Die große Nachricht sickerte schon vor der Entwicklerkonferenz von Apple durch. Während der kommenden zwei Jahre wird der Technologiekonzern aus Cupertino im US-Staat Kalifornien Intel-Chips in seinen Computern weitgehend durch eigene Komponenten ersetzen. Die Mac-Rechner rücken damit technologisch näher an iPads und iPhones. Künftig sollen gleiche App-Versionen auf allem Geräten laufen. So können etwa Anwendungen für künstliche Intelligenz besser integriert werden. Bei gleicher Leistung sollen die eigenen Bausteine deutlich weniger Strom verbrauchen als Intels Chips - die Akkus von Notebooks halten so länger.

Nummer 10 der Chipbranche

Die Kalifornier setzen damit noch stärker auf eigene Chips. Vor knapp einem Jahr kaufte Apple die Handychipsparte von Intel für eine Milliarde Dollar. Im Herbst 2018 hatte sich der Konzern be- reits Ingenieure und Standorte seines deutsch-britischen Zulieferers Dialog Semiconductor gesichert, um das Energiemanagement in iPhones und iPads zu optimieren. Weltweit ist Apple jetzt schon der zehntgrößte Chipentwickler.

Vor 15 Jahren wechselten die Kalifornier vom Zulieferer IBM zu Intel, damals waren Mac-Rechner die größte Sparte. Apples Börsenwert machte einen Bruchteil von Intels Marktkapitalisierung aus. Heute ist der Konzern sechsmal wertvoller als Intel. Die selbst entwickelten Chips für iPhones und iPads gelten als äußerst leistungsstark.

Ende des Jahres werden die ersten Macs und Notebooks mit eigenen Chips präsentiert, doch es soll auch künftig neue Macs mit Intel- Chips geben, so Chef Tim Cook. Auch neu entwickelte Software soll noch einige Jahre kompatibel zu Macs mit Intel-Kern sein. So ganz sicher scheint sich auch Cook nicht zu sein, dass die Softwarekompatibilität voll und ganz gelingt.

Der Chipriese aus Santa Clara erfüllte offenbar schon seit Längerem die hohen Anforderungen von Apple nicht mehr. Insbesondere bei 5G-Mobilfunkchips hatte Intel enttäuscht. Ein von Intel erhoffter Liefervertrag mit Apple kam nicht zustande, also verkaufte Intel die defizitäre Sparte gleich an Apple.

Rund 42 Prozent der Hardware in iPhones werde von Apple selbst entwickelt, schätzt Technologieanalyst Wayne Lamb. Vor fünf Jahren waren es erst acht Prozent.

Wertvoller Vorsprung

Die erfolgreiche Entwicklung eigener Chips und Software in dieser Form ist einzigartig in der Tech-Industrie. Die engere Verzahnung von Hard- und Software erweitert die Möglichkeiten zur Entwicklung leistungsfähigerer Anwendungen und senkt den Stromverbrauch der Geräte. Die soeben angekündigte Software werde den Absatz von Geräten und Zubehör sowie das Geschäft mit den neuen iPhones im Herbst beflügeln, so Analysten.

Aus der Kombination könnten weitere Vorteile entstehen, wie die übergangslose Nutzung von Apps etwa auf iPhones und Macs. Inzwischen nutzen weltweit 1,5 Milliarden Menschen Geräte von Apple, zwei Drittel davon haben iPhones. Apps, die auf iPhones und Macs bedient werden, könnten Apples Rechner beliebter machen.

Offensive Anleger setzen darauf, dass eigene Chips Apples Absatz zusätzlich beflügeln. Die Wachstumsperspektive treibt den Kurs.

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