muss der Alibaba-Milliardär allerdings noch ein paar Hürden überspringen. Die nächste wartet bereits am Donnerstag. Dann präsentieren die Chinesen ihre Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahrs. Analysten erwarten ein sattes Umsatzplus von 46 Prozent auf 27,4 Milliarden Renminbi bzw. 4,38 Milliarden Dollar. Das bereinigte operative Ergebnis dürfte nach den Prognosen der Auguren um 25,2 Prozent auf 11,25 Milliarden Renminbi (1,8 Mrd. Dollar) gestiegen sein.
Das wäre zwar ein deutlich langsameres Plus als beim Umsatz. Aber Alibaba steckt derzeit viel Geld ins boomende Mobil-Geschäft. Außerdem investiert er Milliarden in den Vorstoß in neue Geschäftsfelder. Alleine im laufenden Jahr ist der Konzern bei über einem Dutzend Firmen eingestiegen. Dazu gehören etwa Beteiligungen an Online-Marketing-Unternehmen wie AdChina oder Bezahlsystem-Spezialisten wie Visuallead. Dazu kommen neue Angebote wie DingTalk, eine Messaging-App für kleine und mittelgroße Unternehmen, der Aufbau des Logistik-Spezialisten Alipay ePass. Daneben halten sich hartnäckig Gerüchte um eine mögliche Beteiligung am Lebensversicherer New China Life Insurance oder die Entwicklung einer eigenen Videospielekonsole.
Auf Seite 3: Was Anleger jetzt tun sollten
Einschätzung der Redaktion
Alibaba hat im November die ersten Quartalszahlen nach dem Börsengang vorgelegt und die Analysten-Erwartungen locker übertroffen. Das hat die Aktie beflügelt. In der Spitze war das Papier damals bis auf knapp 120 Dollar gestiegen. Danach hat die Aktie den Rückwärtsgang eingelegt. Doch mit den bevorstehenden Zahlen könnte der Wert sein Comeback feiern. Aktuell kämpft die Alibaba-Aktie mit dem kurzfristigen Abwärtstrend bei rund 103 Dollar. Fallen die Zahlen besser aus als erwartet, wären erneut höhere Kurse drin.
Die Vorzeichen dafür stehen jedenfalls nicht schlecht. Der wichtigste Shopping-Tag des Jahres in China ist der 11. November. Am so genannten Singles Tag kaufen junge und alleinstehende Chinesen ein bis der Arzt kommt. Alleine am 11.11.2014 wickelte Alibaba über seine Plattformen Käufe im Volumen von 9,3 Milliarden Dollar ab - 80 Prozent mehr als am Singles Day 2013. Allerdings gibt es eine Menge Fragezeichen. So hat Yahoo gerade angekündigt, seine Alibaba-Beteiligung von 15 Prozent in eine eigene Gesellschaft ausgliedern und an die Börse bringen zu wollen. Mit dem Schritt will der Internet-Dino Steuern sparen. Mit dem Schritt dürfte der Alibaba-Kurs allerdings schwankungsanfälliger werden. Außerdem drohen womöglich Prozessrisiken (siehe Update unten). Zielkurs 96,50 Euro, Stopp 82 Euro.
Update vom 29.1.2015:
Wie erst heute bekannt wurde, droht Alibaba Presseberichten zufolge womöglich eine Klage in den USA. Die staatliche chinesische Industrie- und Handelsbehörde hatte Alibaba im Vorfeld des Börsengangs im vergangen Juli nachdrücklich dazu aufgefordert, auf seiner Webseite Taobao schärfer gegen Produktpiraterie vorzugehen. Dies hatte Alibaba im Börsenprospekt nicht ausdrücklich erwähnt. Stattdessen hatte das Unternehmen bei möglichen Risiken lediglich allgemein darauf hingewiesen, dass es zu Klagen wegen möglicher Produktpiraterie und Produktfälschungen kommen könnte. Das könnte die Aktie nun belasten.