Die letzten Jahre waren geprägt von aggressiv-expansiver Geldpolitik, einer unglaublichen Liquiditätsschwemme, begleitet von rigorosen Zinssenkungen. Billiges Geld führte zu vermehrter Nachfrage und startete so einen breiten globalen Aufschwung, ausgehend von der großen Rezession 2008/2009. Damit einher ging ein phänomenaler Anstieg der Unternehmensgewinne und der weltweiten Aktienkurse. Ideale Bedingungen für klassische Geldanlagen. Die Notenbanken und Regierungen wollten eine Rückkehr der Finanzkrise unbedingt vermeiden und griffen bei Schwächezeichen der Märkte immer rigoros ein. Die Selbstregulierung der Marktkräfte wurde faktisch ausgehebelt.

Für Managed Futures oder auch "Trendfolger", wie diese Anlageklasse ins Deutsche übersetzt wird, war dies ein schlechtes Umfeld. Trendfolger sind in einem Computermodell errechnete Handelssysteme. Sie nutzen in nahezu allen Marktsegmenten von Aktien über Anleihen bis hin zu Rohstoffen über Wochen und Monate entstehende Trends, wobei es ohne Bedeutung ist, ob die Märkte steigen oder fallen. In dem durch Rettungsaktionen geprägten Umfeld wurden mehrere Male entstandene Abwärtsphasen quasi über Nacht gestoppt und eigentlich klare Trends abrupt gebrochen. Am eindrucksvollsten ist dies während der Griechenland-Krise (2011 - 2012) und der China-Krise (Q1 2016) zu beobachten gewesen.

Doch die Situation ändert sich aktuell. Als erste und wichtigste Notenbank der Welt hat die Fed in den USA 2017 begonnen, die Liquiditätsschwemme drastisch zu verringern und die Zinsen wieder anzuheben. Die zweijährigen US-Staatsanleihen, welche darauf unmittelbar reagieren, erreichten ihr Tief während der Griechenland-Krise 2012. Seitdem sind die kurzfristigen Zinsen regelrecht nach oben geschossen und ziehen zunehmend auch die langfristigen mit. Erstmals in diesem Jahrzehnt übersteigt die Rendite auf zweijährige US-Staatspapiere die Dividendenrendite des S & P 500. Auch das könnte dazu führen, dass die Liquiditätsschwemme austrocknet. Weniger Liquidität bedeutet höhere Schwankungen und beschleunigt insbesondere Abwärtsphasen.

Bereits jetzt leiden einige Schwellenländer unter massiven Geldabflüssen und steigenden US-Zinsen, ein steigender US-Dollar und steigender Ölpreis macht ihnen teilweise schwer zu schaffen. Den Aktienbörsen der Industrieländer gelingen trotz rekordhoher Gewinne der Unternehmen keine Höchststände mehr. In Europa entwickelt sich mit der Regierungsbildung in Italien ein leichter Stress bei den Staatsanleihen. Damit wird die Verschuldungslage rasant problematischer für zu hoch verschuldete Länder und deren Banken. Auch geopolitische Themen und der Streit um fairen Welthandel können jederzeit eskalieren.

Es ist deshalb davon auszugehen, dass das ideale Szenario für die klassische Geldanlage bestehend nur aus Aktien und Anleihen bereits hinter uns liegt. Zerstrittene Regierungschefs mit teils konträren Zielen, Notenbanken, denen die Hände gebunden sind, systematisch betriebener Liquiditätsentzug: Der nächste Börseneinbruch kann durchaus dramatisch werden. Wenn aber damit zu rechnen ist, dass Rettungsprogramme - wenn überhaupt - dann nur spät und zögerlich gestartet werden, dürften Trendfolger im Fall des Falles ihren Schutzschirm so zuverlässig entfalten, wie sie es bereits in den beiden großen Crashs zur Jahrtausendwende und während der Finanzkrise getan haben. Die Angst dieser Marktphasen führt zu starken Trends zeitgleich auf vielen Märkten. Aktien fallen meist rund um den Globus, Sicherheit wird in Edelmetallen, starken Währungen und Anleihen erstklassiger Bonität gesucht. Aufgrund dieser starken Trends gehören Trendfolger zu den wenigen Anlageklassen, die bei Verwerfungen Geld verdienen können. In vielen Crashs der letzten 30 Jahre haben Trendfolger ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Und der nächste Crash kommt bestimmt.

Markus Sievers: Sievers ist geschäftsführender Gesellschafter der Dortmunder Apano Investments, einem Hedgefondsanbieter. Seit mehr als 17 Jahren beschäftigt er sich mit Trendfolge-Strategien und dem Vertrieb des Managed-Futures-Systems AHL. Vor mehr als 30 Jahren wurde das System von Physikern und Mathematikern entwickelt, verwaltet heute mehr als 20 Milliarden US-Dollar und handelt global mehr als 450 Marktsegmente.