Im hart umkämpften Geschäft mit Essenslieferungen in den USA bündeln der Branchenriese Just Eat Takeaway und Amazon ihre Kräfte. US-Kunden von Amazons Bezahlangebot Prime können ein Jahr lang kostenlos die Abo-Variante des Lieferdienstes GrubHub nutzen, bei der die Zustellgebühren entfallen. Auch sicherte sich Amazon über Optionen einen Anteil bis zu 15 Prozent an der JustEatTakeaway-Tochter, wie die Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Wie hoch genau die Beteiligung ausfällt, soll unter anderem davon abhängen, wie viele Neukunden die Partnerschaft bringt.

Die Aktie von Just Eat Takeaway spring nach der Ankündigung um fast 20 Prozent nach oben. Verglichen mit dem Kurs zum Jahreswechsel entspricht dies aber immer noch einem Wertverlust von fast 70 Prozent. Der Lieferdienst hat nach einem Schub am Anfang der Pandemie mit nachlassendem Wachstum zu kämpfen.

Wird GrubHub wieder verkauft?


Der Kauf von GrubHub im vergangenen Jahr, der mit Aktien im Wert von 7,3 Milliarden Dollar bezahlt wurde, wird zum Teil als überteuert kritisiert. Am Markt wurde immer wieder spekuliert, dass sich Just Eat Takeaway von GrubHub wieder trennen könnte. Diesen Spekulationen war der Chef von Grubhub laut einem Medienbericht allerdings ein Stück weit entgegengetreten. Es gehe mehr darum, einen Weg zu finden, das Wachstum zu unterstützen als um einen Verkauf, sagte Adam DeWitt demnach.

Mit der Vereinbarung zwischen Just Eat Takeaway und Amazon könnten die Spekulationen nun wieder aufleben. Der Dienst hat im US-Markt mit Konkurrenten wie DoorDash und Uber Eats zu kämpfen.

Der Deal mit Amazon werde in diesem Jahr keinen Einfluss auf die Gewinnlage von GrubHub haben, teilte der Konzern mit. Man rechne aber damit, dass die Zahl der Kunden des Abo-Dienstes Grubhub+ steigen werde und sich das ab 2023 in den Gewinnzahlen niederschlage.

Amazon auch an Deliveroo beteiligt


Amazon hatte in den USA vor einigen Jahren selbst mit Essenslieferungen experimentiert, führte die Versuche aber nicht fort. In Großbritannien gibt es bereits ein ähnliches Partnerschaftsmodell wie jetzt mit GrubHub. Dort haben Prime-Kunden allerdings Zugriff auf gebührenfreie Lieferungen bei Deliveroo, einem Konkurrenten von Just Eat Takeaway. Amazon ist auch mit 16 Prozent an Deliveroo beteiligt.

Der drohende verschärfte Wettbewerb belastet die Konkurrenten Uber und DoorDash. Die Aktien des Fahrdienst-Vermittlers, der als Uber Eats auch Mahlzeiten ausfährt, und des Essens-Lieferanten fallen im vorbörslichen US-Geschäft um bis zu sechs Prozent.

BÖRSE ONLINE hält nicht viel von den Aktien der Essenslieferanten. Denn vielfach verdienen die kostenintensiven Unternehmen kaum Geld bzw. machen hohe Verluste. Die Amazon-Aktie hingegen ist längerfristig nach wie vor kaufenswert (Chart in US-Dollar).

mmr mit rtr u. dpa