Im Anlagejahr 2022 dürften Value-Strategien und damit unter anderem Dividendenstrategien wieder vermehrt in den Fokus rücken. Jedenfalls ist das die These in der Dezember-Version eines von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) regelmäßig erstellten Dividendenmodells.

Wie es in der Publikation weiter heißt, liegt mit einer Dividendenrendite von derzeit 2,5 Prozent auf Basis der zu erwartenden Ausschüttungen für das Geschäftsjahr 2021 die laufende Rendite des Euro STOXX 50 nach wie vor markant über derjenigen von Unternehmensanleihen.

Trotz der inzwischen wieder erhöhten Kursniveaus werfen die Aktien der im Euro Stoxx 50 notierten Großkonzerne weiterhin deutlich höhere Erträge ab als deren langlaufende Anleihen. Unter dem Gesichtspunkt der Dividenden sind Aktien somit weiterhin attraktiv, wobei das auch im Vergleich mit den Renditen von Staatsanleihen der Eurozone gilt.

Eine hohe laufende aktuelle Dividendenrendite genügt als alleiniges Kriterium zur Selektion von Einzeltiteln jedoch nicht. Wichtig ist zudem die Fähigkeit, hohe Dividenden auch nachhaltig ausschütten zu können.

Die LBBW-Analysten weisen aber auch ausdrücklich darauf hin, dass der Fokus bei der Aktienwahl auf einer nachhaltigen und attraktiven Dividendenausschüttung liegen sollte. Zudem seien eine gute Bonität, hohe Ertragskraft und solides Wachstum wichtige Zusatzkriterien.

Bei dem im Quartalsrhythmus erstellten hauseigenen Dividendenmodell werden sowohl historische Daten als auch Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr betrachtet. Zudem kommt es zu einer Verknüpfung qualitativer mit quantitativer Bewertungsfaktoren.

Die sechs Inputfaktoren lautet 1) erwartete Dividendenrendite für das Gesamtjahr 2021 (Ausschüttung i.d.R. 2022), 2) Dividendensenkungen (Zeitraum 2012 - 2021e), 3) Dividendenerhöhungen (Zeitraum 2012 - 2021e), 4) durchschnittliche Dividendendeckung (Zeitraum 2012 - 2021e), 5) Wachstum des Gewinns je Aktie (Zeitraum 2012 - 2021e) und 6) Schwankungen des Gewinns je Aktie (Zeitraum 2012 - 2021e)

Bei diesem Multi-Faktoren-Ansatz bewegen sich die Scores zwischen 0 und 100 für jeden Inputfaktor. Die Bewertung erfolgt in Relation zu anderen Titeln im Index, wobei die Punkte auch noch nach Bedeutung der Inputfaktoren gewichtet und aggregiert werden.

Nachfolgend stellen wir mit Allianz, Daimler und BASF jene drei Titel näher vor, die in der aktuellen Rangliste zum DAX, MDAX und Euro STOXX 50 Index jeweils den ersten Platz in den Rangfolgen mit den nachhaltigsten Dividendenzahlern einnehmen. Dazu verraten wir deren konkretes Abschneiden beim Test der LBBW. Zudem unterziehen wir das Trio einem noch weitergehenden BÖRSE ONLINE-Anlage-Check, der unter anderem auch die Charttechnik sowie die Bewertungen berücksichtigt.

TotalEnergies-Aktie



  • Dividendenrendite 2021e: 5,85 Prozent
  • Dividende für 2021e: 2,64 Euro
  • Dividendendeckung: 78 Punkte
  • Rendite: 90 Punkte
  • Dividendensenkungen: 100 Punkte
  • Dividendenerhöhungen: 70 Punkte
  • Gewinnwachstum je Aktie: 23 Punkte
  • Schwankungen Gewinn je Aktie: 52 Punkte
  • Gesamt: 79,3 Punkte


LBBW Dividenden Scoring Modell zum Euro STOXX 50 Index belegt TotalEnergies Rang eins. Vor allem beim Gewinnwachstum hat dieser Titel zwar Schwächen, aber beim Kriterium Dividendensenkungen gab es beim Erstellen der Studie die volle Punktzahl von 100 Zählern. Auch die optisch hohe Dividendenrendite bringt starke 90 Zähler, wobei das Kriterium Rendite mit einem Anteil von 50 Prozent besonders stark in die Gewichtung einfließt. Insgesamt ergibt sich eine Gesamtpunktzahl von 79,3 Punkten, womit TotalEnergies einen Vorsprung von drei Zählern vor dem Zweitplatzierten AXA aufweist.

Weitere Infos zur Dividendenpolitik: Hohe Mittelzuflüsse aus dem operativen Geschäft ermöglichen es TotalEnergies, neben der Reduzierung der Nettofinanzschulden, eine attraktive Ausschüttungspolitik fortzusetzen. So liegt die Dividendenrendite über dem Branchendurchschnitt.

Darüber hinaus hatte der Vorstand für das vierte Quartal 2021 Aktienrückkäufe im Volumen von 1,5 Milliarden Dollar angekündigt. Dazu muss man wissen, dass TotalEnergie laut Independent Research bei einem Brent-Preis von über 60 Dollar je Barrel 40 Prozent der Überschussliquidität an die Aktionäre per Aktienrückkäufe ausschütten will.

Ergänzendes: TotalEnergies ist einer der weltweit führenden integrierten Öl- und Gaskonzerne. Das französische Unternehmen ist in allen Industriesegmenten tätig, wobei der Ertragsschwerpunkt im Bereich Exploration und Förderung liegt. Total ist laut LBBW an 19 Raffinerien beteiligt und betreibt weltweit mehr als 14.000 Tankstellen. Die Gesellschaft hat eine starke Marktposition im Flüssiggasgeschäft und ist auch im Bereich der erneuerbaren Energien aktiv.

Um dem strukturellen Wandel in seiner Geschäftstätigkeit Ausdruck zu verleihen, hat sich der französische Konzern Mitte des Jahres 2021 von Total in TotalEnergies umbenannt. Damit signalisiert das Unternehmen seine Veränderung von einem integrierten Öl- und Gasunternehmen hin zu einem breit aufgestellten Energiekonzern. Das Flüssiggasgeschäft sowie die Aktivitäten im Bereich Renewables & Electricity bilden dabei die strategischen Eckpfeiler. Bis zum Jahr 2030 will TotalEnergies zu den fünf weltweit größten Produzenten von Erneuerbaren Energien gehören, so die LBBW. Die Emissionen im europäischen Geschäft (einschließlich derer aus der Nutzung und Verarbeitung der verkauften Produkte) sollen bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent reduziert werden.

Die Nettoinvestitionen sind für 2021 auf 13 Milliarden Dollar budgetiert. Die Nettoinvestitionen sollen sich im Zeitraum 2022 bis 2026 auf 13 bis 15 Milliarden Dollar p.a. belaufen (davon 50 Prozent in Wachstumsinvestitionen, dabei wiederum 50 Prozent in alternative Energien sowie Elektrizität, die restlichen 50 Prozent in Erdgas, vor allem LNG).

Der Cashflow (konstantes 50 Dollar je Barrel-Brent-Umfeld) soll bis 2026 gegenüber 2021 um über fünf (dabei Alternative Energien/Elektrizität: +1,5; LNG: +1,5) Milliarden Dollar gesteigert werden. Zudem stellt TotalEnergies nach Angaben von Independent Research eine Eigenkapitalrendite für 2025 von mehr als zwölf Prozent in Aussicht.

LBBW-Anlageurteil: Die Anlageempfehlung der LBBW lautet hier auf Kaufen. Das aus einer Kombination von abgezinsten Cashflow-Modell und Multiplikatorenbewertung abgeleitete Kursziel beziffern die zuständigen Analysten auf 50,00 Euro je Aktie.

Zu dem positiven Votum heißt es unter anderem, der deutliche Anstieg der Öl- und Gaspreise in diesem Jahr spiegele sich in einer erheblichen Verbesserung der Ergebnis- und Finanzkennzahlen des Unternehmens wider. Im dritten Quartal 2021 sei der von TotalEnergies berichtete realisierte Ölpreis gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 68 Prozent und die realisierten Preise für Erdgas und Flüssiggas (LNG) jeweils um rund 150 Prozent gestiegen.

Entsprechend stark seien die Ergebniszuwächse in den Bereichen Exploration & Production sowie Gas, Renewables & Power ausgefallen. Das Geschäftsfeld Refining & Chemicals hätten darüber hinaus von höheren Raffineriemargen und einem starken Petrochemiegeschäft profitierte. Insgesamt erzielte der Konzern in den ersten neun Monaten 2021 ein bereinigtes Nettoergebnis von 11,3 Milliarden Dollar gegenüber 2,8 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum.

Bewertung: TotalEnergies hat für das Geschäftsjahr 2020 eine Dividende von 2,64 Dollar je Aktie gezahlt. Geht es nach dem Analystenkonsens, dann fließen für das zu Ende gehende Geschäftsjahr 3,09 Dollar je Anteilsschein an die Aktionäre. Und in den drei kommenden Jahren sollen daraus dann Zahlungen von 3,11, 3,18 bzw. 3,34 Dollar werden. Auf Basis des Aktienkurses vom Freitag von 45,12 Euro errechnen sich für die Jahre 2021 bis 2024 attraktive Dividendenrenditen zwischen 6,05 Prozent und 6,55 Prozent.

Beim Ergebnis je Aktie sehen die durchschnittlichen Analystenschätzungen für 2021 eine Verbesserung von 1,43 Dollar auf 6,17 Dollar vor. Die Prognosen für die drei nächsten Jahre gehen von weiteren kleinen Verbesserungen auf 6,80 Dollar, 6,90 Dollar und 7,33 Dollar je Anteilsschein aus. Auf letztgenannter Basis ergibt sich damit ein geschätztes KGV von 6,82, was als moderat einzustufen ist.

Charttechnik: Der Blick auf das langfristige Chartbild zeigt einen Kurs, der heute nicht höher notiert als bereits im Jahr 2000. Das ist natürlich eine mehr als enttäuschende Entwicklung und erklärt, warum es Studien gibt, die zu dem Ergebnis kommen, dass die meisten Aktien langfristig keinen großen Mehrwert schaffen.

Nach dem herben Einbruch im Zuge der allgemeinen Coronavirus-Baisse im ersten Quartal 2020 hat sich die Notiz seitdem aber immerhin wieder sehr deutlich erholt. In diesem Jahr schwankte der Kurs zwischen 34,56 Euro und 45,12 Euro, wobei das erstgenannte Jahrestief von Anfang Februar stammt und das letztgenannte Jahreshoch vom 23. Dezember. Das heißt, der Kurs bewegt sich auf einem 52-Wochenhoch, so dass sich aktuell die Charttechnik kurz- und mittelfristig gesehen gar nicht so schlecht gestaltet.



Freenet-Aktie



  • Dividendenrendite 2021e: 7,12 Prozent
  • Dividende für 2021e: 1,65 Euro
  • Dividendendeckung: 76 Punkte
  • Rendite: 98 Punkte
  • Dividendensenkungen: 66 Punkte
  • Dividendenerhöhungen: 70 Punkte
  • Gewinnwachstum je Aktie: 28 Punkte
  • Schwankungen Gewinn je Aktie: 80 Punkte
  • Gesamt: 82,1 Punkte


Mit 82,1 Punkten hat Freenet bei den nachhaltigsten Dividendenzahlern aus dem MDAX in der aktuellen Ausgabe des LBBW-Dividendenmodells Platz eins erobert. Der Spitzenplatz ist insbesondere hohen 98 Punkten bei der Dividendenrendite zu verdanken. Verbesserungspotenzial besteht dagegen vor allem beim Gewinnwachstum je Aktie. Gegenüber dem Zweitplatzierten in der Rangliste, der TAG Immobilien AG ist der Vorsprung komfortabel, da dieser Wert auf deutlich niedrigere 76,4 Punkte kommt.

Weitere Infos zur Dividendenpolitik: Laut hausinterner Strategie befindet sich Freenet in einer neuen Unternehmensphase, bei der es um die Transformation von einer Neukundenvertriebsmaschine hin zum aktiven Kundenbestandsmanager geht. Zudem soll den Plänen zufolge das Thema Nachhaltigkeit eine Stärkung erhalten.

Zudem will man weiteres organisches Wachstum in allen Unternehmensbereichen wahrnehmen und gleichzeitig innerhalb der Organisation effizienter und flexibler agieren. Dieses Wachstum strebt Freenet laut Finanzvorstand unter Beibehaltung der bisherigen Asset-light Strategie an, wodurch weiterhin eine hohe Cash Conversion Rate garantiert sei. Auf Basis einer hohen Ausschüttungsquote sowie eines geringen Verschuldungsgrads biete die Aktie damit ein attraktives Profil für den Kapitalmarkt.

Wie es weiter heißt, stehe das Management jedenfalls nach wie vor zu dem Versprechen, Aktionäre überdurchschnittlich am Unternehmenserfolg zu beteiligen und den Shareholder Return auch zukünftig auf einem hohen Niveau zu halten. Demgemäß wird weiterhin daran festgehalten, 80 Prozent des Free Cashflows an die Anteilseigner auszuschütten.

Nach der Platzierung eines Schuldscheindarlehens sowie der Veräußerung der Sunrise-Beteiligung hat sich die Finanzierungsstruktur laut LBBW deutlich verbessert. Die zuständigen Analysten gehen daher davon aus, dass Freenet mittelfristig die Ausschüttung einer Dividende von 1,65 Euro je Aktie problemlos beibehalten kann. Damit klassifiziere sich die Aktie als ein Investment mit einer sehr attraktiven, nachhaltigen Dividendenrendite.

Ergänzendes: Freenet ist ein auf Deutschland fokussierter Mobilfunk-Reseller, der diverse Dienstleistungen und komplementäre Produkte im Mobilfunk und sonstigem "Digital Lifestyle" anbietet. Seine Kunden gewinnt Freenet über eine eigene Shopkette, Handelsvertreter, Kooperationen und das Internet. Mit dem Segment TV&Medien hat Freenet ein zweites Geschäftsstandbein aufgebaut.

Das Unternehmen gilt als der mit Abstand größte Mobilfunk Service Provider in Deutschland, etabliert sich daneben aber auch zunehmend im Bereich Digital Lifestyle als Anbieter von Lösungen für den Haushalt des Kunden, welche zur Telekommunikation nicht unmittelbar in Bezug stehen. Nach der Akquisition von Debitel/Talkline in 2008 betreut Freenet unter der Marke "mobilcom¬debitel" etwa 7,1 Millionen Mobilfunk-Vertragskunden in Deutschland.

Als Mobilfunk Service Provider bietet Freenet seinen Kunden Produkte von allen drei deutschen Mobilfunknetzbetreibern an. Darüber hinaus kann die Gesellschaft mittlerweile auf etwa 1,5 Millionen Vertragskunden im TV-¬Segment verweisen. Die ¬Gruppe hat rund 4.000 Mitarbeiter.

Als MVNO-¬Mobilfunkunternehmen ist das Geschäftsmodell von Freenet durch eine relativ stabile Entwicklung von Umsatz, Ergebnis und Cashflow bei moderatem Wachstum geprägt. Die Tätigkeiten im TV-¬Segment (waipu.tv, Freenet TV) bieten leicht überdurchschnittliche Wachstumsmöglichkeiten, ermöglichen allerdings deutlich höhere Ergebnismargen, so die LBBW.

LBBW-Anlageurteil: Die LBBW hat im November das Anlageurteil von Kaufen auf Halten gesenkt, gleichzeitig aber das Kursziel leicht von 22,80 Euro auf 23,75 Euro angehoben. Für die Aktien spreche allerdings unverändert die hohe erwartete Dividendenrendite, die wie zuvor bereits erwähnt aufgrund der hohen Visibilität des Geschäftsmodells und der soliden Bilanzstruktur aus Sicht der LBBW-Analysten eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit aufweist.

Die vorgelegten Drittquartalszahlen bezeichnete man als besser als erwartet. Für das 2021 habe das Management die bisherige Prognose beibehalten, hieß es im Anschluss an die Ergebnisvorlage. Aufgrund der guten Entwicklung in den ersten neun Monaten solle nunmehr allerdings jeweils das obere Ende der Vorhersage-Range erreicht werden. Man hat daher die EBITDA-¬Prognose von 439,5 Millionen Euro auf 442 Millionen Euro und die Gewinnprognose je Aktie von bisher 1,53 Euro auf 1,54 Euro angehoben.

Chancen machen die LBBW-Analysten aufgrund des hohen freien Cashflows aus, in den hohen erwarteten Dividenden und aufgrund der guten Marktposition. Hinzu komme ein relativ defensives Geschäftsmodell im Mobilfunkbereich. Als Risiken bezeichnet man dagegen das begrenzte Wachstumspotenzial, die Abhängigkeit vom Vertriebskanal Mediamarkt-Saturn sowie eingeschränkte Möglichkeiten zur Margensteigerung.

Bewertung: Die Dividende dürfte bei Freenet für das Geschäftsjahr 2021 laut Analystenkonsens unveränderte 1,50 Euro je Aktie betragen. Die durchschnittlichen Vorhersagen für die nächsten drei Jahre gehen dann von jeweils leicht höheren Zahlungen aus. Und zwar lauten die Schätzungen 1,55 Euro, 1,59 Euro und 1,66 Euro je Anteilsschein. Gemessen am Schlusskurs vom Freitag von 23,18 Euro winken somit von 2021 bis 2024 Renditen in einer Spanne von 6,47 Prozent bis 7,16 Prozent.

Den Gewinn je Aktie sehen die Analysten im Schnitt im Geschäftsjahr 2021 von 1,53 Euro auf 1,71 Euro steigen. Für 2022 geht man von 1,93 Euro aus, für 2023 von 2,04 Euro und für 2024 von 2,19 Euro je Anteilsschein. Das KGV ist demnach moderat und beträgt auf letztgenannter Basis geschätzte 10,58. Zusammen mit den erwarteten Dividendenrenditen ist somit von einer günstigen Bewertung zu sprechen.

Charttechnik: Die Aktien von Freenet kosten derzeit so viel wie bereits 1998. Das heißt, außer Dividenden war auch hier langfristig gesehen nichts zu verdienen. In den vergangenen neun Jahren bewegte sich das Kurs-Band zwischen 13,61 Euro und 33,01 Euro, so dass wir uns aktuell in etwa in der Mitte dieser Spanne bewegen.

Kurzfristiger gesehen ist es so, dass dieser Wert die Coronavirus-Scharte vom ersten Quartal 2020 wieder mehr als ausgebügelt hat. Seit Juni 2020 besteht ein Aufwärtstrend und wenn es gelingt, das Jahresschlussrekordkoch von 23,41 Euro vom 22. November zu toppen, dann wäre dieser Aufwärtstrend als intakt untermauert und die in den vergangenen Wochen vorherrschende Verschnaufpause beendet. Das jüngste Kursverhalten spricht dafür, dass es genau dazu bald kommen könnte.



BASF-Aktie



  • Dividendenrendite 2021e: 5,51 Prozent
  • Dividende für 2021e: 3,35 Euro
  • Dividendendeckung: 59 Punkte
  • Rendite: 95 Punkte
  • Dividendensenkungen: 100 Punkte
  • Dividendenerhöhungen: 90 Punkte
  • Gewinnwachstum je Aktie: 26 Punkte
  • Schwankungen Gewinn je Aktie: 40 Punkte
  • Gesamt: 77,4 Punkte


Den ersten Platz im aktuellen LBBW-Dividendenmodell für die DAX-Vertreter hat weiterhin BASF inne. Am meisten zur Gesamtpunktzahl von 77,4 Punkten trägt mit der vollen Punktzahl das Kriterium Dividendensenkungen bei. Stark sind auch der Beitrag der Dividendenrendite sowie der Faktor Dividendenerhöhungen. Als negativer Ausreißer nach unten erweist sich das Kriterium Ergebniswachstum mit nur 26 Zählern und auch bei den Gewinnschwankungen könnte das Abschneiden besser sein. Die Allianz als Zweitplatzierter in der Rangliste kommt übrigens auf 74,2 Gesamtpunkte.

Weitere Infos zur Dividendenpolitik: BASF gehört dem Aktienindex DivDAX an, der die 15 Unternehmen mit den höchsten Dividendenrenditen im DAX 30 enthält. Für 2020 leistete der Konzern eine unveränderte Zahlung von 3,30 Euro je Aktie. Zum Vergleich: 2011 waren es 2,50 Euro. Die Gesamtausschüttung belief sich zuletzt auf rund 3,0 Milliarden Euro. Die nächste Dividendenzahlung findet am 4. Mai 2022 statt. Grundsätzlich wird eine jährliche Erhöhung der Dividende pro Aktie angestrebt.

Das Unternehmen hat von 1999 bis 2008 rund 29 Prozent der ausstehenden Aktien zurückgekauft. Die zurückgekauften Aktien wurden eingezogen und das Grundkapital der BASF SE entsprechend herabgesetzt. Der Aktienrückkauf wurde wegen der Krise an den Finanz- und Gütermärkten im vierten Quartal 2008 eingestellt. Die Aktionäre haben aber bei der Hauptversammlung 2021 der Möglichkeit von weiteren Aktienrückkäufen zugestimmt.

Ergänzendes: Das Produktportfolio von BASF ist in sechs Geschäftssegmente gegliedert: Chemicals mit einem Umsatzanteil von 14 Prozent im Jahr 2020, Materials (18 Prozent), Industrial Solutions (13 Prozent), Surface Technologies (28 Prozent), Nutrition & Care (zehn Prozent) und Agricultural Solutions (13 Prozent). Aus den unterschiedlichsten Bereichen werden rund 90.000 Kunden beliefert. Die breite Aufstellung ermöglicht es, Schwächen in einzelnen Bereichen besser abfedern zu können.

Punkten kann der Chemiekonzern nach eigener Einschätzung mit einem einzigartigen Verbund-Konzept, das Wettbewerbsvorteile durch integrierte Standorte, operative Exzellenz und erstklassige Technologien bringt. Hinzu komme eine als branchenführend bezeichnete Innovationsplattform mit breitem Technologiespektrum und Lösungen für eine Vielzahl von Kunden. Laut den Verantwortlichen sind Innovationen die Grundlage für den eigenen Firmenerfolg. Mit rund 10.000 Mitarbeitenden in Forschung und Entwicklung sowie F&E-Aufwen¬dungen von rund 2,1 Milliarden Euro sei BASF Innovationsführer in der Chemie.

In rund 70 Prozent der Geschäftsfelder, in denen BASF aktiv ist, nimmt der Konzern eine der ersten drei Marktpositionen ein. Zu den wichtigsten globalen Wettbewerbern zählen Arkema, Bayer, Clariant, Corteva, Covestro, Dow, Dupont, DSM, Evonik, Huntsman, Lanxess, SABIC, Sinopec, Solvay, Sumitomo Chemical, Syngenta und Wanhua - neben vielen hundert lokalen und regionalen Wettbewerbern.

Der Branchenprimus schätzt laut Raiffeisen Research, dass die globale Chemieproduktion wegen der kräftigen Nachfrage- bzw. Konjunkturerholung im Jahr 2021 um 4,4 Prozent steigen und damit nach zwei Jahren des Rückgangs wieder das bisherige Rekordhoch aus dem Jahr 2018 erreichen wird. Dadurch würde der Auslastungsgrad der Werke auf rund 90 Prozent steigen, was sich entsprechend positiv auf die Rentabilität auswirken würde.

LBBW-Anlageurteil: Kräftige Preiserhöhungen und eine weiterhin solide Nachfrage führten laut LBBW auch im dritten Quartal 2021 bei BASF zu erheblichen Umsatz¬ und Ergebnissteigerungen. Der Ausblick für das angepasste EBIT im laufenden Geschäftsjahr sei daher nochmals von 7,0¬7,5 Milliarden Euro auf 7,5¬8,0 Milliarden Euro angehoben worden.

Obwohl sich die Margen im Upstream¬-Geschäft im dritten Quartal etwas abschwächten, liegen sie weiterhin auf einem sehr guten Niveau. In den nächsten Quartalen dürfte sich die Margennormalisierung nach Einschätzung der LBBW-Analysten fortsetzen. Für die Segmente Chemicals und Materials hat man die 2021-¬Prognosen dennoch erneut erhöht. Auf Konzernebene prognostiziert man für das laufende Jahr durch Mengen¬ und vor allem Preisanstiege jetzt ein Umsatzwachstum von 31 Prozent auf 77,7 Milliarden Euro sowie ein auf 7,8 Milliarden Euro mehr als verdoppeltes angepasstes EBIT. Angesichts der erwarteten Normalisierung in den Upstream¬-Sparten geht man für 2022 weiterhin von einem Ergebnisrückgang aus.

Trotz der erwarteten Margennormalisierung hält die LBBW die BASF-Aktien aber für relativ günstig bewertet. Auch vor dem Hintergrund der attraktiven Dividendenrendite hat man den Titel im November daher auf Kaufen heraufgestuft. Das an den Bewertungsmodellen (abgezinster Cashflow, Summe der Einzeltteile) orientierte Kursziel von 74,00 Euro blieb unverändert.

Chancen könnten sich aus die Ergebnisentwicklung stützenden Kostensenkungsmaßnahmen ergeben. Positiv sei zudem die anlegerfreundliche Ausschüttungspolitik und Verbundstruktur bringe Kostenvorteile. Als Risiken stuft man dagegen die Abhängigkeit von der konjunkturellen Entwicklung, eine etwaige Margennormalisierung im Upstream-¬Geschäft sowie den Fall, dass steigende Investitionen den freien Cashflow begrenzen.

Bewertung: Die Prognose zur Dividende sieht laut Analystenkonsens für 2021 bei BASF eine Anhebung der Zahlung von 3,30 Euro auf 3,40 Euro je Aktie vor. Für die Jahre 2022 bis 2024 sollen 3,47 Euro, 3,54 Euro und 3,70 Euro je Anteilsschein fließen. Daraus errechnen sich für die genannten Geschäftsjahre gemessen am Schlusskurs vom Freitag von 60,83 Euro ansehnliche Renditen zwischen 5,59 Prozent und 6,08 Prozent.

Beim Gewinn je Aktie rechnen Analysten im Schnitt für 2021 mit 6,52 Euro. Die Schätzungen für 2022 und 2023 liegen mit 5,75 Euro bzw. 5,96 Euro wieder unter dem für 2021 erwarteten Niveau. Die Schätzung für 2024 geht dann von deutlich höheren 6,89 Euro aus, Auf dieser letztgenannten Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 8,83. Das ist moderat und zusammen mit den erwarteten Dividenden ergibt sich ein vorteilhafter Bewertungseindruck.

Charttechnik: Das langfristige Chartbild bei BASF sah trotz volatiler Ausschläge bis Januar 2018 gut aus, denn ausgehend von Juli 1996 war die Notiz da unter dem Strich von 10,067 Euro auf 97,67 Euro gestiegen.

Die Erfolgsbilanz konnte der Titel seitdem aber nicht mehr ausbauen. Nach der allgemeinen Coronavirus-Baisse gab es zwar bis in das erste Quartal 2021 hinein ermutigende Ansätze bei der Kursentwicklung. Aber die am 08. März markierten 72,61 Euro erwiesen sich letztlich als Jahresschlusskurshoch und bis Ende November ging es anschließend wieder bis auf 57,88 Euro nach unten. Davon hat sich die Notiz noch nicht entscheiden absetzen können, so dass zumindest aktuell noch ein intakter Abwärtstrend zu konstatieren ist.