Generali Leben soll abgewickelt werden - es gibt also kein Neugeschäft mehr, die bestehenden Verträge laufen aber bis zu ihrem Ende weiter. Dieses sogenannte Run-off (englisch für Abwickeln) wäre der mit Abstand größte Deal dieser Art. In der Generali Leben ist unter anderem die ehemalige Volksfürsorge aufgegangen.

Die Finanzaufsicht Bafin könnte die Pläne allerdings noch durchkreuzen. "Durch einen Unternehmensverkauf darf kein Versicherungsnehmer schlechter gestellt werden", betont Exekutivdirektor Frank Grund. "Dies stellen wir bei Bedarf durch geeignete Maßnahmen sicher." So werde nicht nur die Bonität des Käufers geprüft, sondern auch dessen Fähigkeit, einen so großen Bestand zu verwalten.

Was ist der Hintergrund des Verkaufs?



Viele Policen stammen aus einer Zeit, in der Versicherungsnehmer mit hohen lebenslangen Garantieverzinsungen von bis zu vier Prozent rechnen konnten. Angesichts der Niedrigzinsen wird es für die Versicherer aber immer schwieriger, so viel zu erwirtschaften. Hinzu kommen neue Vorschriften wie Solvency II, die den Unternehmen für Zinsgarantien viel Eigenkapital vorschreiben.

Was bedeutet der Verkauf für die Kunden von Generali Leben?



Rein formal bleibt durch einen solchen Paketverkauf für die Kunden alles gleich. "Der Vertrag selbst kann sich nicht ändern, ebenso nicht der jährliche Garantiezins", sagt Thomas Hartung, Professor für Versicherungswirtschaft an der Bundeswehr-Uni München. Der Kunde muss nicht einmal offiziell von einer solchen Transaktion erfahren, da die Abwicklungsgesellschaft den ganzen Unternehmenszweig samt Personal übernimmt.

Aber werden die Kunden möglicherweise - trotz der Versprechungen der Finanzaufsicht - finanziell schlechter gestellt? "Das ist vorab schwer zu beurteilen", sagt Hartung. Möglicherweise erwarte ein externer Abwickler höhere Gewinne als der angestammte Versicherer. "Auch werden im Zuge einer Abwicklung die Bestände immer kleiner und die Kosten pro Vertrag höher." Andererseits arbeite der neue Besitzer eventuell kostengünstiger, wenn er die Vertragsverwaltung stärker digitalisiere. "Auch fallen die Vertriebskosten weg, die ein Anbieter mit Neugeschäft zusätzlich erwirtschaften muss." Zudem gebe es strenge gesetzliche Regeln, wie viel von den Überschüssen beim Kunden ankommen muss.

Im Lager der Verbraucherschützer hört man ein ähnliches Pro und Kontra. Axel Kleinlein, Chef des Bundes der Versicherten, warnt: "Wenn ein Investor diese Bestände kauft, dann tut er das mit dem Ziel, möglichst viel Rendite zu erwirtschaften." Das gehe aber nur, "wenn er den Versicherten möglichst viele Überschüsse vorenthält und in die eigene Tasche steckt". Hingegen sieht Lars Gatschke, Versicherungsexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, auch positive Argumente. Wenn Aufkäufer größere Bestände zusammenfassen, so Gatschke, könne das Synergien bringen und den Kunden zugutekommen. Allerdings könnten Kostenvorteile aufgehoben werden, wenn die Investoren allzu viel verdienen wollten. "Per se würde ich einen Verkauf nicht verteufeln. Es kommt immer auf den Einzelfall an."

Mit großer Spannung beobachte Partner in Life die Entwicklung, sagt dessen Geschäftsführer Dean Goff. Das Unternehmen kauft Policen am sogenannten Zweitmarkt direkt von Privatkunden. "Wir trennen uns nicht allein wegen eines etwaigen Run-offs von einer Police. Vielmehr werden wir dann die Kennzahlen noch akribischer prüfen, als wir es ohnehin bereits tun", erklärt Goff. Er verweist auf die Finanzaufsicht. "Die Bafin kann eine hohe Eigenkapitalquote und generell eine gute finanzielle Ausstattung fordern - das würde durchaus helfen."

Was sollten die Kunden von Generali Leben jetzt tun?



Auf jeden Fall nichts übereilen. Auch nach einem Run-off zählen im Großen und Ganzen dieselben Argumente, wie sie generell bei Lebensversicherungen gelten. Insbesondere wer eine Police mit einem hohen Garantiezins besitzt, sollte sich eine Kündigung oder Beitragsfreistellung zweimal überlegen. Es fehlen einfach die attraktiven Alternativanlagen.