Insidern zufolge hat aber mit der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) ein Großaktionär schon zugesagt, die Offerte für sein 6,5-Prozent-Paket anzunehmen. Bis Mittwoch (12. Januar) hatte die Bietergruppe erst 3,2 Prozent angedient bekommen. Aktivistische Aktionäre sträuben sich gegen den Verkauf. Sie halten vor allem die Software-Tochter Aareon für deutlich unterbewertet, an der Advent seit dem Sommer 2020 mit 30 Prozent beteiligt ist.

"Wir sind weiterhin überzeugt, dass es substanziellen unentdeckten sowie unterentwickelten Wert sowohl bei Aareon, der Softwaretochter von Aareal, als auch im Bankgeschäft der Aareal gibt", begründete Till Hufnagel vom Investor Petrus Advisers im "Handelsblatt" seine Ablehnung. Petrus hält direkt und über Derivate fast 16 Prozent an der Aareal. Gut fünf Prozent liegen beim Hedgefonds Teleios, der sich mehrfach hinter Forderungen von Petrus gestellt hatte. Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky ist mit 7,8 Prozent an der Aareal beteiligt.

Hufnagel misst Aareon allein einen Wert von 1,7 bis 2,3 Milliarden Euro zu - das seien bis zu 26 Euro je Aktie. Die drei Finanzinvestoren bieten für die gesamte Bank 29 Euro. Als Advent im Sommer 2020 bei Aareon einstieg, war diese mit knapp einer Milliarde Euro bewertet worden. Petrus schlägt vor, die Tochter abzuspalten und die Anteile an die Aktionäre auszuschütten.

Das halten aber Branchenexperten für ebenso illusorisch wie die enorme Wertsteigerung binnen kurzer Zeit. Denn die beiden Unternehmensteile sind stark miteinander verflochten und können kaum getrennt werden. Wohnungsunternehmen, die Kunden der Aareon sind, legen etwa ihre Gelder bei der Aareal Bank an, die die Einlagen wiederum als Eigenkapitalbasis verwenden kann.

CHEFWECHSEL BEI AAREON


Ende März steht der IT-Tochter erst einmal ein Chefwechsel bevor. Der 61-jährige Manfred Alflen zieht sich nach 20 Jahren an der Spitze des Unternehmens aus dem operativen Geschäft zurück, wie die Aareal Bank mitteilte. Sein Nachfolger soll zum 1. April Hartmut Thomsen (50) werden, der vom Softwarekonzern SAP kommt. Bei SAP leitete Thomsen zuletzt die Region Mittel- und Osteuropa.

Die ausstiegswillige Karlsruher VBL ist einer der treuesten Aareal-Bank-Aktionäre. Sie kümmert sich um die Alters- und um Zusatzrenten für 4,9 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst. Ihr Aareal-Anteil liegt in einem Spezialfonds der Deka. Ein VBL-Sprecher und eine Aareal-Bank-Sprecherin wollten sich nicht zu den Informationen äußern.

Die meisten Großinvestoren warten bei Übernahmeangeboten bis zur letzten Minute mit einer Entscheidung. Ohne die Anteile von Petrus, Teleios und Kretinsky wäre es für die Bieter schwer, ans Ziel zu kommen. Sie könnten allerdings die Schwelle von 70 Prozent noch senken. Damit würde sich die Annahmefrist um zwei Wochen verlängern.

rtr