Selten sorgte die Zahlenvorlage des Techgiganten aus Kalifornien für solche Erleichterung an den Börsen. Die Google-Mutter lieferte in der Vergangenheit regelmäßig starke Zahlen ab, doch sind es gerade unruhige Zeiten.

Mit den vorgelegten Ergebnissen erfüllte Alphabet in etwa die Erwartungen des Marktes. Für das mit dem 30. Juni abgeschlossene zweite Quartal meldete die Google-Mutter einen Umsatz von 69,7 Milliarden Dollar - 13 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Finanzchefin Ruth Porat sprach von "soliden" Ergebnissen. Das Unternehmen führt dafür auch Wechselkursschwankungen an, diese hätten das Wachstum um 3,7 Prozent beeinträchtigt. Der operative Gewinn legte dagegen kaum zu.

Wichtigste Umsatztreiber waren das Suchmaschinengeschäft sowie die Nachfrage im Cloud-Bereich. Das Geschäft mit der Datenwolke glänzte mit einem Umsatzwachstum von rund 35 Prozent, Analysten hatten hier noch etwas mehr auf dem Zettel gehabt. Bisher trägt das Cloud-Segment noch einen überschaubaren Teil zum Gesamtumsatz bei, tut sich aber mit starken Wachstumsraten hervor. Um mit Konkurrenten wie Amazon oder Microsoft auf Augenhöhe zu gelangen, investiert Alphabet weiter in die Sparte. Die Verluste nahmen zum Vorjahr zu. Porat sieht in der noch fehlenden Profitabilität noch kein Problem: "Dies ist eine außergewöhnliche Gelegenheit, eine langfristige Gelegenheit, und die Unternehmenskunden befinden sich noch im Anfangsstadium ihrer Umstellung auf die Cloud."

Das Werbegeschäft dagegen bleibt das Schwergewicht des Konzerns und fuhr mehr als 80 Prozent der Verkaufserlöse ein. Nach schwachen Zahlen von Twitter und besonders des Fotodienstes Snap waren die Erwartungen hier gesunken. Sorgen kamen auf, dass die herausfordernde Wirtschaftslage die Ausgaben von Werbekunden reduzieren und dadurch den Konzern belasten könnte. Doch Alphabet profitierte von enormer Marktmacht und erzielte entgegen der Befürchtung mit Werbung auf Google-Suchmaschinen oder der Videoplattform Youtube sogar zweistelliges Wachstum.

Gewinn runter, Kurs rauf

Damit präsentierte sich das Anzeigengeschäft über die Suchmaschinen widerstandsfähiger als die Social-Media-Werbung der Konkurrenten. Dennoch konnte sich auch Alphabet den herrschenden Marktherausforderungen nicht entziehen. Der operative Gewinn bewegte sich etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals, beim bereinigten Gewinn musste der Internet-Gigant aber einen Rückgang hinnehmen: Mit 1,21 Dollar je Aktie verdiente der Konzern rund elf Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Besserung ist erst einmal nicht in Sicht. Porat rechnet für den Rest des Jahres weiterhin mit höheren Investitionsausgaben im Vergleich zum Vorjahr, besonders im Bereich technischer Infrastruktur. Zudem werde sich im kommenden Jahr eine Verlangsamung bei den Neueinstellungen deutlicher bemerkbar machen, ergänzte die Finanzchefin.

Mit seinen Zahlen verfehlte Alphabet in manchen Bereichen die Erwartungen, hinzu kommt ein anhaltend herausforderndes Marktumfeld. Dennoch brachte der Konzern auch ein Stück weit den Optimismus zurück. Insgeheim hatte der Markt wohl schlimmere Nachrichten erwartet. Zuletzt hatte die Aktie eingebüßt, nach der Zahlenvorlage griffen Anleger wieder zu. Die nächsten Quartalszahlen werden zeigen, ob der Konzern den wirtschaftlichen Abschwung durch seine Positionierung ausgleichen kann.

Stärke: Der Internet-Riese profitiert auch in Krisenzeiten von seiner Marktmacht und ist in spannenden Segmenten aktiv. Kaufen.

Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der geschäftsführende Chefredakteur, Herr Frank Pöpsel, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Alphabet.