Der ATX


Das Pendant zum Dax ist in Österreich der ATX. Dieser Index stellt die 20 größten Unternehmen des Landes zusammen. Zu Beginn des Jahrtausends nach dem Ende des Dotcom-Bärenmarktes galt Österreich als Wachstumsland mit großem Potenzial, was den Index über die Marke von 4000 Punkten hob. Doch die weltweite Finanzkrise schickte den ATX in einen Dornröschenschlaf, aus dem der Index ohne reinvestierte Ausschüttungen noch nicht wieder erwacht ist. Beim Performanceindex (thesaurierend) konnten zumindest in 2021 zeitweilig die Höchststände von 2007 wieder erreicht werden.

Doch gerade in den Zeiten der jetzigen Krise ist der österreichische Aktienmarkt mit seinen Valueunternehmen für Anleger einen Blick lohnen. So hat sich der ATX mit -15 Prozent auf Sicht eines Jahres besser gehalten als der DAX mit -18 Prozent. Also ist der kleine Bruder ATX vielleicht der bessere Index?

Insgesamt hat der Index eine Marktkapitalisierung von 130 Milliarden Euro (Stand 2021) und ist damit ungefähr so wertvoll wie der deutsch-irische Konzern Linde und damit wie ein einzelnes Dax 40 Unternehmen. Außerdem machen bei diesem nicht besonders diversifizierten Österreich-Index die Top-10 Holdings einen Anteil von 80 Prozent aus. Es lohnt sich also auch die einzelnen Aktien zu schauen, anstatt Klumpenrisiken mitzukaufen. Doch welches sind die wichtigsten und auch interessantesten börsennotierten Unternehmen aus dem Alpenland?

Österreichische Post


Die erste Station auf der Liste der wichtigsten und interessantesten Aktien ist die Schwester der Deutschen Post. Die Österreichische Post selbst ist an der Börse aktuell 1,8 Milliarden Euro wert und wird damit mit einem aktuellen KGV von 12 bewertet. Neben einem stolzen Umsatz von 2,5 Milliarden in 2021 erwartet Anleger ebenfalls noch eine Dividendenrendite von aktuell 7 Prozent.

Chancen:

Die Post konnte in den letzten 5 Jahren kontinuierlich steigende Umsätze verbuchen und will noch weiter wachsen. Neben der hohen Dividendenrendite des eigentlich defensiv aufgestellten Wertes gibt es zusätzlich noch Kursphantasien, sollte die Rezession nicht so stark ausfallen wie erwartet.

Risiken:

Der österreichischen Post stehen zwei wesentliche Probleme gegenüber. Einerseits hat der Boom des E-Commerce zeitweilig dazu beigetragen, dass man die Deutsche Post outperformen konnte, doch natürlich führt diese Abhängigkeit beim Rückgang der Online-Bestellungen auch in die jetzige Bärenphase. Zudem ist ein Großteil des Auslandsgeschäftes in der Türkei stationiert, was aufgrund der aktuellen Entwicklungen wie der Unsicherheit und der hohen Inflation auch Anlegern Sorgen bereitet.

Wienerberger


Nächste Station ist vermutlich der Hidden Champion Österreichs, nämlich die Wienerberger AG. Das an der Börse 2,2 Milliarden Euro schwere Unternehmen ist der weltweit führende Hersteller von Ziegeln und anderen Baumaterialien. Wienerberger wird mit einem aktuellen KGV von 7,5 bewertet und lockt Anleger mit einer Dividendenrendite von 3,6 Prozent.

Chancen:

Laut eigener Guidance und trotz der aktuellen Lage hat man trotzdem Wachstumsambitionen. Das EBITDA soll dieses Jahr um 15 Prozent wachsen. Als Begründung für die guten Zahlen gab das Unternehmen ihre starke Preissetzungsmacht im inflationären Umfeld an.

Risiken:

In einer globalen Rezession gepaart mit einer immer weiter steigenden Inflation könnten viele Bauvorhaben zum Stillstand kommen. Auch Wienerberger dürfte dies dann treffen, die ihre Produktion von Ziegeln und anderen Baumaterialien drosseln müssten.

Mayr-Melnhoff Karton


Zuletzt gibt es noch den Spezialwert Mayr-Melnhoff Karton, der in einem sehr krisensicheren Bereich unterwegs ist, nämlich dem Papier- und Kartongeschäft. Aktuell ist das Unternehmen 3,2 Milliarden Euro an der Börse wert und wird mit dem 14-fachen erwarteten Ergebnis gehandelt. Dazu kommt für Anleger eine Dividendenrendite von 2,5 Prozent beim aktuellen Kurs von 160 Euro.

Chancen:

Im letzten Jahr nahm das Unternehmen, welches sonst eher für wenig Schulden bekannt ist, Kredite auf, um sich in andere europäische Märkte einzukaufen. Außerdem dürfte man in Zukunft vom weiteren Fortschreiten des ESG-Trends profitieren, da die Produkte an sich, wie auch die Produktionsmethoden als nachhaltig klassifiziert werden.

Risiken:

Ob das Unternehmen dauerhaft die steigenden Preise an die Konsumenten und Geschäftskunden weitergeben kann, steht noch offen und könnte dem Unternehmen in Zukunft Probleme bereiten. Obendrein lagen 10 Prozent des Umsatzes in Geschäften in Russland und der Ukraine, die jetzt zunächst auf unbestimmte Zeit weggebrochen sind.

Fazit


Österreich hält trotz der Underperformance seines Index einige sehr spannende Aktien bereit, die gerade im Umfeld eines weltweiten Shifts des Geldes von Growth zu Value Aktien nochmal interessanter werden können. Allerdings sollte man sich auch der Risiken wie der geografischen Nähe zu Russland und eventuellen Abhängigkeiten des Wirtschaftsstandortes Österreich bewusst sein.