Denn nach monatelangen Verhandlungen mit den Geldgebern über die Reformauflagen für weitere Kredite läuft der griechischen Regierung die Zeit davon: Im Juni werden Rückzahlungen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) von 1,5 Milliarden Euro fällig, im Juli und August mehr als 6,7 Milliarden Euro an die EZB. Platzen die Kredite, gilt Griechenland offiziell als pleite; auch ein Verbleib im Euro wäre ungewiss.
Die Gespräche müssten beschleunigt werden, sagte Merkel nach einem Treffen mit Hollande. Alle seien an einer Lösung bis Ende Mai interessiert. Merkel, Hollande und Tsipras treffen beim Gipfel der EU mit ihren östlichen Partnern am Donnerstag und Freitag in Riga zusammen. "Griechenland hat einen Finanzbedarf, der nicht mehr warten kann", äußerte sich Hollande besorgt. rtr
VAROUFAKIS SETZT AUF ESM-MILLIARDEN
Varoufakis hat wiederholt mit ungewöhnlichen Vorschlägen zur Erschließung neuer Geldquellen von sich reden gemacht. Nun schlug er vor, der ESM solle die Überweisungen an die EZB im Juli und im August vorfinanzieren. Nach einem Abkommen mit den Geldgebern könne das Land die Summe später zurückzahlen. Ein solcher Finanzierungsumweg wäre nach den Regeln des ESM zwar prinzipiell denkbar, aber nur unter einem Reformprogramm. Über dessen Anforderungen würden wiederum die gleichen Institutionen entscheiden, mit denen die Regierung derzeit erbittert streitet.
Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling sagte, er teile den Optimismus der Griechen nicht. Auch die Idee, ESM-Geld für Rückzahlungen an die EZB zu verwenden, sei keine Lösung. Die EU-Kommission erklärte, es gebe Fortschritte in den Gesprächen, aber in langsamen Tempo. Die nächste größere Schuldenrückzahlung ist am 5. Juni mit rund 300 Millionen Euro für den IWF fällig. rtr