Der deutschen Wirtschaft droht erstmals seit dem Jahreswechsel 2012/13 wieder eine Rezession. Zumindest könnte bei einem weiteren Schrumpfquartal von Oktober bis Dezember 2018 die formale Voraussetzung für eine sogenannte technische Rezession erfüllt sein - also zwei Minusquartale in Folge.

Die Wahrscheinlichkeit dafür stieg zuletzt jedenfalls deutlich, nachdem zu Beginn des Jahres wichtige Konjunkturindikatoren schwächer als prognostiziert ausgefallen waren. So ging die Produktion im verarbeitenden Gewerbe im November unerwartet deutlich um 1,9 Prozent zurück. Zu den Bremsern zählen neben der Autoindustrie auch Energieerzeugung und Bauproduktion. Laut Ifo-Institut fallen die Dämpfer schneller und kräftiger aus als bislang gedacht.

Bereits im dritten Quartal war das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) erstmals seit Anfang 2015 geschrumpft - um 0,2 Prozent. Hier wirkte sich vor allem die Umstellung auf das neue Abgastestverfahren WLTP negativ auf die Autobranche aus. Eigentlich ein Einmaleffekt, doch nun zeichnen sich weitere Bremsspuren ab.

Nach gängiger Definition sind zwei aufeinanderfolgende Quartale mit auch nur leicht rückläufigen Wachstumsraten als technische Rezession zu werten. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht die erste offizielle Meldung für das BIP im vierten Quartal 2018 am 14. Februar.

China bleibt ein Hauptrisiko



Die meisten Wirtschaftsforscher rechnen allerdings trotz der Eintrübung damit, dass die Wirtschaft auch 2019 wächst, wenn auch mit rund 1,5 Prozent bescheidener. Der Beschäftigungsaufbau wird sich fortsetzen, die Arbeitslosigkeit weiter sinken, die Binnenkonjunktur laufen, die Industrie investieren. Von einer tatsächlichen Rezession ist derzeit noch nichts zu sehen. Größere Risiken könnte aber neben Brexit und Handelskonflikten vor allem die Entwicklung in China bergen.

Auch die deutsche Immobilienwirtschaft ist noch längst nicht im Krisenmodus. Laut Zahlen des Maklerkonzerns JLL gab es 2018 beim An- und Verkauf von Gewerbeimmobilien einen neuen Rekord: Immobilien wechselten für 60,3 Milliarden Euro den Besitzer. Für 2019 erwartet JLL-Deutschland-Chef Timo Tschammler in der Branche Transaktionsumsätze von 55 Milliarden Euro. Im langfristigen Vergleich wäre auch das noch ein sehr hoher Wert.

Die Erklärung des Deutschland-Chefs für seine Prognose ist die aus den Vorjahren: Großanleger wie Pensionsfonds und Versicherungen investierten mangels lohnender Anlagealternativen im Niedrigzinszeitalter weiterhin viele Milliarden Euro in Immobilien. Zudem ist Deutschland bei ausländischen Investoren heiß begehrt. Es gilt trotz möglicher Einbrüche im Außenhandel unverändert als Hort der Stabilität.