Mit einem Minus von 25 Mrd. Dollar meldete Ende Februar die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway den größten Verlust in der glorreichen Geschichte. Doch für Panik besteht kein Grund. Aufgrund neuer Bilanzierungsregeln mussten das Aktiendepot Ende 2018 mit aktuellen Kursen bewertet werden. Da die Wall Street Ende Dezember in den Keller rauschte, schlugen die herben Buchverluste negativ auf das Ergebnis durch. Inzwischen zeigte die Wall Street eine beeindruckende Erholungsrally, nur die Hiobsmeldungen von Kraft Heinz passten zuletzt nicht ins Bild. Operativ hat Buffett hingegen erneut sein gutes Händchen bewiesen. Dank der zahlreichen Beteiligungen an Versicherungen, Energie-, Logistik- und Industrieunternehmen legte der operative Gewinn von 3,34 Mrd. Dollar auf 5,72 Mrd. Dollar zu, auf Jahressicht blieben 25 Mrd. Dollar hängen. Erneut profitierte die Investmentgesellschaft somit von der breiten Aufstellung, zwischenzeitliche Rückschläge am Aktienmarkt wurden perfekt abgefedert.

Wichtig sind daher vor allem zwei Fragen: Wie wird der hohe Cash-Bestand eingesetzt und bei welchen Aktien kam es im Portfolio zuletzt zu deutlichen Umschichtungen? Auf eine Antwort, wie die enorme Liquidität eingesetzt wird, müssen Anleger vorerst warten. Etwa 112 Mrd. Dollar oder 100 Mrd. Euro schlummern in der Kriegskasse der Holding, 2013 waren es noch weniger als 50 Mrd. Dollar. Zur Einordnung: Die 70 Werte im SDAX bringen derzeit ein Börsengewicht von rund 122 Mrd. Euro auf die Waage. Genug Geld ist somit vorhanden, nach Einschätzung von Buffett sind die Preise für große Übernahmen aber zu hoch.

Künftig dürfte daher das Engagement am Aktienmarkt weiter ausgebaut werden. Und hier sollten Anleger genau hinschauen. Studien zeigen, dass Kleinanleger überraschend gute Ergebnisse erzielen, wenn sie ihr Depot mit Buffetts Lieblingsaktien bestücken.

Finanzwetten ausgebaut

Zwar kam es im vergangenen Quartal nur zu vergleichsweise geringen Anpassungen, die Tendenz ist aber klar. Value-Investments stechen hervor, Buffett sieht vor allem Bankaktien auf Schnäppchenniveau.

Im Portfolio der Investmentgesellschaft sind Finanztitel im Wert von rund 80 Mrd. Dollar - dies entspricht rund 40 Prozent des 200 Mrd. Dollar schweren Aktiendepots. Mit Blick auf die reinen Kennzahlen ist die Begeisterung für die Branche durchaus nachvollziehbar: So fällt das KGV am Gesamtmarkt ungefähr doppelt so hoch aus wie beim Branchen-Index der Finanzwerte. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) liegt bei 1,8, verglichen mit einem Wert von drei beim S&P 500. Allerdings sollten auch die Risiken beachtet werden. Zuletzt kamen die Kurse kräftig unter Druck, am Freitag rauschte der S&P 500-Bankenindex um 3,7 Prozent in den Keller. Die Finanzhäuser leiden unter der schwächelnden Konjunktur und dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld, das auf die Margen drückt. Zinserhöhungen sind in den USA nicht mehr in Sicht. Apple bildet weiterhin die größte Position, dahinter folgen Bank of America und Wells Fargo. Die Beteiligung an JPMorgan wurde um 40 Prozent auf gut 50 Millionen Aktien ausgebaut.

Tech-Aktien steigen in der Gunst

Erwähnenswert ist auch die deutliche Aufstockung bei General Motors um 37 Prozent auf 72 Millionen Papiere. Einen größeren Anteil machen inzwischen Technologiefirmen aus. So baute Buffett eine Beteilung über 700 Mio. Dollar am Softwarehersteller Red Hat auf. Gefallen findet der Star-Investor zudem an Stoneco, einem Anbieter von digitalen Bezahlsystemen sowie der Energiefirma Suncor. Doch es gab auch überraschende Verkäufe: Berkshire veräußerte die komplette, rund 2,1 Mrd. Dollar schwere Position an Oracle nach einer vergleichsweise kurzen Haltedauer. Zudem trennte sich die Holding von knapp drei Millionen Apple-Aktien. Klingt dramatisch, ist es aber nicht, die Position wurde nur um rund ein Prozent verringert. Aktuell hält Berkshire rund 250 Millionen Aktien.

Einschätzung der Redaktion

Für Anleger ist die Berkshire-Aktie kein Trading-Titel, einsteigen sollten nur Investoren mit einem Anlagehorizont von vielen Monaten oder Jahren. Für 2019 rechnet der Markt mit einem Gewinn von 10,30 USD (bezogen auf die B-Aktien) sowie elf Dollar für 2020. Aktuell werden rund 200 Dollar aufgerufen, das 2020er-KGV liegt somit bei 18. Attraktiv erscheint vor allem das günstige Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,4.

Schauen wir abschließend auf den Chart. Mit Kursen um 200 Dollar steht die Aktie in der Mitte einer Seitwärtsspanne, die sich von 185 bis rund 220 Dollar erstreckt.



Langfristig zeigt der Trend aber aufwärts, die Berkshire-Aktie bleibt ein Kauf.
Kursziel: 230 Euro
Stoppkurs: 156 Euro



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