Das liege aber allein an den fehlenden Bauteilen und nicht an der Nachfrage, betonte Finanzchef Harald Wilhelm am Freitag. "Die Marktnachfrage ist so hoch, dass ich höheren Absatz 2022 erwarten könnte", wagte er einen Blick nach vorne.

Von allen großen Autoherstellern seien damit Signale einer Besserung gekommen, konstatierte Jürgen Pieper, Analyst vom Bankhaus Metzler. "Das ist eine neue Qualität. Ich habe jetzt die klare Erwartung, dass sich die Lage entspannt." Auch die Analysten von Evercore ISI erklärten, mehrere Vorstandschefs gäben zu verstehen, "das Schlimmste könnte vorbei sein", allerdings würden die Lieferprobleme auch 2022 noch anhalten. Daimler habe praktisch Entwarnung gegeben, sagte Frank Schwope, Autoexperte von der NordLB. "Ich glaube, dass der Chipmangel Mitte nächsten Jahres verschwunden ist."

Der Mangel an Computerchips, höhere Rohstoff- und Energiepreise sind eine Langzeitfolge der Corona-Pandemie. Den Autobauern und Zulieferern brockt das Produktionsstopps ein, sodass immer wieder Beschäftigte in Kurzarbeit geschickt werden. Trotzdem verdient vor allem Daimler weiter gut, denn bei knappem Autoangebot lassen sich höhere Preise für Neu- wie Gebrauchtwagen erzielen. Die Autonachfrage sei so stark, dass die Verbraucher womöglich in den nächsten zwei, drei Jahren mit hohen Preisen rechnen müssten, sagte Pieper. Die Zulieferer leiden stärker unter der Krise, sodass schon erste kleinere Firmen Insolvenz anmeldeten.

HOHE RENDITEVERSPRECHEN


Daimler konnte von Juli bis September einen Umsatz auf Vorjahresniveau von 40 Milliarden Euro erzielen. Das bereinigte Betriebsergebnis verbesserte sich um vier Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Der Nettogewinn erhöhte sich sogar um fast ein Fünftel auf 2,6 Milliarden Euro. Der Stuttgarter Autobauer konzentrierte sich auf besonders profitable Modelle wie die neue Luxuslimousine S-Klasse und Oberklasse-SUVs. Nach neun Monaten liegt die Umsatzrendite von Mercedes-Benz Cars und Vans mit 11,9 Prozent am oberen Ende der in Aussicht geltenden Spanne, und auf einem Rekordniveau für die Marke mit dem Stern. Im abgelaufenen Quartal schaufelte vor allem die Finanztochter Daimler Mobility mit Leasinggeschäft und Gebrauchtwagenverkauf viel Geld herein. Der Konzern erwartet jetzt zwar einen leichten Absatzrückgang im Gesamtjahr, aber weiterhin deutlich mehr Umsatz und Gewinn als im Corona-Krisenjahr 2020.

Beim Konkurrenten Audi schlug sich der Absatzrückgang unterdessen in sinkendem Umsatz und Gewinn nieder. Die VW-Tochter verkaufte ein Viertel weniger Autos. Die Erlöse sanken aber nur um 13 Prozent, der Betriebsgewinn um 14,4 Prozent auf 740 Millionen Euro. Auch die Marke mit den vier Ringen stutzte die Absatzprognose auf Vorjahresniveau. Aber dank "starker operativer Performance sowie der fortgesetzten Kostendisziplin" erhöhte sie Renditeziel um zwei Prozentpunkte auf eine Spanne von neun bis elf Prozent. Der Konzernschwester Porsche brockte die Chip-Krise ebenfalls einen Umsatz- und Gewinnrückgang im abgelaufenen Quartal ein. Sie verbuchte nach neun Monaten aber noch immer ein Gewinnplus von 78 Prozent gegenüber dem Corona-bedingt schwachen Vorjahreszeitraum und peilt auf Jahressicht erneut 15 Prozent Rendite an - ein Spitzenwert in Deutschland. "Wir werden mit aller Kraft versuchen, trotz der Halbleiterknappheit möglichst viele Fahrzeuge fertigzustellen, um erneut einen starken Jahresabschluss zu erreichen", erklärte Finanzchef Lutz Meschke.

Dass Volumenhersteller die höheren Kosten schlechter wegstecken können als die Premiummarken, zeigt das Beispiel Volkswagen. Die Kernmarke rutschte im dritten Quartal in die roten Zahlen. Für das laufende Schlussquartal rechnet VW wieder mit einem deutlich positiven Ergebnis. Das gilt auch für den gesamten Konzern. "Auch wenn die Lage schwer vorhersehbar bleibt, sehen wir den Beginn einer Stabilisierung des Chipangebots", sagte Finanzchef Arno Antlitz.

rtr