Der fünfte Kontinent macht ja eher selten Schlagzeilen, wenn es um die Weltwirtschaft geht. Seit Donald Trump das Amt des US-Präsidenten übernommen hat, ist dies aber anders. Denn weil die USA durch einen Federstrich Trumps gerade aus dem Transpazifischen Freihandelsabkommen (TPP) ausgestiegen sind, macht sich Australien nun dafür stark, dass das Abkommen nicht völlig kippt. Premierminister Malcolm Turnbull sagte, seine Regierung sei in "aktiven Diskussionen" mit den TPP-Staaten Japan, Neuseeland und Singapur. Sein Lösungsansatz: "Es gibt gewiss die Möglichkeit, dass China TPP beitritt."

Ausgerechnet China! Denn ein Hauptziel des Abkommens war es zuvor ja eigentlich, dem wachsenden wirtschaftlichen Einfluss der Volksrepublik im Pazifikraum entgegenzusteuern. Aber vielleicht wäre diese Kehrtwende, also ein Beitritt Chinas zum Abkommen, gerade für Austra-lien gar nicht mal so schlecht, schließlich ist die Volksrepublik ohnehin schon wichtigster Handelspartner. Gut ein Drittel aller Exporte des Landes wird nach China verschifft. Japan folgt als zweitwichtigster Abnehmer mit 16 Prozent Anteil, Südkorea auf dem dritten Platz mit sieben Prozent. Erst danach folgen die USA mit vergleichsweise bescheidenen fünf Prozent Anteil an allen Ausfuhren.

Hauptexportartikel Australiens sind vor allem Rohstoffe - "harte" wie Kohle, Eisenerz, Gold und Aluminium. Und "weiche" wie Wolle und Fleisch. Weniger gewichtig, aber immer noch erwähnenswert, ist die Ausfuhr von Maschinen.

Der für die Wirtschaft des Landes wichtigste Bereich sind dennoch nicht die Rohstoffe. Vielleicht überraschenderweise ist es der Dienstleistungssektor, der für 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und 75 Prozent der Arbeitsplätze sorgt. Dies liegt auch daran, dass gerade Australiens Bankensystem von der Finanzkrise verschont geblieben war.

Dies zeigt auch ein Blick auf die Börse Sydney: Ein Drittel der gesamten Marktkapitalisierung des 483 Unternehmen umfassenden All-Ordinaries-Index wird vom Finanzsektor eingenommen. Größtes Unternehmen des Landes ist die Commonwealth Bank - noch vor den bekannten australobritischen Rohstoffgiganten BHP Biliton und Rio Tinto. Danach folgen mit Westpac, mit Australia and New Zealand sowie mit der National Australia Bank drei weitere Kreditinstitute.

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Rezessionsfreie Zone



Summa summarum wird Australien von drei Sektoren dominiert: Rohstoffe, Banken und Immobilien machen solide 60 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Und sind hauptverantwortlich dafür, dass die australische Wirtschaft solide wächst. Seit Jahren geht es zwischen zwei und drei Prozent nach oben. Auch für das Gesamtjahr 2016 geht man von einem Plus von insgesamt 2,9 Prozent aus - für die endgültige Berechnung fehlen noch die Zahlen des Schlussquartals. Eine Rezession hat man in Down Under jedenfalls seit Anfang der 90er-Jahre nicht mehr erlebt.

Daher ist man auch nicht nervös geworden, als das dritte Quartal 2016 mit einem Minus abgeschlossen wurde. Auch wenn so etwas recht selten vorkommt - zuletzt gab es 2011 und 2008 jeweils ein Negativquartal. Das derzeitige Minus ist vermutlich eine Spätfolge der jahrelang gefallenen Rohstoffpreise, mit denen die Rohstoffunternehmen zu kämpfen hatten. In den zurückliegenden Jahren musste aus diesem Grund die eine oder andere Mine geschlossen und Personal entlassen werden. Das macht sich dann irgendwann in den Statistiken bemerkbar.

Doch es ist Besserung in Sicht. Die Rohstoffpreise ziehen ja seit Längerem wieder an, Chinas Wirtschaft funktioniert trotz aller Unkenrufe immer noch, und außerdem will man ja TPP nicht einfach aufgeben. Gut möglich also, dass in den kommenden Monaten aus dem Handelsbilanzdefizit wieder ein Überschuss wird und damit auch der Australische Dollar wieder anzieht, der aktuell noch etwas schwächelt. Beides sind gute makroökonomische Gründe, die für den Kauf australischer Aktien sprechen.

Und dann gibt es noch ein 70 Milliarden Euro schweres Privatisierungsprogramm, mit dessen Erlösen der Staat Schulden abbauen, die Infrastruktur modernisieren, die Binnenwirtschaft stärken und Jobs schaffen will. Auch dies ein guter Grund, Geld in Down Under zu investieren. Davon profitieren als Finanzintermediäre auch Banken wie Westpac. Etliche andere Aktien, die das Konjunkturprogramm anschiebt, etwa Stahlhersteller BlueScope und der Baukonzern Boral, haben allerdings an der Börse schon (über)deutlich zugelegt. Daher empfiehlt sich ein eher breites Investment, etwa in den Candriam Equites L Australia, einen Fonds, der in den zurückliegenden Jahren im Schnitt zweistellig pro Jahr zugelegt hat. Wer es noch einfacher will, setzt auf einen ETF, der den australischen Leitindex ASX 200 abbildet - so etwa der Lyxor Australia. Und ein traditionell guter Tipp im Rohstoffbereich ist und bleibt BHP Billiton. Wir erhöhen das Kursziel und ziehen den Stopp nach.





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