Lohnt es sich für junge Menschen noch, zu einer Bank zu gehen, um sich Tipps fürs Geldanlegen zu holen? Aber sicher! Unser Test zeigt, wo es guten Rat gibt. Von Markus Hinterberger

Die Deutschen sparen gern und viel, aber falsch. Dieser Satz ist unter Fachleuten für Geldanlage zu einer Art Mantra geworden. Schließlich liegen hierzulande Hunderte Milliarden kaum verzinst auf Sparbüchern und anderen Sparkonten. Inzwischen gibt es aber immer mehr Aktionäre mit deutschem Pass. Vor allem junge Leute haben in den Zeiten niedriger Zinsen begriffen, dass sich mit einem Tagesgeldkonto in Sachen Vermögensaufbau wenig machen lässt.

Die Zahlen des Deutschen Aktieninstituts zeigen: Im vergangenen Jahr war die Altersgruppe zwischen 14 und 29 unter den "Neu-Aktionären" am stärksten vertreten. Doch um Aktien oder Anteile von Fonds zu handeln, braucht es einen Broker oder eine Bank. Gerade Letztere buhlen natürlich um die jungen Leute. Schließlich handelt es sich bei den jungen Menschen um die Kunden von morgen, und eine ganze Reihe von Studien zeigt eines ganz deutlich: Wer einmal Kunde einer Bank ist, bleibt dies auch über Jahrzehnte, wenn nicht ein Leben lang.

Damit junge Menschen nicht irgendwo, sondern bei einer guten Bank landen, hat BÖRSE ONLINE gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) Deutschlands überregionale Banken mit Filialen getestet. Um möglichst realistische Ergebnisse zu erhalten, haben wir zwei Profile von jungen Menschen gebildet. Sie unterscheiden sich zwar beim Kapital, das sie anlegen wollen - einmal sind es 10 000, einmal 20 000 Euro -, aber ansonsten sind sie, was das laufende Einkommen und den Anlagehorizont angeht, sehr ähnlich. Mit diesen beiden "Legenden" hat das DKI junge Menschen losgeschickt, um sich beraten zu lassen. Im Vorfeld und danach haben die Tester des DKI noch jede Menge Anfragen an die Banken gestellt und die Angebote und die Produkte, die den Teskunden empfohlen wurden, untersucht.

Aus diesen Bereichen, der Beratung, der Produktempfehlung und dem Kundenservice, ergab sich die Gesamtnote. Nachdem alle Ergebnisse ausgewertet waren, stand die BBBank ganz oben, ihr folgte fast gleichauf die Santander und mit etwas Abstand die Postbank. Sehr gut schnitten die Hypovereinsbank und die Commerzbank ab. Doch nun zu den Ergebnissen im Detail.

Bei der Beratung, die in Gesprächen vor Ort und Videotelefonaten vonstatten ging, wurden Umfang, Genauigkeit und Qualität der Anlageberatung sowie die Kompetenz des Beraters bewertet. Wichtig war hier, wie die Situation des Kunden bewertet wurde, wie die Risikobereitschaft ermittelt wurde, welche Informationen zur Verfügung gestellt wurden und wie die Atmosphäre des Gesprächs war. "Schließlich ging es hier um Menschen, die zum ersten oder zweiten Mal ein Gespräch über ihre Finanzen führen, da macht es einen Unterschied, ob der Mensch auf der anderen Seite des Tisches von oben herab oder einfühlsam daherkommt", erklärt DKI-Chef Jörn Hüsgen.

Viele gute Gespräche


Insgesamt wurden die Gespräche als mindestens gut bewertet. Vor allem die Berater und Beraterinnen der BBBank machten hier eine sehr gute Arbeit. Ihnen folgten die Kollegen der Hypovereinsbank, Targobank und Postbank, die fast gleichauf lagen.

Im Detail wurden das Vermögen und die Situation der beiden Testkunden in den meisten Gesprächen gründlich ermittelt, es wurde nach den Zielen gefragt oder mit den jungen Menschen darüber diskutiert. Denn die Musterkunden waren angehalten, nicht gleich mit einem fixen Plan ins Gespräch zu gehen, sondern auch dem Berater Raum für seine Vorschläge zu geben. "Wer sich an seine eigenen Zwanziger erinnert, wird damals wohl kaum schon einen konkreten Plan für seinen Vermögensaufbau und seine Altersvorsorge gehabt haben", sagt Hüsgen.

In fast allen Gesprächen gab es dann auch eine konkrete Anlageempfehlung. Die Erläuterungen zu den empfohlenen Produkten empfand die Mehrheit der Testkunden (83 Prozent) als sehr ausführlich und bewertete dies mit der Note 1 oder 2. Als verständlich empfanden diese Erläuterungen 75 Prozent der Testkunden. In einem Gespräch war die Erläuterung allerdings überhaupt nicht verständlich.

In mehr als der Hälfte aller Gespräche versuchten die Berater, die dem Testkunden eine Produktempfehlung aussprachen, den Interessenten neben Produkten im Rahmen der Anlageempfehlung noch ein völlig anderes Produkt, wie etwa ein Girokonto, zu verkaufen. Positiv ist, dass keiner der Tester gefragt wurde, ob er direkt an Ort und Stelle einen Vertrag abschließen möchte. Ebenfalls positiv aus Sicht von Testleiter Hüsgen: 93 Prozent der Berater legten ihre Provision offen, 77 Prozent von ihnen taten dies ungefragt.

In der Kategorie Produktempfehlung schnitt Santander als Beste ab. BBBank, Commerzbank und Hypovereinsbank folgten auf den Plätzen. Bei den genannten Banken wurden nicht nur die Produkte verständlich erklärt und auf ihre Chancen und Risiken hingewiesen. Obendrein gab es noch Informationen, was die Produkte kosten und wie sich die Kosten auf die zu erwartende Rendite auswirkt.

Im Schnitt wurden jedem Testkunden zwei Produkte empfohlen. Dem Azubi mit einer Anlagesumme von 10 000 Euro empfahl ein Santander-Berater, den Betrag auf fünf Produkte aufzuteilen. Der Berater der Postbank empfahl mit demselben Profil vier Produkte. Am häufigsten wurden den Testern Aktienfonds empfohlen. Mehr als jede dritte Produktempfehlung war ein Aktienfonds. Mischfonds machten etwa jedes fünfte Produkt aus, auch knapp jede fünfte Produktempfehlung war eine fondsgebundene Rentenversicherung oder eine Rentenversicherung mit Indexbeteiligung.

Doch es gab auch Gespräche, in denen es nicht so rund lief: Zwei Tester verließen die Beratung ohne eine konkrete Produktempfehlung. Ein Berater wollte nur eine Produktempfehlung abgeben, wenn der Tester ein Depot eröffnet. Der andere Berater zeigte sehr viele verschiedene Möglichkeiten auf, wollte aber keine direkte Produktempfehlung aussprechen. Noch ein Wort zu den Kosten. Obwohl in vielen Gesprächen bei den Fonds auf Produkte ohne Ausgabeaufschlag hingewiesen wurde, kosteten die empfohlenen Produkte im Schnitt fast drei Prozent Ausgabeaufschlag. Die laufenden Kosten lagen im Schnitt bei 1,5 Prozent der angelegten Summe.

Den besten Kundenservice bot die Deutsche Bank, auf den Plätzen folgten Santander, Targobank und Postbank. Vor allem bei der Deutschen Bank stimmte alles, von der Hotline über die Antworten, die es auf E-Mails an die Bank gab, bis hin zum Webauftritt. Bei den Websites bewerteten die Tester des DKI positiv, dass es überall FAQs zum Thema Geldanlage und Vermögensaufbau gab. Auch die Social-Media-Aufritte stellten die jungen Tester zufrieden und wurden als informativ und verständlich empfunden. Insgesamt zeigt der Test, dass überregionale Banken sich um junge Menschen bemühen und im Großen und Ganzen den richtigen Ton treffen.

target="_blank" rel="noopener">Den gesamten Test mit allen Ergebnissen finden Sie in dieser Ausgabe von BÖRSE ONLINE.