Das Autojahr 2022 beginnt mit einer Sensation: Der japanische Autohersteller Toyota hat im vergangenen Jahr 2,3 Millionen Fahrzeuge in den USA verkauft und damit US-Platzhirsch General Motors (GM) von seinem Spitzenplatz gestoßen, den er 90 Jahre lang behaupten konnte. GM hatte im Vorjahr noch deutlich mehr als Toyota verkauft, musste aber 2021 mit 2,2 Millionen Fahrzeugen Federn lassen.

Experten rechnen allerdings damit, dass sich GM in diesem Jahr wieder an die Spitze kämpfen könnte. Denn der 1908 gegründete US-Traditionskonzern ist im vergangenen Jahr ein Opfer des Chipmangels geworden, der zu einem Absatzrückgang von 13 Prozent geführt hat. Toyota ist dagegen besser durch die Krise gekommen und konnte seinen Absatz um zehn Prozent steigern. Beobachter führen das vor allem darauf zurück, dass die Japaner nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima deutlich höhere Lagerbestände aufbauten und somit Verwerfungen in den Lieferketten besser abfedern konnten. GM nahm den Fehdehandschuh mit Augenzwinkern auf: "Wenn ich Toyota wäre, würde ich mir jetzt kein Sieger-Tattoo stechen lassen", sagte ein GM-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Nach Branchenschätzungen ist der US-Automarkt im vergangenen Jahr auf 15 (Vorjahr: 17) Millionen Fahrzeuge zurückgegangen. Allerdings ist der Durchschnittspreis für einen Neuwagen um 6000 Dollar auf fast 46 000 Dollar gestiegen.

Japaner in Angriffslaune

Neben Toyota zeigen sich unterdessen auch andere Japaner in Angriffslaune: So forciert der japanische Techriese Sony den Einstieg in die Autoproduktion. Vorstandschef Kenichiro Yoshida kündigte auf der weltgrößten Elektronikmesse CES in Las Vegas den Start eines Tochterunternehmens im Frühjahr an, um den Markteintritt vorzubereiten. Mit seiner Erfahrung in Unterhaltungstechnologien, dem Mobilfunkstandard 5G und der Sensorik sei Sony gut positioniert, um Mobilitätskonzepte zu entwickeln. Auf der Messe präsentierten die Japaner das Elektro-SUV Vision-S 02, die Weiterentwicklung eines bereits 2020 vorgestellten automatisierten Konzeptfahrzeugs, an dessen Entwicklung auch die deutschen Zulieferer Bosch und Conti beteiligt sind.

Pandemiebedingt haben viele Konzerne wie Google, BMW, Amazon oder Microsoft ihren Präsenz-Messeauftritt auf der CES in diesem Jahr abgesagt. Neuheiten werden ohnehin online präsentiert. So stellte der Stuttgarter Autobauer Daimler den Vision EQXX vor, das nach Firmenangaben erste Elektroauto, das mit einer Batterieladung über 1000 Kilometer weit fahren kann und dazu nur eine kompakte Batterie benötigt. Ziel sei es, das effizienteste Elektroauto der Welt zu bauen, sagte Daimler-Chef Ola Källenius.