Das Jahr 2022 ist noch jung. Gerade einmal gut ein halber Monat ist erst vorbei. Doch an den Finanzmärkten ist bereits so viel passiert, dass man als Marktteilnehmer das Gefühl hat, dass das neue Jahr schon weitaus älter sein müsste.

Jedenfalls waren bereits etliche Kurskapriolen zu registrieren. Verantwortlich dafür ist die hartnäckig hohe Inflation sowie die damit einhergehenden steigenden Anleiherenditen. Das hat eine Umschichtungswelle bei Aktien losgetreten. Dabei sind Value-Werte gefragt, während die zuvor stark gelaufenen Growth-Titel fallen gelassen werden.

Wie heftig es dabei zugeht, lässt sich am Nasdaq Composite Index ablesen. Dieser technologielastige US-Index hat einen ausgesprochen schlechten Start hingelegt und ist im Jahr 2022 bisher bereits um 8,3 Prozent gesunken.

Auch zur Wochenmitte schloss er mit einem Minus von 1,2 Prozent bei 14.340,26 Punkten, womit er momentan um 10,69 Prozent unter seinem Rekordhoch vom 19. November liegt. Damit befindet er sich inzwischen in einer Korrekturbewegung, wovon laut Definition ab Verlusten von zehn Prozent die Rede ist.

Auffällig ist ansonsten auch noch, wie groß die Performance-Unterschiede bei einzelnen Aktien sind, obwohl diese sich im gleichen Aktienindex befinden. Zu beobachten ist dieses Phänomen unter anderem auch beim DAX. Im deutschen Aktienleitindex gibt es am Tabellende bereits sieben Titel, die auf prozentual zweistelligen Verlusten sitzen. Und das, obwohl noch nicht einmal drei Handelswochen vorbei sind. Beim Schlusslicht Sartorius Vorzüge beträgt das Minus sogar mehr als 23 Prozent.

Ungleich besser sieht es dafür an der Tabellenspitze aus. Da finden sich einige Werte, die mit Gewinnen von sieben Prozent und mehr schon so stark zugelegt haben, wie sonst im Schnitt in der Vergangenheit inklusive Dividenden das Durchschnittsergebnis beim Investieren in Aktien ausgefallen ist.

Besonders geht steht das Top-Trio da. Dabei handelt es sich um MTU Aero Engines, BMW und Bayer, die jeweils bereits um mehr als zehn Prozent gestiegen sind. Auch weil diese relative Stärke ein Signal dafür sein könnte, dass diese Titel auch bis auf weiteres vergleichsweise gut laufen, unterziehen wir diese Werte nachfolgend einem Anlagecheck. Dabei gehen wir neben der aktuellen Nachrichtenlage auch auf die Bewertungen als auch auf die jeweilige Charttechnik ein.

Besonders geht steht das Top-Trio da. Dabei handelt es sich um MTU Aero Engines, BMW und Bayer, die jeweils bereits um mehr als zehn Prozent gestiegen sind. Auch weil diese relative Stärke ein Signal dafür sein könnte, dass diese Titel auch bis auf weiteres vergleichsweise gut laufen, unterziehen wir diese Werte nachfolgend einem Anlagecheck. Dabei gehen wir neben der aktuellen Nachrichtenlage auch auf die Bewertungen als auch auf die jeweilige Charttechnik ein.

MTU Aero Engines-Aktie



Wer bei MTU Aero Engines investiert ist, der hatte in diesem Jahr noch keinen Grund dazu, sich negativ aufzuregen. Im Gegenteil: Die Anteilsscheine eines der weltweit größten Anbieter von Triebwerksmodulen und -¬komponenten notiert dick im Plus. Konkret beträgt der Kurszuwachs aktuell 10,40 Prozent.

Aktuelle Nachrichtenlage: Während die auf dem Investorentag erstmal veröffentlichte Umsatz-Guidance für 2022 (5,2 bis 5,4 (Prognose 2021: 4,3 bis 4,4; Geschäftsjahr. 2020: 3,98) Milliarden Euro) deutlich über der Prognose von 4,82 Milliarden Euro von Independent Research lag, blieb der Ausblick beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Anstieg im mittleren Zwanziger-Prozentbereich) hinter den Erwartungen der dortigen Analysten von +34 Prozent zurück.

Das bereinigte Nettoergebnis soll sich laut Vorstand in 2022 - wie auch für 2021 in Aussicht gestellt - im Einklang mit dem bereinigten EBIT entwickeln. Bis 2024 soll der Umsatz kontinuierlich steigen und das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen über dem Vorkrisenniveau (Geschäftsjahr 2019 (Rekordwert): 757 Millionen Euro) herauskommen (das bedeutet eine jährliche Wachstumsrate von 2022-2024 von im Schnitt mindestens 18 Prozent).

Aus der Sicht von Raiffeisen Research verfügt MTU in einem oligopolistischen Wettbewerbsumfeld über ein robustes Geschäftsmodell. Dieses ist geprägt von sehr hohen Markteintrittsbarrieren, einer "best¬cost" Produktionsstrategie und einem auf vielfältigen Partnerschaften (OEMs, Airlines usw.) ruhenden, risikominimierenden Kooperationsmodell.

Bewertung: Der Analystenkonsens sieht bei MTU den Gewinn je Aktie in diesem Jahr von 5,26 Euro auf 5,79 Euro steigen. Bis 2024 rechnet man im Schnitt mit einer weiteren kontinuierlichen Verbesserung beim Ergebnis je Aktie bis auf 11,36 Euro. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 17,4. Das ist optisch betrachtet nicht unbedingt sehr niedrig, relativiert sich aber angesichts der unterstellten Gewinnwachstumsraten.

Charttechnik: Die MTU-Aktien hatten besonders in den Jahren 2007 und 2008 im Rahmen einer allgemeinen Börsen-Baisse eine schwere Zeit. Vom Oktober 2008 stammt auch das bis heute gültige Schlussrekordtief von 12,87 Euro. Anschließend gab der Titel dann aber meist eine gute Figur ab. In der Spitze ging es bis zum 24.01.2020 bis auf 286,70 Euro nach oben.

Am Mittwoch ging der Wert mit 198,05 Euro aus dem Handel. Das bedeutet, der Abstand gegenüber der zuvor genannten alten Bestmarke ist noch ziemlich groß. Gemessen am Ausgabepreis von 21,00 Euro beim Börsengang im Jahr 2005 stimmt aber die Performance.

Seit November befinden sich die MTU-Aktien in einem Seitwärtstrend. Daran haben auch die jüngsten Avancen noch nichts geändert. Die untere und obere Begrenzung im Rahmen dieser Seitwärtsspanne bewegen sich bei 162,65 Euro und 223,00 Euro und neue prozyklischen Handelssignale ergeben sich erst, sobald daraus nach unten oder nach oben ein Ausbruch erfolgt.



BMW-Aktie



Den zweiten Platz in der diesjährigen DAX-Performance-Rangliste hat mit BMW einer der weltweit führenden Hersteller von Automobilen und Motorrädern inne. Den Podestplatz beschert dem Unternehmen, das mit den Marken BMW, Rolls-Royce Motor Cars und MINI eine reine Premium-Markenstrategie verfolgt, ein bisheriger Anstieg von 10,59 Prozent.

Aktuelle Nachrichtenlage: Der deutsche Premiummarken-Autobauer BMW hat im dritten Quartal 2021 den Lieferengpässen bei Elektronik-Chips zum Trotz seinen Gewinn deutlich gesteigert. Unter dem Strich stieg der Überschuss im Jahresvergleich um über 42 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro.

Zurückzuführen war dies laut Raiffeisen Research nicht zuletzt auf ein starkes Abschneiden der Finanzdienstleistungssparte, die unter anderem von hohen Gebrauchtwagenpreisen profitierte. Aber auch im Kerngeschäft, dem Automobilbau, steigerte BMW das operative Ergebnis: Die von den Anlegern viel beachtete Marge vor Zinsen und Steuern stieg um 1,1 Prozentpunkte auf 7,8 Prozent. Und auch für das laufende Jahr zeigte sich BMW zuletzt zuversichtlich. Im laufenden Jahr will man den Angaben des Vertriebsvorstands zufolge profitabel wachsen.

Außerdem wurden jüngst auch erste Vorabzahlen veröffentlicht. Anders als viele andere Autohersteller verkaufte BMW 2021 trotz der weltweiten Knappheit wichtiger Bauteile mehr Autos als im ersten Jahr der CoronaPandemie. Im Konzern stieg der Absatz im Gesamtjahr um 8,4 Prozent auf gut 2,5 Millionen Fahrzeuge. Bei den BMW-Autos selbst wurden mit einem Plus von 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr rund 2,2 Millionen Einheiten abgesetzt. Damit eroberten die Münchener den 2021er-Spitzenplatz der deutschen Premiumhersteller.

Bezahlt machte sich nach Einschätzung von Raiffeisen Research insbesondere die Flexibilität des Unternehmens. Während andere Autobauer mit verschiedenen Produktionsstraßen arbeiten, ermöglicht BMWs Produktionssystem in den Werken eine Vielzahl von Modellen herzustellen und auf dem gleichen Band sowohl Elektro- als auch Verbrennerautos zu bauen. So konnten beispielsweise Autos halbfertig gebaut und ins Zielland geliefert werden, wo man dann durch sogenannten Lochverbau fehlende Komponenten endmontiert.

Auch die Elektroautos von BMW stießen 2021 auf eine extrem positive Resonanz. Im Vergleich zum Vorjahr verdoppelte sich der Absatz von vollelektrischen Fahrzeugen und stieg auf mehr als 100.000 Stück. Gerade Ende 2021 kamen mit dem iX und dem i4 zwei weitere rein elektrische Fahrzeuge auf den Markt und in diesem Jahr sollen weitere folgen. So lautet für 2022 das Ziel, an dieses Wachstum anzuknüpfen und den Elektro-Absatz erneut zu verdoppeln, wie Raiffeisen Research konstatiert.

Bewertung: Bei BMW kalkuliert der Analystenkonsens für 2021 mit einem starken Ergebnisanstieg von 5,73 Euro auf 17,23 Euro. Die Prognosen für 2022 und 2023 bewegen sich verglichen damit mit 14,59 Euro und 15,32 Euro wieder etwas niedriger. Erst 2024 soll laut den Vorhersagen das für 2021 erwarteten Gewinnniveau mit 18,21 Euro wieder getoppt werden. Auf dieser Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 5,4, was als sehr moderat einzustufen ist.

Die Schätzreihe zur Dividende je Aktie für die Geschäftsjahre 2021 bis 2024 liest sich wie folgt: 5,56 Euro, 4,94 Euro, 4,98 Euro und 6,02 Euro. Daraus errechnen sich potenzielle Dividendenrenditen in einer Spanne von 5,09 Prozent bis 6,15 Prozent. Auch als ein Dividendenbringer wäre der Wert somit interessant.

Charttechnik: Die Bayer-Aktien markierten ihr derzeit gültiges Jahresschlusskurshoch am 14. Januar bei 99,32 Euro. Mit 97,86 Euro beendete der Titel den Handel am Mittwoch nur leicht unter dieser Marke, so dass sich gegenüber dem Zwischentief von 37,66 Euro vom 19.03.2020 aktuell ein Plus von 160 Prozent ergibt.

Das ist eine reife Leistung, vor allem aber ist der seitdem aufgebaute Aufwärtstrend als intakt zu bezeichnen. Charttechnisch betrachtet hält das die Chancen auf ein weiteres Heranlaufen an das Schlussrekordhoch von 122,60 Euro vom 16. März 2015 aufrecht. Und ein Sprung über diese Bestmarke würde dann sogar ein neues prozyklisches Kaufsignal generieren. Übrigens: Das Tief markierte dieser Titel auf Xetra am 02. Mai 1996 bei 12,74 Euro. Das heißt, die bis heute eingefahrene Gesamtbilanz stimmt durchaus.



Bayer-Aktie



Mit Bayer ziert ausgerechnet eine Aktie in punkto bisheriger Performance in 2022 die Tabellenspitze im DAX, die in den Vorjahren eine einzige Enttäuschung war. Doch in diesem Jahr kommt das Life-Science-Unternehmen mit einer über 150-jährigen Geschichte und Kernkompetenzen auf den Gebieten Gesundheit und Agrarwirtschaft bereits mit einem Plus von 10,89 Prozent daher.

Aktuelle Nachrichtenlage: Der in die Segmente Pharma (verschreibungspflichtige Produkte, Onkologie, Hämatologie, Augenheilkunde), Consumer Health (rezeptfreie Gesundheitsprodukte) sowie Crop Science (Pflanzenschutz, Saatgut und Düngemittel) gegliederte Bayer-Konzern wartete in diesem Jahr schon mit Meldungen wie jenen auf, dass man das noch junge Geschäft rund um Gen- und Zelltherapien durch eine Zusammenarbeit mit einem US-Spezialisten für Genveränderung stärken will und das sich neue Krebs- und Nierenmedikamente gut verkaufen.

Nach einer guten Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten 2021 hatte sich der Bayer-Vorstand zuletzt auch mit Blick auf den Rest des Vorjahres optimistisch gezeigt und bei der Vorlage der Drittquartalszahlen teilweise die Prognose erhöht. Bereinigt um Währungseffekte erwartet das Unternehmen demnach weiterhin einen Umsatz von etwa 44 Milliarden Euro für 2021. Die Prognose für die EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen sehen die Verantwortlichen bei 25,5 Prozent nach zuvor 25,0 Prozent.

Bei der verfolgten mittelfristigen Wachstumsstrategie legt Bayer laut Raiffeisen Research einen starken Fokus auf die Stärkung von Umsatzwachstum, Rentabilität und des freien Cashflows. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll bis 2024 auf 7,00 bis 7,50 Euro steigen, weitere operative Verbesserungen den freien Cashflow auf fünf Milliarden Euro steigen lassen sollen.

Alles entscheidend auch mit Blick auf den Aktienkurs ist nach wie vor, wie es bei den Rechtsstreitigkeiten in den USA und in Deutschland wegen dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat weitergeht. Wie wichtig das ist, dass sich auch daran, dass die Ratingagentur Moody's erst jüngst deswegen pessimistischer für die Bonitätseinstufung von Bayer geworden ist. Die Agentur senkte deswegen jedenfalls den Ausblick auf negativ von stabil. Das Rating selber wurde bei Baa2 bestätigt.

Moody's verwies zur Begründung auf höhere Auszahlungen im Rahmen der erwähnten Rechtsstreitigkeiten. Diese seien teuer und dämpften Bayers Flexibilität bei der Bestückung der Pharma-Pipeline. Zudem sei die Unsicherheit hoch. Nicht zuletzt sei die Reputation des Konzerns beschädigt.

Auch nach dem Urteil der Analysten bei der UBS zeigt das einstellige Kurs-Gewinn-Verhältnis, mit dem Bayer trotz der starken Performance der Division Crop Science (rund 45 Prozent des Umsatzes) und der zunehmenden Dynamik der Division Pharma gehandelt wird, wie wichtig der Überhang an Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten für den Markt nach wie vor ist.

Der Markt scheine der Ansicht zu sein, dass die von Bayer getroffenen Vorkehrungen nicht ausreichten und/oder dass noch ein weiterer Stein fallen werde. Die Lage bessert sich jedoch langsam, glaubt zumindest die UBS, da Bayer im Dezember seinen ersten Glyphosat-Prozess mit einem erwachsenen Kläger gewonnen hat.

Bewertung: Bei Bayer geht die Analystengilde im Schnitt für 2021von einem kleinen Ergebnisrückgang von 6,39 Euro auf 6,19 Euro aus. Im laufenden Jahr soll es dann aber wieder etwas mehr werden und die Prognose für 2024 bewegt sich sogar bei 8,02 Euro je Anteilsschein. Auf dieser Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 6,5, was sehr moderat ist.

Günstig sieht es auch in Sachen Dividendenrenditen aus. Der Analystenkonsens rechnet für die Geschäftsjahre 2021 bis 2024 mit folgenden Zahlungen: 2,04 Euro, 2,13 Euro, 2,28 Euro und 2,66 Euro. Daraus ergeben sich Renditen in einer Bandbreite von 391 Prozent und 5,1 Prozent, was durchaus attraktiv erscheint.

Charttechnik: Die Bayer-Aktien können in diesem Jahr bisher mit einer guten Entwicklung positiv auf sich aufmerksam machen. Das ändert aber noch lange nichts an einer in den vergangenen Jahren dürftigen Vorstellung. So ergibt sich auf Sicht von drei Jahren ein Minus von fast 22 Prozent und auf Sicht fünf Jahren ein Verlust von fast 49 Prozent.

Außerdem ist zu beachten, dass der Titel bei zuletzt gültigen 52,12 Euro nicht mehr kostet als bereits Anfang 2001. Das langfristige Chartbild lässt deshalb noch immer sehr zu wünschen übrig.

Kurzfristig gesehen gibt es aber erste hoffnungsvolle Ansätze für eine künftige Verbesserung. Vom jüngsten Zwischentief von 40,36 Euro vom 30.10.2020 hat sich die Notiz jedenfalls klar abgesetzt. Damit sich das Chartbild weiter aufhellt, wartet auf den Wert aber noch einiges an Arbeit. Denn ein nächster wichtiger Schritt wäre es, das Vorjahreshoch vom Mai 2021 bei 57,30 Euro zu überwinden.