Rund 13 Prozent liegen die Aktien von BASF seit dem Jahreswechsel im Minus. Eine schlechte Bilanz, zumal der Kurs auch wieder unter die 200-Tage-Linie rutschte. Der Blick auf den Chart lässt aber auch Hoffnung aufkommen. Seit 2016 wurden Rücksetzer in den Bereich um 55 bis 58 Euro wiederholt gekauft. Aktuell steht der Kurs bei 59 Euro, dies erlaubt eine enge Absicherung. Wer jetzt einsteigt, kann das Risiko mit einem sinnvollen Stopp auf weniger als zehn Prozent begrenzen. Im Gegenzug winkt auf der Oberseite deutlich mehr Potenzial, entsprechend attraktiv ist das Chance-Risiko-Verhältnis.

Chart

Etwas auf die Stimmung drückte in der Vorwoche die Meldung, dass ein US-Gericht Bayer und BASF zu 265 Mio. Dollar Schadenersatz verurteilt hat. Davon sind 15 Mio. Dollar für die Schäden, der Löwenanteil entfällt auf zusätzliche Strafen. Angeblich hat das von beiden Unternehmen vertriebene Herbizid Dicamba eine Pfirsichplantage ruiniert. Die beiden DAX-Konzerne argumentierten, dass das Mittel bei korrekter Anwendung sicher sei und kündigten an, in Berufung zu gehen. BASF kann somit noch deutlich glimpflicher davonkommen. Allerdings sind rund 140 weitere Dicamba-Klagen offenbar anhängig, nach dem ersten Urteil könnte die Zahl deutlich steigen. Anders als bei den Glyphosat-Klagen geht es aber nicht um die Gesundheit von Menschen, sondern um wirtschaftliche Folgen. Der Imageschaden und die noch anstehenden Verhandlungen trüben aber das Bild.

Schwieriges Umfeld


Neueinsteiger müssen somit mutig sein, denn der Trend zeigt seit 2018 abwärts. Dafür passen die fundamentalen Perspektiven. Im dritten Quartal hatte der Handelsstreit zwischen China und den USA deutliche Bremsspuren in der Bilanz hinterlassen. Das bereinigte operative Ergebnis fiel um fast ein Viertel, der Umsatz sank um zwei Prozent. Da die Chemieindustrie als wichtiger Konjunkturindikator gilt und schnell auf ein sich verändertes Wirtschaftsumfeld reagiert, ist auch mit den anstehenden Zahlen am Freitag nicht mit einem Befreiungsschlag zu rechnen.

Zwar dürfte die Einigung im Zollkonflikt der globalen Wirtschaft etwas Unterstützung geben und auch die leicht aufhellenden Konjunkturdaten aus Europa stimmen zuversichtlich. Wegen des Coronavirus und den ungewissen Auswirkungen auf die Wirtschaft bleibt die Lage aber schwierig. Prognosen des Branchenverbands VCI zufolge wird die Chemieproduktion in diesem Jahr um ein halbes Prozent sinken. BASF kann die Rahmenbedingungen nicht ändern, punktet aber mit unternehmensinternen Argumenten.

Umbau und Börsengang als Treiber


So wurde das Bauchemiegeschäft für 3,2 Mrd. Euro verkauft. Mit dem laufenden Konzernumbau versucht BASF-Chef Martin Brudermüller die Abhängigkeit vom Geschäft mit Basischemie zu reduzieren, in den Mittelpunkt rückt das Spezialchemiegeschäft. Dank einiger Übernahmen gewinnt der Agrarchemiebereich an Bedeutung und steuert bereits 20 Prozent zum Betriebsergebnis bei. Die laufenden Spar- und Optimierungsprogramme sowie die Neuausrichtung dürften mittelfristig die Marge nach oben führen. Schätzungen zufolge könnten die Erträge gegenüber dem Vorjahr zweistellig steigen, sofern die Konjunktur mitspielt. Zudem will der Konzern in den nächsten Jahren kräftig in den Ausbau des Asien-Geschäfts investieren.

Positiv auf die Bewertung sollte sich auch ein möglicher Börsengang der BASF-Tochter Wintershall Dea auswirken. Die eher tiefen Energiepreise drücken zwar das operative Ergebnis, zugleich wecken die laufenden Effizienzsteigerungen aber auch Fantasie. So sind die Produktionskosten der Tochter zuletzt um gut 20 Prozent auf 3,8 Dollar je Fass gefallen. Sollten die Öl- und Gaspreise angetrieben von guten Konjunkturaussichten wieder anspringen, würde der Börsengang der Energietochter viel Freude bereiten. Je nach Marktumfeld liegt die Bewertung bei 15 bis 20 Mrd. Dollar. Im Anschluss sind Aktienrückkäufe geplant.

Starke Serie


Vormerken sollten sich Anleger auch die anstehende Hauptversammlung am 30. April. Hier zeichnet sich die zehnte Dividendenerhöhung in Folge auf 3,30 Euro ab. Umgerechnet auf den aktuellen Kurs liegt die Verzinsung bei etwa 5,6 Prozent - die Aktie steht damit an der Spitze im DAX. Unter dem Strich sprechen somit gleich mehrere Argumente für den Wert. Zumindest Konjunkturoptimisten können mit dem Rücklauf an die Nachfragezone zugreifen.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse.
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