Ähnliche Kritik kam von der Fondsgesellschaft Union Investment. "Nach einem schwachen letzten Jahr hat Bayer auch 2018 bislang enttäuscht," sagte Portfoliomanager Ingo Speich. "Das Bayer-Management ist jetzt nicht nur bei der Übernahme von Monsanto gefragt, sondern kämpft an vielen Fronten." Speich fordert einen stärkeren Fokus auf das Tagesgeschäft und verwies etwa auf Produktionsmängel bei bestimmten Medikamenten in Leverkusen. Die müssen nach einem Warnbrief der US-Gesundheitsbehörde FDA nun für viel Geld behoben werden.

Alles andere als rund lief es zuletzt zudem in der Agarchemie, die in der zweiten Hälfte 2017 unerwartet mit zu hohen Lagerbeständen in Brasilien konfrontiert war. Hier sieht Bayer-Chef Werner Baumann mittlerweile aber eine Besserung.

Hart ins Gericht gingen die großen Aktionäre vor allem mit dem Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten und Gesundheitsmitteln. Die Umsatz- und Ergebnisentwicklung im Bereich Consumer Health enttäusche, sagte DWS-Vertreter Schmidt. So lief die Integration des 2014 in einer Milliardentransaktion übernommenen OTC-Geschäfts der US-amerikanischen Merck & Co alles andere als rund. Nun soll es aber besser werden: Bayer reagierte unlängst mit einem Wechsel an der Spitze der Sparte, die nun der ehemalige Nestle -Manager Heiko Schipper führt.

Portfolio-Manager Speich warnt aber vor Parallelen bei der Integration von Monsanto. Die Entwicklung nach dem Kauf des Merck-Geschäfts "lässt befürchten, dass die Monsanto-Integration den Aktionären noch viel länger Kopfschmerzen bereiten wird." Grundsätzlich heißt der Experte aber den Kauf gut. Er sei ein strategischer Meilenstein. Die Kombination von Chemie- und Biotech-Know-how sei "bestechend".

Die mehr als 60-Milliarden-Dollar schwere Akquisition ist noch nicht in trockenen Tüchern. Die alles entscheidende Zustimmung des US-Justizministeriums steht noch aus. Bayer-Chef Baumann bleibt aber optimistisch. "Nach fast zwei Jahren intensiver Arbeit haben wir fast alle entscheidenden Freigaben erhalten. Wir gehen davon aus, die Transaktion in Kürze abschließen zu können."

Wegen der Bedenken der Wettbewerbshüter etwa der EU musste sich Bayer von mehr Geschäften trennen als ursprünglich geplant. Teile der Agrarchemie, des Saatgut-Geschäfts sowie die Aktivitäten im Bereich der digitalen Landwirtschaft gehen für insgesamt 7,6 Milliarden Euro an den Rivalen BASF.

Vor diesem Hintergrund muss Bayer - wenig überraschend - bei den im Zuge der Monsanto-Übernahme geplanten Einsparungen kleinere Brötchen backen als erhofft. Ab 2022 wird beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) vor Sondereffekten im Zuge von Synergien jährlich ein Beitrag von 1,2 Milliarden US-Dollar (1 Mrd Euro) erwartet. Ursprünglich hatten die Leverkusener 1,5 Milliarden Dollar angepeilt.

Bei der noch ausstehenden US-Zustimmung drängt aber die Zeit. Bis zum 14. Juni muss der Deal stehen, sonst könnten die Amerikaner zurücktreten, müssten aber zumindest nachverhandeln. Und für Bayer würde beides wohl teuer werden. Sollte der Kauf wegen fehlender kartellrechtlicher Zustimmungen platzen, muss Bayer eine Entschädigung von 2 Milliarden Dollar zahlen./mis/she/nas