Der angeschlagene Bau- und Ingenieurdienstleister Bilfinger sucht noch immer nach einem Ausweg aus der Krise. Die elementare Frage eines Verkaufs der Bau- und Immobiliensparte und damit fast der Hälfte des Unternehmens ließ Vorstandschef Per Utnegaard auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Mannheim offen. Eine Entscheidung werde erst in einigen Wochen fallen, erklärte Utnegaard. Wegen des Rekordverlusts von fast einer halben Milliarde Euro im vergangenen Jahr soll die Dividende ausfallen. Anleger trennten sich in Scharen von der Aktie. Die Papiere von Bilfinger rauschten um mehr als neun Prozent auf knapp 40 Euro in die Tiefe und waren damit Schlusslicht im Nebenwerteindex MDax.

Im Herbst hatte Utnegaard angekündigt, der Mannheimer Konzern werde sich künftig auf die beiden Sparten Industriedienste sowie Bau- und Immobiliengeschäft konzentrieren. Doch der Umbau ist noch nicht abgeschlossen, da Bilfinger seit Anfang des Jahres Kaufinteressenten für "Building and Facility" hat und eine Trennung von seiner Ertragsperle in Betracht zieht. Mit dem Verkauf der Sparte, zu der etwa das Gebäudemanagement für Großkunden wie die Deutsche Bank gehört, würde der als Bauunternehmen groß gewordene Traditionskonzern zerschlagen. Übrig bliebe das etwas größere Geschäftsfeld Industrial, das derzeit mit der Investitionszurückhaltung seiner Kunden im Energiesektor und der Chemieindustrie zu kämpfen hat.

ÖLPREIS BELASTET



Für das laufende Jahr ist keine durchgreifende Besserung bei Bilfinger in Sicht. Erst 2017 soll es wieder aufwärts gehen, in welcher Konstellation auch immer. "Ab 2017 können wir wieder mit voller Kraft durchstarten und uns ganz auf Wachstum konzentrieren", sagte Utnegaard. "Bis dahin müssen wir unsere Hausaufgaben und Bilfinger fit für die Zukunft machen."

Bilfinger steckt wegen der Verluste im Kraftwerksgeschäft in der Krise, was vor allem eine Folge der Energiewende in Deutschland war. Die größere der beiden verbliebenen Sparten, die Industriedienstleistungen, leiden unterdessen unter dem gesunkenen Ölpreis und schwacher Konjunktur in Schwellenländern. "Wir erzielen wesentliche Umsätze mit Kunden aus den derzeit schwierigen Branchen Energie sowie Öl und Gas, somit rechnen wir insgesamt mit einem rückläufigen Volumen in unserem Geschäft", erklärte Utnegaard.

Der Konzernumsatz wird nach der Prognose von Bilfinger in diesem Jahr deutlich - und damit um mehr als fünf Prozent - sinken zum vergleichbaren Vorjahreswert von 6,2 Milliarden Euro. Hierbei ist das inzwischen verkaufte Geschäftsfeld Water Technologies ebenso wie das Kraftwerksgeschäft herausgerechnet. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) und der Nettogewinn sollen hingegen leicht, also um bis zu fünf Prozent, steigen. Auf vergleichbarer Basis betrug das Ebita im vergangenen Jahr 164 Millionen Euro, das bereinigte Konzernergebnis 93 Millionen Euro. Im Gesamtjahr soll sich das Bau- und Immobiliengeschäft besser schlagen als die Industriedienstleistungen. Im gerade zu Ende gehenden ersten Quartal hat "Building and Facility" jedoch voraussichtlich schwächer abgeschnitten: Der Vorstand erwarte einen Rückgang von Leistung und operativem Ergebnis.

Einschließlich des kriselnden und zum Verkauf stehenden Kraftwerksgeschäfts hatte Bilfinger 2015 wegen hoher Abschreibungen mit 489 Millionen Euro den größten Verlust der Firmengeschichte ausgewiesen. "In der derzeitigen Phase der Neuausrichtung geht es darum, gezielt in die Zukunft von Bilfinger zu investieren. Deshalb wird auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet, um die Mittel im Unternehmen zu halten", erklärte Utnegaard.

Reuters